04/29/21

Stillleben sind die Zukunft des Marketings

Bild: Martine Paulauskas

Seien wir ehrlich: Die Produkte und Leistungen, die uns angeboten werden, sind austauschbar und werden immer austauschbarer. Asiaten essen Pizza, Europäer industrielle Ramen-Instant-Suppen, sie alle trinken Coffee to go einer großer amerikanischen Kette. Unsere Herkunft ist auch nicht mehr an unserer Kleidung oder Inneneinrichtung zu erkennen. Wir schreiben kontinentübergreifend auf den gleichen Computern jene Nachrichten, die auf der ganzen Welt zeitgleich auf einförmigen Netzwerken und Messengern zu lesen sind.

 

Marketing in der Sackgasse
Unter diesen Umständen fällt es immer schwerer, gleichförmige und oft gleichwertige Produkte überhaupt noch erfolgreich zu verkaufen. Der Vorzug wird demjenigen gegeben, der sich finanziell die quantitativ umfangreichere Kampagne leisten kann. Auch sie wird schnell langweilig, und es bleibt fast nur, auf die Mundpropaganda-Wirkung von Trendsettern und Influencern zu setzen.
Einen kleinen Schönheitsfehler hat diese Strategie schon: Eine volatile Welt erfordert ein volatiles und somit minderwertiges Geschäft, kurzlebige und damit kostspielige und unsichere Ansätze. Will sich das Marketing aus dieser prekären Lage befreien, werden tiefgründigere Überlegungen und fundiertere Mechanismen erforderlich sein.

So alt, so aktuell …
Methodologisch liegt die Lösung nah, die Bildende Kunst zeigt sie auf. Als Momentaufnahme mit rein ästhetischem Wert bietet das Stillleben alle Elemente, die Produktplazierung in unserer Zeit braucht. Es ist Produktporträt, Foodporn, Inszenierung und Storytelling zugleich.
Von den antiken Darstellungen von Obst und Wein über die Meister des 16. Jahrhunderts bis hin zu impressionistischen Werken oder der zeitgenössischen hyperrealistischen Malerei – Stillleben wirken durch die Stimmung, die sie vermitteln, aber auch und vor allem durch die Verbindung zwischen Komposition und der Fantasie des Betrachters, in diesem Falle also des Verbrauchers und potentiellen Käufers, der für sich, ob bewusst oder unbewusst, die Geschichte erzählt und zu Ende führt, sie nach seiner eigenen Vorstellungswelt gestaltet und moderiert.
Stillleben sind mehr als deskriptive Tableaus, sie sind eine Anleitung zum Fragen, Träumen, Wünschen, sie sind Belehrung und Angebot.

… so wirksam
Ob auf Instagram, Pinterest oder im Text – es sind die Stillleben, die uns zum Begehren anregen, die uns inspirieren, motivieren, überzeugen. In unserer sinnesüberflutenden Umgebung, in der Fülle und dem Überfluss der medialen Angebote und Entscheidungen, ist es das Stillleben, das der Werbung neue Wege der Einzigartigkeit aufzeigt.
Dies ist nicht nur der Beweis für die Zeitlosigkeit darstellender Genres und Werte, sondern auch ein Indiz dafür, wie sehr Ästhetik und Kunst in der Wirtschaft von morgen als Ausdrucksmittel, aber vor allem als Verkaufsargument und Differenzierungswerkzeug fungieren werden.

 

Der kaufmännische Erfolg von morgen ist nicht eine Innovation, ein Wundermittel, einen betriebswirtschaftlichen Jargonbegriff entfernt – nur ein Gemälde und die Geschichte, die es jedem einzelnen erzählt.

03/15/21

Kolumne – ein im deutschen Sprachraum in Verruf geratenes Genre

Kolumnen sind eine sehr alte Textform und im Grunde in vielfacher Hinsicht die Vorgänger mancher heutiger Blogbeiträge. Ihre Geschichte allerdings hat in den letzten Jahren eine unschöne Wendung genommen, und es ist zu befürchten, dass sie dem Zeitgeist anheimfallen – widersprüchlicherweise, leben wir doch in einer Welt, in der jeder über die elektronischen gesellschaftlichen Netzwerke seine Meinung kundtun kann und von dieser Möglichkeit reichlicher bis übermäßiger Gebrauch gemacht wird.

In früheren Zeiten galten Kolumnen nach dem investigativen Journalismus als prestigereiche Sparte des Zeitungswesens. Kolumnist zu werden bedeutete eine Beförderung und ein erhebliches Ansehen.
In der Tat erfordert die Kolumne besondere stilistische Fähigkeiten, die weit über diejenigen hinausgehen, die für die gewöhnliche Berichterstattung notwendig sind. Die wöchentliche Kolumne war in der säkularen Welt der Zeitung das, war der Messe die Predigt war.

Mit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch begann das Blatt, sich zu wenden. Immer häufiger wurden Kolumnen – in der breiten öffentlichen Vorstellung, aber durch das Aufkommen der Online-Medien und des damit verbundenen Dilettantismus’ auch zum Teil in der journalistischen Szene – mit anderen Formen verwechselt. Die Grenzen zwischen Kolumne, Glosse, Kommentar und Leitartikel wurden zunehmend unscharf. Noch hätten sich die unterschiedlichen Ansätze gegenseitig bereichern können, aber es sollte anders kommen.

Mit der Jahrtausendwende entglitt die Kolumne schließlich dem Journalismus und verlor eines ihrer wichtigsten Merkmale: die Konstante des vertrauten und professionellen Autors. Gastartikeleitelkeit einerseits und die immer dringendere, wirtschaftlich bedingte Unumgänglichkeit eines Gebots der Attraktivität in einer sich selbst aufgebenden Branche andererseits führten dazu, dass der Kolumnist seine Funktion und seine journalistischen Eigenschaften einbüßte. Prominente (oder welche, die es gerne wären) wechselten sich nunmehr ab und änderten die Spielregeln nach Gutdünken und Imageimperativen. Eine verheerende Mischung aus Profilierungssucht und Leserheischerei leitete den Weg zu einem sinkenden Niveau von Textqualität und Themen ein.

Heute ist das Wesen dessen, was eine Kolumne ist und sein sollte, weitgehend vergessen und wird von Lesern überhaupt nicht mehr verstanden, wie die Kommentarfunktion bekannter deutscher Online-Magazine veranschaulicht.
Kolumnen werden besonders gern angegriffen und als grundsätzlich überflüssig betrachtet. Sie sind das bevorzugte Ziel von Rechthabereien und Wortklaubereien und fallen damit, wie viele andere Dinge im Bereich Text, Kunst und Kultur, dem allgemeinen Schrei nach nackten und somit undifferenzierten Daten und vermeintlich objektiven Fakten zum Opfer – als freue sich die Menschheit darauf, endlich von gefühlsneutralen Robotern abgelöst und ersetzt zu werden, als bettelte sie regelrecht darum. Meistens wird nicht die geäußerte Meinung, also der Inhalt kritisiert, sondern das Genre an sich, weil seine Daseinsberechtigung, sein Zweck, seine Absicht und sein Nutzen schlicht nicht mehr bekannt und nicht mehr verstanden werden, und mit einer Reihe falscher Vorstellungen einhergehen.

Dass ein Genre komplett und zudem in relativ kurzer Zeit obsolet wird, ist in der Geschichte des Textes ungewöhnlich und bedauerlich. Dass es ausgerechnet in Deutschland der Fall ist, verwundert allerdings zugegebenermaßen leider wenig. Text- und Formerziehung werden unter dem Vorwand teils historischer Altlasten, die es abzutragen gebe, teils einer erklärten resoluten Zukunftsorientiertheit, tatsächlich wohl eher aufgrund kultur- und mentalitätsgewachsener Denkmuster und Werte grundsätzlich, wissentlich und gezielt vernachlässigt bzw. unterbunden.

So bleibt nur zu hoffen, dass diese Krankheit des Textvergessens nicht allzu sehr um sich greift, sich innerhalb unserer Sprachgrenzen eindämmen lässt und nicht auch noch sie zu einer vernichtenden Pandemie wird.

03/12/21

Saisonales Schreiben und seine Bedeutung

Obwohl ich dieses Blog schon einige Zeit führe und auf Twitter ziemlich genau zeige, womit ich mich beschäftige, fällt es vielen Menschen schwer, zu begreifen, was ich tue. Im Grunde genommen fällt es ihnen eher schwer zu begreifen, was ich nicht tue. Ich frage mich manchmal, wie oft in den vergangenen Jahren ich berichtigend die Sätze aussprechen musste: „Ich bin aber nicht Texterin“, „Nein, ich schreibe keine Werbeclaims“. Wenn ich jedes Mal einen Euro dafür bekommen hätte … Nun ja, Sie wissen schon …

Künstlerisches Schreiben ist eine Grenzdisziplin und wird als solche missverstanden, ja unverstanden. Es hat sicher damit zu tun, dass immer das Bekannte und Naheliegende angenommen wird. Das Ungewöhnliche braucht Erklärungen.

Ein wichtiger Aspekt, der meinen Arbeitsprozess gut verdeutlicht, ist das saisonale Schreiben.
Im Gegensatz zu Textern brauchen Künstler die sinnliche Anregung, den Augenblick, die Unmittelbarkeit der Erfahrung.
Natürlich schreibe ich zuweilen auch aus der Erinnerung an diese sinnliche Wahrnehmung heraus, aber dennoch bleibt selbst in diesem Fall die Unmittelbarkeit wichtig, und es gibt immer einen konkreten Anlass, einen Auslöser, der die Erinnerung wieder regelrecht fühlbar, spürbar zum Leben erweckt und so die Unmittelbarkeit wiederherstellt: Es kann ein Licht, eine Farbe, ein Geruch, ein Zufall, ein Erlebnis, eine Begegnung sein – ja, so lächerlich und abgedroschen es klingen mag: eine Art Madeleine.
Texter sind in der Lage – und das ist mehr als nur bewundernswert –, über „tote“ Dinge zu schreiben, d.h. über Dinge, zu denen sie keinen sinnlichen Bezug haben und für die sie sich nicht einmal interessieren. Künstler dagegen brauchen die Lebendigkeit und die Echtheit der Erfahrung, um zu malen oder zu schreiben. Daran ändert auch die Notwendigkeit von Auftragsarbeit nichts.

Saisonales und damit künstlerisches Schreiben bedeutet in erster Linie, dass dem Schreiben ein Kontext gegeben werden muss: ein Raum, ein Ort, eine Stimmung, ein fassbarer Gegenstand, ein Wunsch, eine Situation, eine eindrucksstarke Erinnerung, ein Bild, ein Gefühl.
Der Unterschied zum Texter ist dem zwischen impressionistischer Malerei und moderner kaufmännischer Illustration oder Sketchnotes sehr ähnlich. Deshalb ist der Titel meiner Website „Impressionistische Texte“. Während ein Maler auch bei Kommissionen ab einem Foto weiterhin in einem sehr erkennbaren Stil malt, kommt der Illustrator mit dem einfachen Befehl „Malen Sie mir ein paar Tomaten“ auch ohne lebendige Vorlage zurecht und greift dabei kontextfrei auf die Sicherheit seines handwerklichen Könnens und auf in seinem (Hirn-, aber auch Muskel-)Gedächtnis gespeicherte Muster und Schablonen zurück. Auch deshalb malt der Impressionist einen situativen Hintergrund, während der moderne kaufmännische Illustrator für die Bebilderung einer Speisekarte oder eines Supermarktprospekts etwa dies nicht braucht. Dies bedeutet nicht, dass einige Illustratoren nicht auch großartige Kunstwerke schaffen, bei denen der Unterschied zwischen Malerei und Illustration mitunter schwer zu erfassen ist oder sogar verschmilzt und die dem Betrachter zu Recht größte Bewunderung und Ehrfurcht abnötigen. Die Grenzen zwischen Tierporträts, botanischer Malerei und Illustration sind je nach Qualität in der Tat sehr fließend – hier wären viele Namen bemerkenswerter Künstler zu nennen. Aber in den meisten Fällen unterscheidet sich das Anliegen eines Illustrators, dessen Aufgabe es ist, Sushi-Häppchen auf eine Preisliste zu bringen, von demjenigen eines Kunstmalers in Auftragsarbeit.

