Der Fluch des Internet

Meine besten Texte sind niemals diejenigen, die ich online veröffentliche. Tatsächlich zwingt die Veröffentlichung im Internet dazu, eine Erwartungshaltung zu bedienen –widersprüchlicherweise gerade dann, wenn diese Texte als Werbung oder Marketing in eigener Sache, was ein Blog nun einmal ist, eine konkrete Funktion erfüllen sollen.
Es entsteht dadurch eine Art Zugzwang-Situation: Solche Artikel sollen erklären, vermitteln, überzeugen, demonstrieren, schlimmstenfalls rechtfertigen, eine Meinung vertreten … ob man will oder nicht. Es bleibt also nicht aus, dass diesen Texten ein gewisser selbstgerechter oder altklug belehrender Charakter innewohnt.
Dies entwickelt sich zu einem doppelten Ärgernis, denn sie vermitteln den Eindruck, man würde sich und die eigenen Aussagen fürchterlich ernst nehmen und von dem überzeugt sein, was man schreibt. Dabei entsteht Marketing nur aus dem Zwang heraus, sich zeigen und profilieren zu müssen.
Dies ist paradox. Gerade dadurch wird alles Mögliche zur Schau gestellt, aber das, was man