Wenn potentielle Auftraggeber begreifen, dass ein wichtiger Teil meiner Arbeit saisonal ist, dann verstehen sie besser, was ich für sie tun kann und was nicht. Ich schreibe nicht auf Knopfdruck. Das können andere sehr viel besser. Ich fühle mich in den Textraum ein und gestalte ihn so, wie ich ihn erspüre. Ich erzähle von Stimmungen, Atmosphären – und sie sind nie von ihrem Kontext gelöst. Ein Hotelfenster im Winter erzählt nicht die gleichen Geschichten wie der Liegestuhl im Sommer oder die Frühstücksterrasse im Herbst. Die Gerüche des Weihnachtsmarkts sind nicht die des Apfelsaftfestes. Auch die Geräusche vor dem Hofladen folgen dem Rhythmus der Jahreszeiten.

Alles, was das Leben – auch meiner Auftraggeber – verändert, verändert auch die Texte, die ich für sie schreibe. Weil jeder Moment an einem bestimmten Ort einzigartig ist. Das ist saisonales, impressionistisches Schreiben. Nicht Texten.

03/6/21

Das Frühstück der Ruderer

Zu den Vorzügen meiner Kindheit gehörte, dass ich in der präschubladischen Ära groß werden durfte, was ich rückblickend sehr zu schätzen weiß. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Meine Urgroßeltern waren allesamt nicht Landwirte, sondern Kleinstbauern (die angemessene Bezeichnung wäre vermutlich „Selbstversorger“), meine Mutter hatte mit 14 Jahren die Schulbank gegen eine Schneiderlehre getauscht, mein Vater war mit 11 aus dem Familienumfeld gerissen, und ohne dass nach seinen Wünschen gefragt worden wäre, auf eine Kadettenschule geschickt worden, und war am Tage meiner Geburt, der meine bis dahin als Supermarktkassiererin arbeitende Mutter für den Rest ihres Lebens zur Hausfrau machte, eine Art Bürobote, was er noch einige Jahre bleiben sollte. Dass ich zur Literaturwissenschaftlerin und Kunstliebhaberin werden sollte, war alles andere als vorgezeichnet, denn ich stamme nach heutigen Maßstäben aus einer „armen“ und „bildungsfernen“ Schicht – nur wussten wir es damals nicht, weil es solche Etiketten nicht gab, und so ging ich meinen Weg, ohne mich darum zu kümmern und ohne zu ahnen, dass ich weniger Chancen hatte als andere. Tatsächlich habe ich es nie gemerkt oder gespürt, und meine Biographie spricht dafür, dass es nie so war.

Dementsprechend war es auch nicht selbstverständlich, dass ich mit Dingen der Kunst überhaupt in Berührung kam. Meine Eltern besaßen keine Bücher, Geld für Museumsbesuche wäre nicht vorhanden gewesen. Die Malerei entdeckte ich zufällig dank einer schokoladensüchtigen Großfamilie aus der Nachbarschaft, deren fünf Kinder über Monate eifrig Sammelpunkte aus Schokoladentafel-, Kakao- und Schokoladenkeksverpackungen ausschnitten, bis sie ein kleines Sammelalbum gefüllt hatten, einschickten und das entsprechende Geschenk bekamen: Es war eine spielkartengroße Schachtel voller Kärtchen zu allen möglichen berühmten Werken europäischer Malerei. Sie hatten kein Interesse daran, und ich bekam das wertvolle Päckchen, mit dem ich mich glücklich stundenlang beschäftigte und das ich wie einen Schatz hütete. Auf der Vorderseite einer jeden Karte war das Gemälde abgebildet, auf der Rückseite standen Titel, Künstler, eine kurze Biographie und Genreerklärung.
Ich war 6 Jahre alt, und dieses Werbegeschenk eröffnete mir ein fantastisches und offenbar unerschöpfliches Universum, das ich nie mehr verlassen sollte.
Wie Kinder nun einmal sind, kümmerte ich mich kaum um ein ausgewogenes und objektives Urteil, und schnell hatte ich – ein für allemal, wie ich damals dachte – insgeheim entschieden, welche Maler und welche Genres ich mochte und welche nicht. Turner, Watteau, Sisley, Constable, Gainsborough, Le Nain, Degas, Monet, Rembrandt, Chardin etwa liebte ich ebenso innig wie die Stilleben der holländischen Meister. Cézannes Pfirsiche gefielen mir, seine Porträts allerdings überhaupt nicht, bei seinen Landschaften war ich mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, denn seine Bäume waren in Ordnung, aber ich mochte keine Berge, und seine graue Nemesis traf bei mir auf achselzuckende Gleichgültigkeit. Toulouse-Lautrecs Werke fand ich gruselig bis abstoßend, Delacroix, Redon und Manet langweilten mich. Von Van Gogh und Picasso dachte die Unschuld meines Unwissens spontan, dass sie nicht malen konnten, und Renoirs Bilder fand ich wegen der vielen Pinktöne, der allgegenwärtigen Üppigkeit und der zu rosigen Bäckchen schlicht nur peinlich und kitschig.
Ein Gemälde jedoch faszinierte mich, und meine kindlich resolute Schwarz-Weiß-Sicht der Dinge konnte sich nicht erklären, wieso. Immer wieder griff ich zu der kleinen Karte: Ich konnte die Augen nicht davon lassen und konnte zugleich nicht glauben, dass das, was ich sah, wirklich von dem Mann stammen sollte, der so übertrieben adrette Mädchen auf Schaukeln, ordinär herausgeputzte Koketten oder Gärten voller unrealistischer Blütenpracht dargestellt hatte. Das Frühstück der Ruderer zog mich immer wieder in seinen Bann. Ich wusste nicht, warum, und ich konnte nichts dagegen tun.

Mit den Jahren, der damit unvermeidlichen Reife und mit zunehmender Bildung veränderte sich naturgemäß mein allzu undifferenziertes Urteil, und meine Meinung zu vielen Künstlern gewann selbstverständlich schnell und deutlich an Milde und Verstand.
Doch sollte es noch viele weitere Jahre dauern, bis ich begriff, warum ich zu diesem Werk, dessen Thema mich nicht einmal interessierte, das ich nicht einmal wirklich schön fand, eine so unerklärliche Verbindung gespürt hatte. Erst vor einiger Zeit, als mir das Bild, an das ich länger nicht mehr gedacht hatte, anlässlich einer Recherche zufällig wieder begegnete, wurde es mir auf einmal klar: Das Frühstück der Ruderer ist eine Momentaufnahme voller Geschichten. Es ist voller Geräusche und voller Lärm, voller Stimmen und Dialoge, voller Düfte und Gestank, voller Hitze und Wind, voller Lachen und Streit, voller Intrigen und Neugier, voller Fragen und Rätsel. Es ist Raum, Atmosphäre – es ist Text.

Zu den Bildern, die ich gerne besitzen würde, gehört es nach wie vor nicht. Aber heute weiß ich, dass ich an dem Tag, an dem ich dieses Kärtchen in Händen hielt, zum ersten Mal schrieb – ohne Stift, ohne Papier, ohne Worte zwar, aber ich schrieb. Was ich spürte, war, was mein Leben werden sollte. Daran zurückzudenken ist nicht schön, nicht rührend oder bestätigend, sondern vielmehr erschreckend. Es zeigt, wie unausweichlich Kunst bestimmen kann, was wir sind und werden, und wie wenig wir in dieser Gleichung zu sagen haben. Kunst und Schreiben habe ich mir nicht ausgesucht. Ich kann nicht anders – ob ich will oder nicht.

06/20/19

Plädoyer für mehr Normalität in der Kunst

Es gibt in meinem Blog unterschiedliche Artikel. Die meisten schreibe ich, weil es nun einmal zum heutigen Marketing gehört. Einige schreibe ich, um meine Arbeitsweise zu erläutern und so potentiellen Auftraggebern zu verdeutlichen, was sie von mir erwarten dürfen und was ich ihnen nicht anbiete; weitere, um inhaltliche Missverständnisse um bestimmte Begrifflichkeiten auszuräumen. Die wenigsten sind Ausdruck eines wirklichen Mitteilungsbedürfnisses – dieser Beitrag ist eine dieser Ausnahmen. Deshalb ist er deutlich länger als andere. Deshalb folgt er nicht der üblichen Struktur eines Blogposts. Manche werden ihn vielleicht provokativ, überheblich oder gar weltfremd finden. Damit kann ich sehr gut leben: Er ist schonungslos aufrichtig.

Veröffentlichte ich diesen Text als Abhandlung, trüge er den Untertitel: „Von der Schwierigkeit, in Deutschland Kunst zu leben“. Er ist in der Tat das Ergebnis eines über lange Zeit gewachsenen Unmuts, der über Frust weit hinaus geht.

In letzter Zeit bekam ich zufällig – durch Dokumentationen, eigene Recherchen und Bekanntschaften auf Twitter, die zu einem persönlichen Austausch per eMail führten – Einblick in die Selbst- und Fremdeinschätzung von Künstlern in anderen Ländern. Darunter waren japanische Kunsthandwerker und Kalligraphen, amerikanische LandArt-Künstler, englische Aquarellmaler und einige mehr. Alle haben eins gemein: Es sind ganz normale, unkomplizierte Menschen, ohne Posen, ohne sichtbare Exzentrizitäten. Sie kleiden sich durchschnittlich, tragen keinen flammenden Irokesenschnitt, fallen auf der Straße nicht auf. Ihre Kunst aber ist oft entwaffnend anrührend, virtuos und atemberaubend.
Das Statement dieser Künstler entwickelt sich auf natürliche, organische Weise und oft im Laufe der Zeit: aus Liebe zu ihrer Arbeit und dem aufrichtigen, leidenschaftlichen, aber zugleich durchaus unaufgeregten und bescheidenen Bedürfnis, ihre Freude, ihre Begeisterung, ihr Anliegen zu teilen, oder aus den Antworten, die sie Menschen geben, die sich für ihre Werke interessieren und sie nach ihren Motivationen und Inspirationen fragen. Es ist der Versuch, das Wesen ihrer Arbeit und ihres Ansatzes im Wort zu artikulieren, der sie zu dem führt, was andere als Statement auffassen. Die Bewusstwerdung eines Statements entsteht durch den Dialog – während, aber vor allem nach dem Schaffensprozess und als Folge der Rezeption. Diese Natürlichkeit tut dem wirtschaftlichen Erfolg keinen Abbruch.

Hier in Deutschland scheint das Gegenteil der Regelfall zu sein. Schnell bekommt man den Eindruck, dass erst eine Positionierung da sein muss, bevor sich jemand als Künstler fühlen darf und sich zu einem solchen erklärt, und dass erst in einem dritten Schritt die Arbeit überhaupt geschieht, als könne Kunst nicht ohne die theoretische Grundlage abstrakter Prinzipien entstehen. Je esoterischer das Statement klingt und je selbstbewusster und ichbezogener der Künstler wirkt, um so besser. Künstler ohne Eigenarten und Abnormalitäten müssen entweder alteingesessen sein, oder sie werden nicht ernstgenommen.

Mich stört die Vorstellung sehr, dass ich vermutlich mehr nach meinem Statement als nach meiner Arbeit beurteilt werde. Ich möchte nicht das Bedürfnis anderer bedienen, in mir etwas Exotisches zu sehen. Ich tue das, was mir entspricht, aber ich muss nicht deshalb etwas Besonderes sein oder sein wollen. Meine Texte dienen dazu, Gegenstände, Landschaften, Augenblicke einzufangen, die ich schön finde. Es sind Impressionen, die ich festhalten, bewahren möchte, weil sie eine Schönheit in sich tragen, die mich beeindruckt, die flüchtig ist, von der ich mich aber nicht verabschieden möchte. Ich verspüre den Drang, sie zu „retten“, ihre Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit schützend zu umgeben, weil sie kleine Kostbarkeiten sind, die für immer zu verlieren zu schade wäre.
Deshalb rede ich von Momentaufnahmen, Porträts oder Aufzeichnungen. Dahinter steckt keine wie auch immer geartete intellektuelle Philosophie, kein höherer Sinn und keine selbstverliebte überhöhte Überzeugung. Ebenso bilde ich mir nicht ein, etwas „zu sagen“ zu haben – geschweige denn „kreativ“ zu sein. Wenn ich eine Geschichte erzähle, tue ich es lediglich als Zuschauer, als Photograph. Ich kreiere nicht, ich beschreibe. Ich unterwerfe mich dem, was ich sehe, rieche, höre, spüre. Zufällig ist mein Werkzeug dafür das Wort; Layout und Papier sind der Rahmen und die Beleuchtung dieser „Gemälde“.
Mit mir haben meine Texte im Grunde nur soweit zu tun, als dass ich dem Leser meine Augen, Nase, Ohren, Finger leihe. Ich beobachte, sehe schöne Dinge und halte sie um ihretwillen fest. Ich habe dabei nicht das Bedürfnis, mich auszudrücken, mich mitzuteilen oder, wie ich es in manchen Artikeln über das Künstlertum ärgerlicherweise immer wieder lese, etwas zu „offenbaren“, was „aus meiner Seele“ käme, mich zu „entblößen“, etwas von mir preiszugeben. Schreiben ist für mich kein „intimer Akt“, es ist eine Technik, ein Mittel, ein Weg. Auch deshalb sehe ich mich nicht als Schriftstellerin, Dichterin oder Autorin, wie einige es unbedingt ausdrücken wollen. Mit solchen Begriffen kann ich nichts anfangen.
Natur, Zufall, Licht, Schatten, Farben, Klänge und Gerüche erschaffen Bilder und Geschichten, die zu schön, zu zart, zu überwältigend, zu kostbar sind, um sie sich einfach auflösen zu lassen – auch wenn der Versuch, sie festzuhalten, immer nur unzulänglich und unperfekt sein kann. Ich bin nur das Werkzeug der schönen Dinge, die uns – zu oft unbemerkt, zu oft übersehen – umgeben, und verfolge keine andere Absicht, als dazu beizutragen, sie zu zeigen und zu bewahren, damit ihre Schönheit nicht ganz umsonst war.

In Deutschland geht Normalität in der Begegnung mit einem Künstler oft mit Enttäuschung einher. Die Menschen erwarten seltsame, überspannte Wesen mit unerklärlicher Kleidung, außergewöhnlichen Frisuren, unberechenbarem Auftreten, sozialen Verhaltensauffälligkeiten oder anderen Abnormitäten irgendwelcher Art. Künstler sind in der allgemeinen Vorstellung sonderbar, rüpelhaft, zerstreut, unordentlich, chaotisch – als müssten Andersartigkeit und wie auch immer zur Schau getragene Genialität den Beweis dafür erbringen, dass man es tatsächlich mit einem Künstler, und vor allem mit einem glaubwürdigen Künstler zu tun hat.
Mir scheint, dass gerade hier bei uns solchen Erwartungen nur zu gern entsprochen wird. Ich weiß nicht, ob die Künstler es bewusst oder unbewusst als Bringschuld empfinden, sich dem gesellschaftlichen Druck zu beugen, oder diese Auffassung von vornherein teilen und daher auch von sich selbst ein bestimmtes Bild haben, das sie wirklich gerne leben. Die Begründung einer wirtschaftlichen Notwendigkeit und einer Marketingstrategie bzw. der Unumgänglichkeit einer einzigartigen und auffälligen Positionierung als Markenbildung in Zeiten permanenter Vergleichbarkeit und internetgenerierter Konkurrenz halte ich eher für eine willkommene Ausrede, würde sie allerdings nicht gelten lassen. Künstler wie Sophie Ploeg zeigen zur Genüge, dass gute Arbeit und erfolgreiches Marketing nicht mit verrückten Posen einhergehen müssen.
Auch dass einige Künstler in der Vergangenheit dafür berühmt waren, anders zu leben und zu sein, scheint mir eher irrelevant und konstruiert. Viele große Künstler und Schriftsteller waren einfach nur fleißige Arbeiter – man denke nur an den in höchstem Maße disziplinierten Thomas Mann oder den unglücklichen und unscheinbaren Bonnard. Tatsächlich wären diejenigen, die durch einen unkonventionellen und betont auffälligen Lebensstil auf sich aufmerksam gemacht haben, vermutlich auch dann extrovertierte Paradiesvögel geworden, wenn sie sich für eine Laufbahn als Bäcker oder Physiker entschieden hätten. Viele sehr gute Schauspieler führen ein solides und biederes, unaufregendes Familienleben; schnelle Autos, Drogen, Alkohol und Prostituierte gehören nicht schicksalhaft zur Berufsbeschreibung, und Exzentrizitäten sollten genauso wenig mit dem Wesen von Künstlertum verwechselt werden.
Die einzige und gemeinsame psychische Auffälligkeit von großen Künstlern ist ihre Besessenheit in ihrem Bemühen, ihre Arbeit so gut wie möglich zu machen, in ihrem Willen, ihre Methoden, ihre Techniken, ihr Handwerk also, dafür unermüdlich zu perfektionieren, in der Unablässigkeit ihrer ästhetischen Suche und in der ständigen Hinterfragung ihrer Ansätze.

Selbstbilder, die nach außen getragen werden, haben Konsequenzen. Die Verachtung und der mitunter blanke Hass, der Künstlern hierzulande in den wohlgesetzten Foren berühmter Nachrichtenmagazine entgegenschlagen, ist zweifelsohne Ausdruck eines typisch deutschen Konformismus’ und Materialismus’ und einer zugegebenermaßen deprimierenden MINT- und Technikhörigkeit, die unbestritten immer deutlicher und mit zunehmend verletzendem Vokabular propagiert werden – darüber gäbe es in dem Vergleich mit anderen Ländern wie Japan, England, Italien, Frankreich, Brasilien, den USA und dem afrikanischen Kontinent ebenfalls sehr, sehr viel zu sagen, und nichts davon wäre für Deutschland auch nur annähernd schmeichelhaft. Es ist nicht zu beschönigen. Dieses negative Bild ist aber auch zu einem Teil der Widerhall einer völlig unnötigen Oberflächlichkeit und einer krampfhaft pseudo-intellektuell unzugänglichen Selbstdarstellung, die gerade dem Auftrag der Kunst diametral entgegenstehen und ihr Wesen verfälschen, ja vergessen lassen.

Etwas mehr Demut und Normalität würde der deutschen Kunstwelt nur gut tun – und sie vor allem nach einem langen Irrweg zu den Wurzeln dessen zurückführen, was Kunst ist: der Schutz und Ausdruck des Schönen. Kunst ist Suche und Arbeit. Kleine, unaufhörliche, unsichtbare, unscheinbare, anstrengende und wenig glamouröse Arbeit. Um der Sache und der Leidenschaft willen, nicht um der Person willen. Eine ganz normale Arbeit.

04/18/19

Wabi Sabi – wie ein japanischer Ausdruck meinen künstlerischen Ansatz erläutert

Bevor Missverständnisse entstehen: Ich bin kein irgendgearteter Japan-Fan – ich eigne mich als „Fan“ (ganz gleich wovon oder von wem) zugegebenermaßen grundsätzlich ohnehin recht wenig –. Die japanischen Landschaften, so ich sie kenne, empfinde ich in vielen Fällen als eher trist und bedrückend; ich weiß genug von der japanischen Esskultur, um eingestehen zu müssen, dass ich in diesem Land vermutlich verhungern müsste; ich halte nichts von Spiritualität, die im japanischen Alltag als Glaube und Aberglaube eine große Rolle spielt; und der so krampfhafte wie naive Versuch des Westens und insbesondere seiner weiblichen Bewohner, asiatische Medizinen, Ernährungs- und Sportarten unreflektiert und gerade unter dem Vorwand der Reflexion zur allgemeingültigen Weisheit und Wahrheit, zur Rettung des Abendlandes und der eigenen Lebensführung erheben zu wollen, löst in mir Fluchtreflexe und Distanzierungsinstinkte aus.

Sehr wohl allerdings sprechen mich einige Aspekte der japanischen Alltagsästhetik und vor allen Dingen die japanische Einstellung zu Kunst, Handwerk, Kunsthandwerk und Design durchaus an, denn viele von ihnen sind ein Spiegel meiner eigenen Sicht meiner Aufgabe: Die unaufgeregte, ja natürliche Balance zwischen persönlicher Demut und höchstem Qualitätsanspruch, zwischen dem unerlässlichen Streben nach Perfektion im eigenen Tun und der bedingungslosen Liebe zur Schönheit des Unscheinbaren in Natur und Gegenständen, zwischen einer bescheidenen Handwerksanschauung und einer komplex ausformulierten Werkphilosophie, zwischen einem schlichten und ruhigen, von Forschung und Suche geprägten Leben und der starken Treue zu Idealen und analogen Traditionen, zwischen respektvollem Bewahren und freudigem Experimentieren entspricht ganz und gar dem, was ich als Sinn der künstlerischen Arbeit betrachte, und dem, was ich hier in Deutschland vermisse. Diese Werte, die in Japan insbesondere in der hohen Anerkennung und in der gelebten Praxis des Kunsthandwerks ihren Ausdruck finden, sind seit jeher auch meine, auch wenn ich sie nicht zum Vorbild nahm und mir meine Nähe zu ihnen erst sehr spät, in letzter Zeit nämlich, und eher zufällig bewusst wurde.

Die japanische Sprache ihrerseits ist für Menschen, die Text lieben, auch dann ein reizvolles Forschungsgebiet, wenn man sie nicht fließend beherrscht. Sie ist vielschichtig und einfach zugleich. Eine einzelne Silbe, ein Wort können die Bedeutung eines vollständigen Satzes haben und enthüllen eine zutiefst charmante, zuweilen amüsante und immer entwaffnend poetische Betrachtungsweise der einfachsten Dinge.

„Wabi Sabi“ ist einer dieser gedichtartigen Ausdrücke, die eine ganze Welt mit und in all ihren Facetten zusammenfassen. Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal um die Existenz dieses Begriffs, noch weniger wusste ich, dass der Westen ihn mittlerweile als Lifestyle- und Einrichtungstrend entdeckt hat und halb (und deshalb falsch) rezipiert bedauerlicherweise zum Hype des Unperfekten und zur Ausrede der Nachlässigkeit missbraucht.
Tatsächlich ist „Wabi Sabi“ ein verflochtenes und mosaikartiges ästhetisches Konzept, das programmatisch dazu mahnt, das vermeintlich Unscheinbare oder Beschädigte zu (betr)achten, dessen Schönheit zu ergründen und zu ehren, und jenseits der alles überstrahlenden Kraft des Perfekten und Neuen gerade die kleinen, alten und gebrauchten Gegenstände in ihrer faszinierenden Fragilität, ihrer bezaubernden Schlichtheit, Flüchtigkeit, Wesentlichkeit, Vergänglichkeit, Gebrochenheit, Zerrissenheit und Reife zu sehen, zu lieben und zu zeigen, ihren Geschichten zuzuhören, festzuhalten und zu erzählen, ja zum Gegenstand der Kunst und aller Ästhetik zu machen.
Perfektion wird wiederum in der Betrachtung und Detailgenauigkeit erwartet, sowie in der Vielfalt und Tiefe des lang tradierten handwerklichen Könnens, das zur zu bewahrenden Kostbarkeit erklärt wird.

Es war für mich eine Überraschung – wie ich zugeben muss –, zu entdecken, dass ich mit meinem Ansatz des Sehens und des Festhaltens der kleinen Dinge und der Zerbrechlichkeit des Augenblicks also nicht alleine dastehe.
Der Begriff „Wabi Sabi“ erscheint nicht auf meiner Website und ist nicht Teil meines Statements, denn es ist nicht so, dass ich mich diesem Prinzip anschließe oder angeschlossen hätte: Vielmehr ist diese Einstellung für mich natürlich, mit meiner Denkart eng verwandt. Es war schon immer meine Art zu sehen und zu schreiben, und sie ist der wichtigste Antrieb meiner Arbeitsweise und meines privaten Alltags. Im Profil meines Twitter-Accounts wiederum habe ich vor wenigen Tagen die Zeile „Wabi Sabi Text Art“ hinzugefügt, denn dieser Ausdruck eignet sich in der Konzentration der Informationen, die er liefert, ganz wunderbar für ein Medium, in dem alles in nur wenigen Zeichen wiedergegeben werden muss, und das sich eher der breiten Masse widmet.

Vor allem aber geht es mir um Trost, Mut, Schaffensfreude und Selbstbild. Es tut mir gut, zu wissen, dass ich nicht einfach ein lächerliches Relikt aus analogen Zeiten bin, dass meine Suche und meine Art von Ästhetik von anderen als sinnig empfunden und geteilt wird. Es gibt mir Kraft, zu erfahren, dass Künstler und Kunsthandwerker, wenn auch Tausende von Kilometern entfernt, unbemerkt, gesichtslos und unprätentiös, ohne Anbiederung und Kompromisse, oft ohne Website und Social Media-Profile sogar, jedoch mit aufrichtiger Passion und größter Selbstverständlichkeit, ihrem leisen, beständigen Weg und ihren Überzeugungen folgen und auf diese Weise wunderschöne, einzigartige und unermesslich wertvolle Dinge erschaffen – und dies mit (auch wirtschaftlichem) Erfolg tun.

„Wabi Sabi“ bedeutet für mich, dass es außerhalb des Landes der Ingenieure, der Technik-, KMU- und MINT-Gläubigkeit, außerhalb der vielen Marketingzwang-Universen, tatsächlich doch noch kleine verwunschene Welten gibt, in denen Echtes und Schönes einen wirklichen Stellenwert haben.

06/21/17

Unvergesslich: Was bleibt, ist das Besondere

Ein eidetisches oder ein perfektes autobiographisches Gedächtnis haben die wenigsten Menschen. Die meisten können sich nicht an alle Einzelheiten ihres Lebens erinnern, sondern lediglich an die Tage, die sich durch eine Besonderheit von anderen unterscheiden – sei es, weil sie ungewöhnlich schön, warm, kalt, traurig, glücklich, tragisch, sonnig, verregnet waren oder einen Meilenstein ihrer Biographie bildeten. Was uns bleibt und begleitet, ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme, das Einzigartige.

Was im Privatleben gilt, ist im geschäftlichen Umfeld umso entscheidender. Aufmerksamkeit für ein Unternehmen, ein Produkt oder eine Idee zu generieren, ist angesichts der heutigen Fülle an Informationen, die zu kanalisieren und zu verarbeiten sind, nicht nur eine ohne erhebliches Budget kaum zu bewältigende Herausforderung, sondern bei weitem nicht mehr genug. Der im vergangenen Jahrhundert noch wirksame Überraschungsmoment wird mittlerweile nur dann in Erfolg umgewandelt, wenn er nicht zu flüchtig ist – wenn er auch in unseren Zeiten überreizter Sinne und unbändiger Inhaltsüberflutung erinnerungswürdig ist. Will sich ein Unternehmen dauerhaft ins Gedächtnis einprägen, muss es sich nicht nur von Wettbewerbern, sondern vor allem von der ganzen Vielfalt des Alltags abheben. Erlebnismarketing muss ebenso allzu logische und vorhersehbare Pfade verlassen. So werden selbst kleine Unternehmen mit überschaubaren Mitteln zu einer langfristig beachteten Marke.

Dies erfordert eine Qualität von Einzigartigkeit, die weit über die von Werbung und Positionierung ermöglichten Kategorien hinaus gehen muss. Dieser Weg kann etwa über besondere Formen der Kommunikation führen. Papier und Handschrift zum Beispiel bieten die Möglichkeit einer individuellen und daher positiv registrierten, wertschaffenden Kundenansprache.
Newsletter und Artketing sind hierbei nur ein Aspekt. Handgeschriebene und verzierte Dankeskarten auf besonderen Materialien – es muss nicht einmal immer Papier sein – runden nach einem umfangreichen Auftrag die Beziehung zum Kunden ab und schaffen ein emotionales Verhältnis, das mit keiner traditionellen Werbung zu erreichen wäre. Auch persönliche Geschichten als Verkaufsgeschenk neben der üblichen Weinflasche verstärken die Nachhaltigkeit der Erinnerung … und sind noch lange in greifbarer Nähe, wenn der Präsentkorb längst leer ist. Geschäftseröffnungen bieten Anlass für Textevents, die unzählige Facetten annehmen können: Text-Installationen können als ausgestelltes analoges Blog die Etappen der Firmengründung abbilden, Erzähler können den Besucher vor Ort und live mit Geschichten und Textporträts zum Mitnehmen beschenken.

Der Text als Kunst, Momentaufnahme und Geschichte ist für Unternehmen aller Größen und unabhängig von ihrem Werbe-Etat ein ideales Instrument, um Einzigartigkeit zu erschaffen – und damit dauerhaft unverwechselbar und unvergesslich zu werden.

06/21/17

Wenn Worte versagen

Gerade in außergewöhnlichen Situationen und zu Anlässen, die einer besonderen Würdigung bedürfen, fällt es vielen schwer, die richtigen Worte zu finden.
Nicht nur Trauerfälle, Scheidungen oder Krankheiten, sondern auch freudige Ereignisse wie eine Geburt, Geburtstage, Jubiläen, Hochzeiten, ein Umzug oder andere Meilensteine des Lebens wie der erste Job, eine Beförderung oder der Ruhestand sind Momente, an denen die Worte sich den meisten einfach ganz zu entziehen scheinen. Besonders kompliziert wird es, wenn eine positive Nachricht auf eine tragische folgt: Jemandem zur Geburt eines Kindes zu gratulieren, ist heikel, wenn derjenige wenige Wochen zuvor einen geliebten Menschen verloren hat.

In der Tat ist hier ein emotionaler und persönlicher, sensibler und behutsamer Ansatz erforderlich, und diese Balance zwischen Aufrichtigkeit und Zurückhaltung wird als schwierig empfunden. Außerdem befürchten manche, sie würden „kitschig“ wirken, wenn sie so schreiben, wie sie es spüren oder gelernt haben. Gleichzeitig ist Originalität gefragt, wenn der Text, und damit seine Botschaft, unvergesslich sein und wirklich berühren soll. Schreibtechniken und die damit einhergehenden festen Formulierungen und Geflügelten Worte genügen hier nicht mehr.
Ein gelungener Text bleibt nicht nur in Erinnerung, er wird zu einem wichtigen Teil der Lebensgeschichte dessen, der ihn liest. Ich habe im Laufe der Zeit viele Trauer- und Gratulationskarten geschrieben. Allen gemeinsam ist die Tatsache, dass mir heute noch – mitunter zehn, zwanzig oder dreißig Jahre später – erzählt wird, dass sie immer wieder gelesen und geschätzt werden, dass sie zu einem wichtigen Element von Ritualen und Erinnerungen geworden sind und heute noch bewegen wie am ersten Tag.
Solche Briefe und Karten sind keine Pflichtübung. Sie werden nicht weggeworfen, sondern aufbewahrt, weil sie zu Recht als Geschenk empfunden werden und eine zutiefst menschliche Komponente haben, die intuitiv wahrgenommen wird. Sie vertiefen und gründen Freundschaften, zeigen den Wert, den der Absender in die jeweilige Beziehung projiziert. Sie schaffen zwischen den Menschen ein Stück Ewigkeit. Durch ihre Bedeutung für den Leser integrieren sie sich in seinen Alltag und werden zu einem unauslöschlichen und unentbehrlichen Teil seiner persönlichen Geschichte.
Was diese Texte so besonders macht, ist, dass sie keine Floskeln enthalten, sondern sich individuell in die Person einfühlen, für die sie bestimmt sind, und ihr Worte schenken, die sie nicht erwartet hatte, die ihr wirklich entsprechen und sich aufrichtig mit ihrem Leben und ihrem Wesen auseinandersetzen, die tatsächliches Interesse und Anteilnahme zeigen und eine psychologische Dimension haben.

Schreiben zu lassen, wenn die Worte versagen, steht mit Individualität und Aufrichtigkeit nicht im Widerspruch. Was im Gegenteil zählt, ist, dass die richtigen Worte ihre Wirkung so entfalten, wie der Absender es möchte, wie er sie selbst schreiben würde, wenn er es könnte.

03/19/17

Die Neurobiologie der Kunst

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel widmete sich der Digital Marketing-Spezialist Alexander Hetzel dem Widerstreben vieler Künstler, sich in den Social Media aktiv zu vermarkten. Die an sich schlüssige – und wie immer bei ihm sehr gut geschriebene – Kolumne zeugt einerseits von einer praxisnahen Erfahrung mit der schwierigen Beziehung von Kunst und Selbstvermarktung, übersieht und unterschätzt dabei allerdings viele Elemente der neuronalen Struktur des Künstlers.

Laienhafte Neurobiologie als Gedankenstütze
Es ist nicht nur ein vulgärpsychologischer Gemeinplatz und eine Ausrede: Alle Biografien werden in einem manchmal mehr, manchmal weniger bedeutenden Maße von kindlichen Erlebnissen geprägt. Jenseits der gern bemühten Traumata, der „ganz schlimmen“ oder „besonders glücklichen“ Kindheit verbirgt sich eine biochemische Realität. Stark vereinfacht ausgedrückt: Unser Gehirn gleicht einem großen, zunächst jungfräulichen Areal, in dem jeder unserer Schritte Spuren hinterlässt. Erinnerungen, praktische Fakten, Erlebnisse und Erkenntnisse bilden Straßen, zwischen denen sich mit der Zeit Verknüpfungen ergeben: die neuronalen Verbindungen. Diese Straßen werden um so breiter und ausgeprägter, je außergewöhnlicher ein Ereignis war oder je häufiger es sich eingetreten hat. Deshalb sind wir in der Lage, Dinge zu lernen und aus Erfahrungen Rückschlüsse für unser künftiges Verhalten zu ziehen.

Die Entdeckung des Talents als Maßstab späterer Wahrnehmung
Dem künstlerisch begabten Kind geht es hier nicht anders als anderen Kindern: Es registriert Signale und setzt sie zu einem Puzzle zusammen, aus dem es lernt. Was es lernt, ist einfach: Wenn man etwas besonders gut kann, registriert es die Außenwelt. Dies hat nur bedingt Wert, wenn Eltern, Großeltern und Verwandte das Lob aussprechen, denn auch ein Kind im Grundschulalter merkt instinktiv sehr wohl den Unterschied zwischen einem aus Liebe entstandenen Zuspruch und der Anerkennung einer neutralen und kundigen Person wie Lehrer oder Fremde, auch wenn es nicht in der Lage wäre, ihn in dieser Form zu artikulieren. Gerade talentierte Kinder aber haben oft nicht einmal das Bedürfnis, zu zeigen, was sie tun. Sie tun es für sich selbst und sehen darin nichts Besonderes, staunen nicht selten sogar über das aus ihrer Sicht unerklärliche Interesse anderer an etwas, das sie nur als grundlose Lieblingsbeschäftigung bezeichnen würden – dass es ihnen ein inneres Bedürfnis ist, dass sie nicht anders können, vermögen sie erst Jahre später in Worte zu fassen. Die Begeisterung anderer kann ihnen entweder unangenehm oder unverständlich, seltsam oder dumm erscheinen. Ganz gleich wie unwichtig, lästig oder peinlich ihnen das gesteigerte Interesse sein mögen, ihr Gehirn lernt daraus vor allem eins: Wenn man etwas wirklich gut kann, und zwar ganz außergewöhnlich gut kann, wird man entdeckt, auch wenn man sich nicht darum bemüht. Wird das Talent beim kleinen Kind durch Wiederholung des Lobs oder gar durch die Förderung durch einen Mentor, Stipendien oder Preise stetig genug in den Vordergrund gerückt, stellt das Gehirn aus diesem Grundprinzip weitere Verbindungen her. Aus dieser gedanklichen Hauptstraße entwickeln sich also logische Nebenstraßen: Wird meine Arbeit nicht beachtet, ohne dass ich darauf aufmerksam machen muss, ist sie nicht herausragend genug. Variante: Wer seine Arbeit zeigen muss, um beachtet zu werden, kann nicht gut sein. Und tatsächlich erleben sie auch, dass gerade diejenigen, die gerne ihre Werke zeigen, im direkten Vergleich oft nicht viel zu bieten haben und an Selbstüberschätzung leiden.

Folgen für die spätere Selbstwahrnehmung
Künstler sollen zu Selbstzerfleischung und Selbstzweifeln neigen, und dies wird oft als Ergebnis einer überempfindlichen, sprich nicht ganz gesunden Psyche aufgefasst, ohne die Kreativität wohl nicht möglich sei. Das Gegenteil ist der Fall. Begabung und Berufung haben für das Kind keinerlei Bedeutung und es sucht nicht nach der Anerkennung, die ihm zuteil wird. Sie kommt zunächst auf es zu, während es ohne Hintergedanken oder Ziele das tut, was ihm von Natur aus Spaß macht und seinem Wesen entspricht. Es wäre ebenso falsch zu denken, dass Künstler von Geburt an Narzissten sind, die nur aus der Bewunderung anderer zu zehren in der Lage sind und lobheischend durch die Gegend rennen. Das Verlangen nach der Entdeckung ohne eigenes Zutun ist kein Hunger eines instabilen und leicht zu kränkenden Selbstbewusstseins, sondern ein durch Erfahrung erlerntes Werkzeug zur Messung der Qualität der eigenen Arbeit und der Erfüllung der eigenen höchsten Ansprüche. Es geht um die Angst, die eigenen Maßstäbe nicht mehr zu erfüllen, der eigenen Begabung nicht mehr gerecht zu sein, nicht um Bestätigung um der Bestätigung willen.

Forschung ist immer ewige Jugend
Dass Künstler darauf warten, entdeckt zu werden, ist also das Ergebnis eines konstanten Lernprozesses des Gehirns in einer besonders prägenden kindlichen Phase, das dadurch verstärkt und zementiert wird, dass sich im Studienalter die Geschichte fortsetzt und die entsprechenden neuronalen Verbindungen immer kräftiger werden. Gerade aber weil Kunst ein Bereich ist, in dem die verbissene Suche nach Fortschritten und ständiger Steigerung Inhalt der täglichen Arbeit ist, gibt es für den Künstler beim Übergang in die Beruflichkeit keinen radikalen Schnitt, wie es in anderen Branchen der Fall ist, in denen Studium und Praxis nichts mehr gemein haben und eine ganz andere Welt mit neuen Richtwerten betreten wird. Ein Umdenken und die damit verbundene Entstehung neuer neuronaler Bahnen bleiben daher aus. Der Künstler ist sein Leben lang der junge Mensch, der nach der Kunst, wie er sie anstrebt, dürstet.
Diese ewige Jugend ist nicht ein Makel der Kunst, sie betrifft auch die gesamte akademische wissenschaftliche Forschung und sie ist das, was Kreativität ausmacht: der unverfälschte Blick, das unstillbare Sehnen. Der Unterschied ist, dass der Künstler frei und seine Arbeit nicht durch eine beamtliche Struktur geschützt und entlohnt wird.

Beruf und Berufung
Selbstverständlich steht es jedem Menschen zu, im Alter alte neuronale Verbindungen zu kappen und neue herzustellen. Verhaltenstherapie und Hypnose oder schlichtweg Selbstüberwindung und Selbstdisziplin sind hier zweifelsohne hilfreich. Aber ist der künstlerische Ansatz eine Krankheit, die wie eine Angst- oder Essstörung behandelt werden sollte? Den Künstler zu zwingen, sich für Marketing zu interessieren, würde dieser Behauptung gleichkommen.
Alexander Hetzel setzt in seiner Kolumne professionelles Künstlertum mit bezahlter Arbeit gleich, stellt die Berufung dem Beruf gegenüber und fordert Künstler auf, umzudenken, sich professionell zu verhalten, die Prinzipienreiterei aufzugeben und keine Möglichkeiten der Selbstvermarktung – die er als „neuen Realismus“ bezeichnet – für sich auszuschließen. Auch wenn er es nicht ganz so provokativ formuliert, soll der Künstler im Grunde genommen erwachsen werden, sich endlich mit der Realität abfinden und den Elfenbeinturm verlassen. Damit steht der Kolumnist nicht alleine da, wie zahlreiche Kommentare auf Artikel zum Thema Kunst in verschiedenen deutschen Online-Magazinen zeigen.
Dieser Antagonismus ist zeitgeisttypisch, erschreckend entlarvend und aus meiner Sicht zutiefst deprimierend.
Zum einen setzt diese Aussage voraus, dass es kein Berufsethos geben kann und nur die Berufung ethische Maßstäbe und qualitative Ansprüche an sich selbst kennen kann. Moral, Idealismus und Selbsttreue werden zu naivem Kinderkram degradiert, der keinen Wert für unsere Gesellschaft hat.
Zum anderen verkennt sie, was Kunst ist. Kunst ist eben nicht, wie Alexander Hetzel es sieht, was „der Markt als Kunst definiert“. Kunst ist durchaus die Meisterschaft des Handwerks, doch gepaart mit einer ästhetisch-theoretischen Zielsetzung. Und das ist sie, ob sie Geld bringt oder nicht. Ein Leuchturmwärter kann eben nur in Höhe und Abgeschiedenheit seine Arbeit gut verrichten. Mischt er sich unter die Dorfbevölkerung am Boden, macht er seinen Job schlecht, d.h. gar nicht.

Erfolg in der Kunst: Missverständnisse & Wortklaubereien
Künstler möchten entdeckt werden und natürlich von ihren Werken leben können. Missverstanden wird allerdings, was dieser Wunsch beinhaltet.
Für ihre Kunst möchten sie alles tun. Es bedeutet im Umkehrschluss, dass sie diese um jeden Preis schützen wollen. Reputation wird jedoch nicht zuletzt durch den Umgang bestimmt. „Gleich und gleich gesellt sich gern“, heißt es schon im Volksmund, und es erscheint ihnen doch recht zweifelhaft, ob es zweckführend ist, sich neben Fotos von dampfenden Eintöpfen, Kätzchen und selbstgestrickten Mützen vorzustellen. Mit Arroganz hat es nichts zu tun, sondern ist eher als gesundes kaufmännisches Gespür zu sehen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass echte niveauvolle Kunst auf solchen Plattformen überhaupt gesehen, beachtet und verstanden wird, ist angesichts der Publikumsqualität eher gering. Für Künstler mit einem etwas zugänglicheren Anspruch indes eignen sie sich perfekt. Kunst ist keine B2C-Massenware, und so hinkt die Behauptung, digitale Massenmedien seien das Allzweckmittel, doch gewaltig. Erfolg ist nicht, um jeden Preis zu verkaufen, sondern von den richtigen Leuten geschätzt und gekauft zu werden.
Neben der neuronalen Konditionierung, die die mahnende Gleichung der unangeforderten Anerkennung als unabdingbare Bedingung für die Zerstreuung von Selbstzweifeln und die qualitative Bestätigung der Sinnhaftigkeit des eigenen Schaffens an die Wand malt, ist der finanzielle Erfolg kein eigenständiges Ziel. Vielmehr erkauft Geld ohne den lästigen und behindernden Umweg über Brotjobs Zeit, Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit für die Kunst selbst.

Kunst ist anstrengend
Ganz allgemein wird in den deutschen Medien in den letzten Jahren immer wieder betont, dass Künstler im Grunde zu bequem oder zu eingebildet seien, sich einen „richtigen“ Job zu suchen, und auch nur sehr widerstrebend Maßnahmen ergriffen, um Geld zu verdienen. Alexander Hetzel geht in seiner Kolumne zwar nicht diesen Weg, aber seine Forderung, Künstler sollten sich gefälligst mit Marketing beschäftigen, zeugt von einer ähnlichen Denkart: Der Künstler kann verkaufen, wenn er nur will, sich damit aktiv auseinandersetzt und sich ganz einfach bemüht.
Hier wird übersehen, wie künstlerisches Schaffen funktioniert. Die Konzentration, die hierbei erforderlich ist, ist durchaus mit derjenigen zu vergleichen, die einem Neurochirurgen abverlangt wird – mit dem gravierenden Unterschied, dass der Arzt selbst nach einer langen Operation irgendwann Feierabend hat, sich ablösen lassen, abschalten und sich regenerieren kann, und der Künstler 24 Stunden am Tag in dieser Anspannung lebt. Künstlerische Arbeit – und sei sie noch so selbstgewählt (worüber noch viel zu sagen wäre) – ist keine entspannende Freizeitbeschäftigung, sondern eine zermürbende und erschöpfende Auseinandersetzung mit Sinnen, Gedanken und Materialien. Energie ist wie Zeit aber für jeden Menschen ein begrenztes Gut, und wer sich ganz und gar und ernsthaft dem widmen will, hat keine zu verschenken und in noch mehr schnöde fremde Aufgaben zu investieren.

Und sie haben doch recht!
Wer süchtig ist, sucht die Unterstützung einer Selbsthilfegruppe, um den Alltag zu meistern und sich von seinen ungesunden Gewohnheiten und Mustern dauerhaft fernzuhalten. Wer psychisch krank ist, unterzieht sich einer Therapie. Wer nichts von Pflanzen versteht, kauft seinen Salat im Supermarkt oder überlässt die Pflege seiner Rosen einem professionellen Gärtner. Wer keine Zeit hat, Geschenke zu besorgen, greift heutzutage auf einen Personalshopper zurück. Wer einen guten Eindruck in der Chefetage machen will, lässt sich seine Anzüge von jemandem, der das gelernt hat, maßschneidern.
Wer nichts vom Verkaufen versteht und sich lieber einer intellektuellen und kreativen Tätigkeit widmet, weil er das nun mal am besten kann, weil es nun mal sein Weg ist, hat das gute Recht, auf die Dienste einer Galerie oder eines Vermarkters zu setzen. Wenn, wie Alexander Hetzel es neulich auf Twitter bedauerte, nur sehr wenige aufstrebende Künstler, die diesen Namen verdienen, auf Instagram vertreten sind, dann liegt die Schuld nicht an ihnen. Es wäre Aufgabe von Galerien und Agenten, sie umfassend in den Social Media zu promoten, anstatt auf die einzige eigene Homepage zu vertrauen. Und es wäre Aufgabe der Mentoren, diese Galerien und Agenten rechtzeitig zu vermitteln. Dass die Hemmschwelle für die professionellen Kunstverkäufer hoch ist, ihre Schützlinge auf Facebook & Co zu profilieren, liegt weniger an Dünkel und Profitdenken. Es hat mit dem erbärmlichen Ruf solcher Plattformen bei den entsprechenden existierenden und potenziellen Zielgruppen sowie mit einer großen Unsicherheit in Sachen Kontrollierbarkeit, Urheberrechten und juristischer Verletzlichkeit zu tun. Hier müssten sie, die Verkäufer, aktiv werden, sich informieren und anpassen.

Künstler sollten sich aus vielen Gründen nicht selbst vermarkten. Es entspricht nicht ihrer neuronalen Struktur und dem, was sie sind, und es gibt für sie keinerlei wie auch immer geartete Verpflichtung, etwas zu lernen, was ihrem Wesen derart fremd ist. Vielmehr sollten Galerien und Agenten die Aufgabe der Künstlervermarktung neu erfinden und dafür sorgen, dass der Künstler frei und unbeschwert seiner Berufung nachgehen kann.

Ganz herzlichen Dank an Alexander Hetzel, der mir erlaubt hat, hier seinen Artikel zu verlinken, und somit die Veröffentlichung dieses Plädoyers überhaupt möglich gemacht hat. Unser Austausch ist mir immer eine Freude.

03/16/17

Kunst, Freiheit und Auftrag

Brotjobs, die Künstler annehmen können, um ihre Einkünfte aufzubessern oder überhaupt ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, können in dreierlei Kategorien eingeordnet werden: die vollkommen kunstfernen Tätigkeiten – wie Taxifahren, Kellnern und dergleichen, die den Vorteil haben, dass sie ein regelmäßiges Einkommen und einen freien Kopf für die eigene, wichtigere Arbeit gewährleisten -, die kunstnahen Leistungen wie etwa Unterricht im eigenen Fach, oder die Auftragsarbeit, zum Beispiel für Unternehmen. Letztere wird von Künstlern und Nichtkünstlern gleichermaßen kritisch beäugt, stellt sie doch sowohl die Integrität des Künstlers als auch die Zweckmäßigkeit seiner Arbeit für den Auftraggeber in Frage. Ist es überhaupt möglich, im Auftrag Freiheit und Selbsttreue zu wahren? Und kann freies künstlerisches Schaffen dem Unternehmen wirklich von Nutzen sein?

Dass Künstler zu allen Zeiten für kleine und große Kunden Werke oder sogar Werkreihen auf Bestellung angefertigt haben, beantwortet die Frage zumindest aus kunsthistorischer Sicht. Aufträgen von Kirchenvertretern, Großbürgertum, Geldadel und Politik verdanken wir Schätze der bildenden Kunst, die wir heute nicht missen möchten, und dass auch die großen Namen sich in den Dienst zahlungskräftiger Kunden gestellt haben, zeigt aufschlussreich, wie wichtig dies aus wirtschaftlicher Sicht sein kann. Es wäre allerdings falsch, in dieser Konstellation ausschließlich eine Frage des finanziellen Überlebens zu sehen. In unser heutiges Vokabular übertragen müssen solche Arbeitsphasen durchaus als kluge und langfristig angelegte PR- und Marketingmaßnahmen bezeichnet werden, die dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad des Künstlers zu erhöhen und so eine neugierige und möglicherweise an Käufen interessierte „Community“ aufzubauen. Das jahrhundertealtes System hat also nichts an Aktualität und Relevanz verloren.

Die Freiheit des Künstlers, sein Werk so zu gestalten, wie er es für richtig hält, und seinen Ansprüchen, Maßstäben und Vorstellungen, seinem „Statement“ treu zu bleiben, darf allerdings nicht nur „auch“, sondern „gerade“ im Rahmen der Auftragsarbeit um jeden Preis erhalten bleiben – und zwar im Sinne und zum Vorteil beider Seiten.
Für ein Unternehmen kann das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit nur dann gewinnbringend sein, wenn der Künstler sich nicht unterwirft, sondern sich und seinen Stil erkennbar einbringen kann. Dies bedeutet auch, dass der Auftraggeber die Bereitschaft mitbringen muss, sich gegebenenfalls vom Werk des Künstlers überraschen zu lassen, dass er ihm eine andersartige, frische und unerwartete Perspektive auf die eigene Identität gestatten muss. Aus der besonderen Betrachtungsweise des Künstlers erwächst eine neue, breitere und vielschichtigere Dimension des Unternehmens, die dieses wiederum für sich nutzbringend ergründen und verwenden kann. Diese fremde und ungewohnte Sichtweise kann dem Unternehmen helfen, sich selbst anders zu sehen, Eigenschaften und Potentiale zu erkennen und auszuforschen. Der Blick des Künstlers kann als „Entwicklerbad“ fungieren und zur Bewusstwerdung einer intern objektiveren und extern intensiveren Unternehmensrealität führen.

Auftragsarbeit ist für Künstler und Auftraggeber dann sinnvoll, wenn sie auf Augenhöhe geschieht und für beide Seiten mit ausgeglichenen Vorteilen verbunden ist: für den Künstler in Kategorien von Bekanntheit und Einkommen, für das Unternehmen als Werkzeug eines hochwertigen Images und einer originellen Positionierung.

03/14/17

Einzigartigkeit erschaffen

Täglich habe ich beruflich mit Menschen zu tun, die drei Dinge gemein haben: Sie sind Kleinstunternehmer, sie haben in den frühen 90er Jahren als Dienstleister gegründet … und sie glauben in keiner Weise daran, dass ihr Unternehmen einen Sinn oder einen Wert hat. „Im Grunde machen wir auch nur das, was alle in der Branche machen“ ist dabei der Satz, den ich am häufigsten höre. Marketing habe für sie daher keinen Nutzen, lohne sich nicht, sie seien viel zu klein und austauschbar; sie seien darauf angewiesen, sich auf Mundpropaganda zu verlassen, sie könnten aktiv keine Neukunden generieren.

Diese desillusionierte Einstellung überrascht mich immer wieder und stimmt mich bis zu einem gewissen Grad verständnislos nachdenklich: Wenn sie derart der Ansicht sind, dass ihre geschäftliche Tätigkeit dem Markt und somit dem Kunden nichts zu bieten hat, was es nicht schon tausendfach gäbe, und sie ohnehin nie wieder auf den berühmten Grünen Zweig kommen können… warum bringen diese Unternehmer die Konsequenz nicht auf und schließen ihre Firma einfach?
Doch bei aller Unlogik ist ihre Denkweise andererseits nachvollziehbar, wenn auch erschreckend engsichtig, eingleisig, phantasielos und nicht mehr zeitgemäß.

Ihr deprimierender Defätismus ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen.
Zum einen haben sie ihr Unternehmen zu einer Zeit ins Leben gerufen, als noch keine Nische notwendig war, um Erfolg zu haben, weil der Wettbewerb schlicht begrenzt und die Nachfrage unerschöpflich war. Das Internet steckte in den Kinderschühchen, Solopreneure hatten wenn überhaupt nur selten Websites, und die Konkurrenz setzte sich lediglich aus einigen wenigen Einträgen im Telefonbuch zusammen. Für den Kunden waren die Vergleichs- und Recherchemöglichkeiten beschränkt. De facto rekrutierte jedes Unternehmen seine Kundschaft in einem geographisch sehr übersichtlichen Umkreis und war eher als lokal zu bezeichnen. Zudem war der Bedarf an Dienstleistungen nach dem Übergang der EWG in die EG in vielen Branchen auf einmal riesig, und die entsprechenden finanziellen Mittel waren beim Kunden auch reichlich vorhanden. Die Wahrheit ist: Man musste nichts Besonderes haben, bieten, können oder wollen, um relativ bequem mitunter viel Geld zu verdienen.
Zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre später ist die Realität allerdings eine ganz andere. Die Konkurrenz ist mausklicknah erreichbar und transparent – weltweit. Wer sich nicht von anderen zu unterscheiden weiß, wer von Anfang an plan- und imagelos lediglich mit dem damals günstigen Strom geschwommen war, ohne sich zu fragen, was morgen sein könnte, wer Produkt und Werbung nicht regelmäßig angepasst hat oder nun die Energie und das Interesse nicht aufbringen will, neue Wege zu gehen und sich neu zu positionieren, merkt auch wirtschaftlich sehr schnell, wie entbehrlich er für Markt und Kunde geworden ist. Überforderung, Frust und Verbitterung sind das Ergebnis.

Neben dieser fragwürdigen unternehmerischen Haltung ist das Missverständnis aber nicht zuletzt in gleichem Maße inhaltlicher Natur.
Gerade bei Unternehmern besagter Generation herrscht allgemein eine zwar charmant ehrliche, jedoch schmerzlich naive Auffassung dessen, was eine Nische ist – und es ist nicht minder erstaunlich: Während die meisten von ihnen im privaten Bereich der Überzeugung sind, dass sie mit Massenware einer bekannten schwedischen Möbel-Marke und einigen Gegenständen einer großen Deko-Accessoires-Kette wirklich ein individuelles, originelles und für sie typisches Zuhause gestalten können, das sie widerspiegelt und in dem sie sich auf gelungene Weise ausdrücken können, weigern sie sich zu glauben, dass durchaus zugängliche Mittel dazu beitragen können, sich in der Geschäftswelt einen sehr persönlichen und eigenständigen Platz einzurichten – wenn man sie nur zu suchen und zu finden weiß.

Selbstverständlich können Nischen im Sinne eines nie da gewesenen Produkts oder einer lang ersehnten Dienstleistung ein Weg sein, sich zu positionieren. Und natürlich handelt es sich hier nur noch um sehr wenige Ausnahmen – denn, wie die langjährigen Solopreneure es realistischerweise erkannt haben: In vielen Branchen ist alles schon mal da gewesen und bereits vorhanden.
Verkannt wird aber tragischerweise, dass nicht unbedingt das Produkt allein zu einer geldbringenden und langfristig kundenbindenden Aufmerksamkeit führen muss.
Einzigartigkeit ist in einer heutzutage immer bunteren, quirligeren und präsenteren Welt nicht mehr gegeben, sie muss erschaffen werden.
Einzigartigkeit kann und sollte so viel mehr sein als ein Inhalt.
Einzigartigkeit kann eine Geschichte sein, eine Idee, eine Farbe, eine Denkweise, ein Anspruch, eine Strategie, ein Werbemittel, eine Stimme, eine Persönlichkeit, eine Schrulle, ein Charakterzug, eine Pose und vieles mehr … Sie zu finden, aufzuzeigen, stimmig, verständlich, überzeugend und konsequent zu vermitteln, zu einem „Stempel“ zu verklären, bedeutet Selbstreflexion und Arbeit. Eben in diesem Kontext ist ein künstlerischer Ansatz hilfreich, denn die Kunst ist und bleibt die Suche nach dem Ungewöhnlichen, dem Unverwechselbaren, der eigenen prägnanten und unter Tausenden einzigartigen Handschrift.

TextLofts neuer Slogan – mit unvergesslichen Texten Einzigartigkeit erschaffen – macht deutlich, wie wertvoll künstlerische Arbeit in diesen disruptiven Zeiten sein kann. Wenn TextLoft mit einem Kunden aus der Wirtschaft zusammenarbeitet, ist das, was aus der eigenen Persönlichkeit des Unternehmens und dem besonderen Blick des Künstlers entsteht, genau die Wiedererkennbarkeit, die als „Marke“ bezeichnet wird und die den Unterschied zwischen gesichtsloser Masse und nachhaltigem Erfolg bedeutet.

05/23/16

Artketing

Der Begriff „Artketing“, der zu der Liste meiner Leistungen für Unternehmen gehört, löst bei den Besuchern meiner Websites unterschiedliche Reaktionen aus. Während einige annehmen, ich hätte einen Tippfehler übersehen und es müsse an dieser Stelle sicherlich etwas ganz anderes stehen, vermuten die meisten einfach eine ihnen unbekannte Modeerscheinung. Tatsächlich liegt kein Rechtschreibfehler vor, und es handelt sich auch nicht um einen Trend. Vielmehr gibt es Artketing schon sehr lange – lediglich die Bezeichnung ist relativ neu.

Etymologisch setzt sich „Artketing“ aus „Art“ (für Kunst) und „Marketing“ zusammen. Wider Erwarten kommt diese Sprachschöpfung nicht aus dem Englischen, sondern aus dem Französischen.
Wörtlich genommen ist es die Nutzung von Kunst im Marketing. Wenn ein Unternehmen einen weltberühmten Künstler beauftragt, eine Werbung oder eine Verpackung in dem für ihn typischen Stil und mit seiner unverwechselbaren Handschrift anzufertigen – z.B. wenn ein Maler Etiketten für Spirituosen oder eine Reihe von Bechern für eine Coffee to go-Marke entwirft, ein Bildhauer einen Parfumflakon designt oder ein Architekt ein Computergehäuse gestaltet –, dann ist es Artketing.

Neben dieser ursprünglichen traditionellen Bedeutung kann Artketing sehr unterschiedliche Facetten aufweisen. Einige Haute Couture-Häuser etwa wenden sich an mittlerweile wie Popstars gefeierte Kalligraphen, um ihren öffentlichen Auftritten oder ihren Mailings den gewünschten exklusiven Charakter zu verleihen. Auch die Promotion eines an sich kunstfremden Produkts durch eine Kunstveranstaltung kann eine Form von Artketing sein. Während Mäzenat durchaus dann als Artketing zu betrachten ist, wenn eine Kunstveranstaltung nicht durch ein Unternehmen als Sponsor finanziell unterstützt wird, sondern einzig und allein zur Bewerbung der kommerziellen Marke dient und zu diesem Zweck organisiert wird, darf Artketing jedoch nicht mit der sogenannten Prominenten-Werbung verwechselt werden: Artketing bezieht sich nicht auf die Person des Künstlers, sondern ausschließlich auf seine Arbeit, und ist nur dann gegeben, wenn entweder die Wiedererkennbarkeit oder der Wert der künstlerischen Leistung in den Dienst der Attraktivität der Marke oder eines bestimmten Produkts gestellt wird und die handwerkliche Fertigkeit Kunstwert hat. Entscheidend ist, dass durch die Einbringung von Kunst in den Marketingprozess ein Erhaltungswunsch geschaffen wird. Die Werbung oder das gestaltete Produkt müssen also einen eigenen Kunstwert jenseits der Werbebotschaft und des tatsächlichen Inhalts besitzen. Dies ist zum Beispiel gegeben, wenn Verpackungen als Sammelobjekt betrachtet werden können. Die Person des Künstlers tritt wie sonst in der echten Kunst auch in den Hintergrund. Die Grenzen zwischen Artketing und Grafikdesign können mitunter fließend sein und definieren sich vornehmlich durch den Grad an schöpferischem Wert, Unikatstellung, Handarbeit und Unreproduzierbarkeit – an Andy Warhols Suppendosen scheiden sich sozusagen die Geister.

Artketing ist eine für Kunst und Marketing gleichermaßen nützliche und profitable Vereinbarung. Die Tatsache, dass ein (unter Umständen idealerweise berühmter) Künstler sein Werk und seinen guten Namen für ein kommerzielles Produkt hergibt, wertet die Marke unermesslich auf. Dies trifft um so mehr zu, als allgemein bekannt ist, dass Künstler sich nicht ohne Weiteres „verkaufen“, sehr prinzipien- und selbsttreu sind und besonders anspruchsvolle qualitative Maßstäbe haben. Willigt ein Künstler mit hohem Ansehen in die Zusammenarbeit mit einer Marke ein, so ist dies für sie eine Auszeichnung und ein wertvolles Signal. Honorar und Umsatzsteigerung stehen in einer solchen Konstellation immer in einem besonders attraktiven Verhältnis. Eine Maßnahme dieser Art vermittelt zudem die Botschaft, dass das Unternehmen in der Lage ist, über den Tellerrand hinaus zu schauen, sich für Detailfragen und Qualität interessiert und innovative, menschlich-emotionale Wege geht.
Parallel zu dieser kaum zu beziffernden Imagewirkung ergibt sich auch ein unmittelbarer Verkaufseffekt. Viele, die vielleicht niemals Interesse an dem Produkt hätten, kaufen es als Sammelobjekt – oder einfach um „dabei“, um Teil einer ungewöhnlichen Aktion gewesen zu sein, bisweilen auch weil es für sie die Gelegenheit ist, ein Stück Kunst zu erwerben, was ihnen finanziell sonst versagt bliebe.
Für junge und weniger prominente Künstler ist Artketing im Gegenzug eine ebenso gewinnbringende Möglichkeit, jenseits eines reinen Mäzenats bekannter und begehrter zu werden. Es ist schon vorgekommen, dass Graffitisprayer über Artketing den Weg aus der illegalen zur legalen und entlohnten Kunst gefunden haben.

Artketing ist eine immer sinnvolle Symbiose und im Grunde der Idealfall des Marketings: Aufmerksamkeit durch Originalität, Einzigartigkeit, Überraschungseffekt. Eine kunstgestützte Werbung wird nicht übersehen und bleibt unvergesslich, setzt sich als ungewöhnlich, wertschöpfend, aber auch sympathisch in der Vorstellung der Konsumenten fest, und erhebt eine ganze Marke auf eine andere qualitative Ebene.

04/1/16

Mailings im TextLoft III: Text und Ansatz

Der Text eines Mailings entsteht nicht an einem Stück. Er ist das Ergebnis einer langen Vorbereitungsphase und eines in Schüben verlaufenden Schaffensprozesses.

Zunächst wird die Liste der Adressaten, die sich aus der Auswertung der Website und anderen Merkmalen ergeben hatte, akribisch bearbeitet. Zu jedem Empfänger werden konkrete Informationen zusammengestellt, die eine persönliche Ansprache ermöglichen. Einen Standard-Text für alle Zwecke habe ich nicht. Es werden nicht nur neue Texte für jede Branche verfasst, ich beziehe mich auch immer gezielt auf das, was mich dazu gebracht hat, diese bestimmte Person anzuschreiben. Bei der jetzigen Kampagne, deren Zielgruppe Gestalter sind, habe ich zu jedem einzelnen eine Karteikarte angelegt: Lieblingsfarben, Design-„Handschrift“ … werden ebenso festgehalten wie die Projekte, die mir besonders gefallen haben. Ich notiere außerdem meine eigene Analyse und Interpretation des Statements jedes einzelnen, und lasse sie in meinen Worten in den Prospekt einfließen. So mache ich deutlich, was mich konkret an der Zusammenarbeit reizt und was ich mir davon verspreche. Mailing ist im TextLoft also nicht nur im Layout Handarbeit.

Ein Teil des Textes stellt natürlich vor, was ich anbiete – jedoch eben niemals in Form eines traditionellen Angebots, sondern durch Aufzeigen eines Selbstverständnisses.
Die aktuelle Werbemaßnahme ist hierfür ein besonders typisches Beispiel. Die Idee, die ihr zugrunde liegt, ist, dass Text und Design nicht als zwei voneinander unabhängige Ansätze, sondern als zwei gleichwertige und untrennbare Seiten des Gestaltungsprozesses betrachtet werden sollten. Die typographische, farbliche und strukturelle Formgebung und die Erschaffung eines Textes, der ästhetischen Werten entspricht, sollten als zwei ineinander verschmelzende Hälften eines einzigen Konzeptes aufgefasst werden. Genauso wie ein guter Text durch ein unpassendes Layout ruiniert werden kann, kann eine unzulängliche Textklangfarbe eine gelungene Gestaltung zunichtemachen. Idealerweise sollten Text und optisches Erscheinungsbild zusammen entwickelt werden oder zumindest bewusst für einander erstellt werden.
Auf diese Weise werden die Adressaten nicht überredet, etwas zu „kaufen“, das sie weder möchten noch brauchen, und sie bekommen auch keine Antwort auf eine Problemstellung. Sie sollen sehen, was möglich ist, und angeregt werden, es zu begehren, es überwältigend zu wollen. Ich gebe ihnen mit meinem Mailing nicht die Möglichkeit, ein Produkt zu finden, nach dem sie gesucht haben oder regelmäßig suchen. Ich schenke ihnen Wünsche und führe sie zu einem Verlangen.

Diese Texte entstehen nicht als Einheit im Arbeitsfluss. Sie keimen oft weit weg von Papier, Stift und Tastatur. Es kann vorkommen, dass ein Absatz mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt und sich aufdrängt. Solche Augenblicke fühlen sich erregend, berauschend und „richtig“ an – ein Heureka-Erlebnis, das einem kein Nachdenken und Suchen je bringen kann. Irgendwann, wenn alle „Textschnipsel“ unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge „geschlüpft“ sind, ordnen sie sich von selbst, wie von Zauberhand, zu einem schlüssigen Text und füllen mit bezwingender und mitunter erschreckend souveräner Selbstverständlichkeit den Text-Raum, für den sie bestimmt waren. Alles passt, das Mailing ist fertig. Nun heißt es, keine Tippfehler zu überlesen, zu drucken, und die Umschläge dem Postweg anzuvertrauen.

Im TextLoft sind Mailings keine schnelle, billige und undifferenzierte Werbung für alle und niemanden. Und ich finde es immer wieder schade, dass Unternehmen oder Freiberufler sich mit solchen Werbemaßnahmen, die einen unendlichen Reiz haben können, nicht mehr Mühe geben. Mailings können ein hochwertiges Medium voller Originalität und Persönlichkeit sein und zu einem wirklich messbaren kaufmännischen Erfolg führen. Es ist nur ein wenig Phantasie erforderlich.

Ihnen fehlt die nötige Kreativität für ein wirklich originelles Mailing? Sprechen Sie mich an.

03/30/16

Mailings im TextLoft II: Die Form

Im TextLoft gibt es zwei Arten von Kampagnen. Einige wenden sich an Textdienstleister, die Freiberufler beschäftigen oder vermitteln, und kommen einer Bewerbung nahe – ist das Ziel doch, aufgrund bestimmter Fähigkeiten und Leistungen in eine Mitarbeiterkartei aufgenommen zu werden. Andere wiederum sprechen bestimmte Berufsgruppen aus dem Themenportfolio an und sollen ein Begehren wecken oder eine Zusammenarbeit anregen.

In beiden Fällen ist das Wort „Mailing“ aber in vielerlei Hinsicht trügerisch.
Ich verschicke zum Beispiel nie Werbepost im herkömmlichen Sinn. Das Entwickeln eines Mailings soll aus meiner Sicht vor allem die Frage beantworten, wie die traditionellen Funktionen und Inhalte einer Bewerbung , eines Werbeanschreibens oder einer Kooperationsanfrage mit einem unverwechselbaren und aufmerksamkeitserregenden Ansatz verbunden werden kann. Mein oberstes Prinzip ist es, bedingungslos anders zu denken. Die reine übliche Briefform kommt dabei meistens nicht in Frage. Ich entscheide mich je nach Situation und Zielgruppe für Faltprospekte, Doppelkarten oder sogar ganz abwegige Formate. Eines der Erfolgsrezepte meiner Sendungen ist, dass sie den Empfänger immer überraschen und er schlicht nicht umhinkann, als sich damit zu beschäftigen.

Material und Layout spielen eine wichtige Rolle.
Ich achte bewusst und sehr genau auf die Auswahl der Papiere, die ich einsetze. Farbe, Grammatur, Struktur müssen sowohl zu TextLoft als auch zu Themenfeld und Inhalt passen. Ich bevorzuge außergewöhnliche Materialien, die die Botschaft eines puristischen und zugleich kostbaren Ansatzes in die Haptik übertragen und für solche Zwecke nur selten verwendet werden. Naturpapiere mit Einschlüssen von Stroh, Blüten, Baumrinde oder Früchten gehören ebenso dazu wie besonders matte, pudrige oder raue Oberflächen. Das Papier muss der Ursprünglichkeit des Namens TextLoft, den unbegrenzten kreativen Freiheiten, die er impliziert, Rechnung tragen, perfekt mit den Werten der Zielgruppe harmonieren, aber auch verblüffen und fesseln.

Die Wahl des richtigen Papiers kann ein zeitaufwändiges und nervenaufreibendes Unterfangen sein.
Ich habe bereits zu Beginn eines jeden Mailingprojekts, noch bevor das erste Wort geschrieben ist, eine ganz präzise Vorstellung dessen, wie meine Unterlagen aussehen sollen. Schreibe ich kulturelle Institutionen an, greife ich gern auf ein voluminöses, pudriges, oft weißes Baumwollmaterial zurück, das ich mit Serifenschriften verbinde, während ich für Textdienstleister eher Gmunds vanillige „Act Green Stroh“ und einen Mix aus serifenlosen und Serifenschriften bevorzuge.
Farbe und Tasteigenschaften stehen in meinem Kopf von Anfang an klar und deutlich fest, und nicht immer ist es einfach, das Vorhaben mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, zu verwirklichen. Es kann sein, dass mein Wunschpapier weder mit Laser- noch mit Tintenstrahldrucker in befriedigender Qualität bedruckt werden kann, nicht in der gewünschten Grammatur lieferbar ist, unrealistisch teuer ist oder aus irgendeinem anderen Grund nicht in Frage kommt.
Bei der Vorbereitung zu der aktuellen Aktion zum Beispiel hatte ich mit einigen Rückschlägen zu kämpfen: „Act Green Baumrinde“, das ich einzusetzen gedacht hatte, war zwar als Papier vorhanden, aber die passenden Briefhüllen sollen erst in zwei Monaten oder mehr wieder lieferbar sein. Die Möglichkeit, Umschläge in einer Kontrastfarbe zu verwenden, musste ich verwerfen: In Verbindung mit einem weißen Material etwa wäre meine Sendung farblich zu kalt gewesen und hätte kreidig gewirkt. Ich musste also komplett umdenken. In diesem Fall war es aber ein Glücksfall, denn nach etlichen Musterbestellungen, Probedruckabläufen und stundenlangen Vergleichen entdeckte ich endlich das zweifarbige Kraftpapier „Muskat“ mit warmen Farbtönen und matter Haptik, die regelrecht New Yorker Kreativität und einen zugleich sehr naturbelassenen Charme ausstrahlt, und eine edle und anspruchsvolle Identität widerspiegelt. Dadurch musste ich allerdings geplante Schriftfarben umstellen und für den Druck neue Graunuancen aussuchen. Das geplante Paynesgrau musste einem kräftigeren Anthrazit weichen.

Neben dem Papier ist auch das Layout von entscheidender Bedeutung. Ich ziehe es immer vor, Inhalte so zu platzieren, dass ihre Anordnung selbst eine Geschichte erzählt und den Empfänger führt, so dass er sie in einer bestimmten Reihenfolge entdecken muss.
So kommt es vor, dass ich anstelle eines Anschreibens eine schmale, mit einem Einleitungstext bedruckte Banderole verwende, die Prospekte, Visitenkarte und Datenblatt zusammenfasst: Sie ersetzt sozusagen die Betreffzeile und den Haupttext zugleich.
Bei der jetzigen Kampagne nutze ich das Layout, um die Besonderheiten der Zusammenarbeit mit Gestaltern zu thematisieren. Die Deckblatt-Spalte wird dieses Mal besonders schlicht gehalten. Kontaktdaten habe ich bewusst herausgenommen, sie sind an anderer Stelle zu finden. Wird der Prospekt im geschlossenen Zustand gewendet, sieht der Empfänger zunächst einen augenzwinkernden Text über die Nachteile selbstgebastelter Werbung und die Problematik des Duzens und Siezens unter Kreativen. Wird nur eine Seite geöffnet, stehen sich Statement, Qualifikation und Kontaktdaten links und angebotene Leistungen rechts gegenüber, so dass ein erstes Gesamtbild entsteht. Im Inneren werden die beiden anderen Spalten allen Erwartungen zum Trotz nicht zur Vorstellung von kaufmännischen Inhalten genutzt, wie es üblich wäre, sondern es erstreckt sich über die gesamte Breite ein persönlicher Brief an den jeweiligen Adressaten.

Die Gestaltungsarbeit, die mit der Wahl der Schriftarten, -farben und -größen endet, ist im TextLoft der Grundstein einer jeden Werbekampagne. Darauf wird der Text aufgebaut. Sie bestimmt nicht nur die Gliederung, sondern die Stimmung des gesamten Mailings. Sie ist die Form, in die der Text gegossen wird. Von allen Arbeitsschritten ist sie aber für mich der aufregendste.
Ihren Abschluss findet diese Phase mit dem Briefumschlag: Alle Anschriften schreibe ich per Hand, wobei auch Tintenfarben, Groß- und Kleinschreibung, Abstände und Ränder sorgfältig variiert werden. Bei der jetzigen Kampagne etwa verwende ich Gebrannte Siena auf einem pudrigen Kalkuntergrund.

Dass ich den haptischen und optischen Eigenschaften eines Mailings so viel Zeit und Arbeit widme, hat textpsychologische Gründe. Es geht zwar natürlich darum, von der ersten Sekunde an neugierig zu machen, und dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen. Allerdings bliebe diese erste Reaktion ohne eine entsprechende qualitative Substanz ergebnislos. Wer meine Mailings in Händen hält, versteht zuerst intuitiv und unmittelbar, was der textliche Inhalt im zweiten Eindruck bestätigt: TextLoft bietet einen Ansatz der Textarbeit, der mit üblichen Dienstleistungsangeboten nichts zu tun hat, der wirklich eine eigene und originelle Nische darstellt und einen zweiten Blick wert ist. Papier, Farben, Schriften und Text ergänzen einander zu einer stimmigen Aussage über meine Grundsätze, mein Alleinstellungsmerkmal, meine Marke.

Das ursprüngliche Layout auf „Act Green Baumrinde“. Die passenden Briefhüllen waren ausverkauft, und mit einem weißen Umschlag hätte die Sendung zu kalt gewirkt.
Kreidig

Diese Kandidaten (Fedrigoni „Sirio Color“ in der Farbe „Bruno“, ein hübsches, aber obwohl mattes doch zu seidiges nougatfarbenes Papier, das sich eher für die Ansprache von Pralinenherstellern eignen würde; „Gmund Colors Matt“ im rostfarbenen 38 und milchkaffeeartigen 12; schließlich „Gmund for Food Caramel“ – ein eigentlich schmutziger und enttäuschender Vanilleton) wurden verworfen.
Papier-Auswahl

Die besten Eigenschaften bot für dieses Projekt das zweifarbige Kraftpapier „Muskat“, das auch gut zu den pudrig-cremigen Briefhüllen passt, die die Tinte in „Gebrannte Siena“ unterstreichen. Ganz in Sinne von TextLoft …
Zweifarbig

Das schlichte Deckblatt (hier ist im übrigen die echte Farbe des Papiers am besten zu sehen).
Vorderseite

Die Rückseite – aufrichtig und augenzwinkernd
Rückseite

Statement und Leistungen stehen sich gegenüber und bieten einen ersten kompletten Eindruck.
Zweispalten

Neugier wird belohnt: persönliche Ansprache (hier als Entwurf, es werden noch viele Änderungen folgen.)
Offen

Die Tinte in „Gebrannte Siena“
Tinte

Für Textdienstleister wiederum sähe mein Layout ganz anders aus: mit Bild auf weißem Papier, cremefarbener Banderole und Briefhüllen aus Gmunds „Act Green Stroh“.
Dienstleister

Im nächsten Artikel: Text und Ansatz eines Mailings

03/30/16

Mailings im TextLoft I: Die Auswahl der Zielgruppe

Die erfreuliche Anerkennung, die meinen Mailings zuteilwird, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass ich nicht massenweise eine beliebige Liste von potenziellen Interessenten anschreibe. Für jede Kampagne wähle ich 25 bis höchsten 50 Unternehmen aus – und dies nach einer Reihe komplexer Kriterien.

In einem ersten Schritt gehe ich von optischen Merkmalen aus: Ich sehe mir Website, gestalterische Identität, Farben und Formen genau an. Entspricht diese geschäftliche Ausstattung nicht meinen ästhetischen Vorstellungen, verkürzt sich die Liste um einen weiteren Namen. Meine künftigen Ansprechpartner müssen meinem Geschmack standhalten.
Dies ist nicht nur ein theoretischer Umriss des idealen Auftraggebers, sondern ein Erfahrungswert: Einige Male schon bin ich aus Gründen der vermeintlichen Vernunft von diesem Grundsatz abgewichen und habe trotz erheblichen Naserümpfens und innerer Zweifel versucht, mit Firmen zusammenzuarbeiten, die den anderen Kriterien nach zu mir hätten passen können, jedoch eine aus meiner subjektiven Sicht schlicht hässliche Corporate Identity hatten. Und siehe da: Selbst wenn sich ein Auftrag ergab, verlief er immer katastrophal, und ich habe es bereut, meinem Instinkt nicht gefolgt zu sein. Dieses Auswahlverfahren stellt übrigens den größten Ausschlusspunkt dar: Etwa 60% erfüllen die Maßstäbe nicht, die TextLofts Kunden auszeichnen.

In einem zweiten Schritt sehe ich mir den Tonfall an, mit dem das Unternehmen kommuniziert. Im Gegensatz zu den aktuellen Mainstream-Trends ist es mir absolut gleichgültig, wie die Mitarbeiter oder die Geschäftsführung aussehen. Alter, Geschlecht und Kleidung sind für mich unbedeutend. Sie sollen gute Arbeit leisten und wollen, nicht hübsch oder sympathisch sein. Wichtig ist mir allerdings die Klanggebung des künftigen Kunden. Von gepflegt bis locker über kreativ oder bescheiden ist mir alles willkommen. Wer übermäßig durch BWL-Jargon, Technik-Gläubigkeit, altbackene Hemdsärmeligkeit oder zwanghaftes Denglisch auffällt oder Stichworte verwendet, die zu einer bestimmten Denkart gehören, wird ebenfalls von der Liste gestrichen.

In einem dritten und letzten Schritt beschäftige ich mich mit der Unternehmensgröße. Firmen mit mehr als 20 festen Mitarbeitern schreibe ich nicht an: Sie haben in der Regel wenig Interesse an qualitativer Selbsttreue, handeln oft ausschließlich nach Budgetstandpunkten und suchen den Mainstream. Handwerkliche Fähigkeiten werden hier eher geringgeschätzt, die Entscheidungswege sind lang und verwoben und ermöglichen keine konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Die Auswahl der Zielgruppe ist ein langwieriger Prozess, der bis zu dreißig Arbeitsstunden in Anspruch nehmen kann. Übrig bleiben von im Durchschnitt ursprünglich 200 Namen etwa 20 bis 50. Der tatsächliche Bedarf spielt hierbei wiederum eine untergeordnete Rolle: TextLoft möchte Wünsche und Begehren wecken, auf neue Ideen bringen – und nicht Bedürfnisse bedienen.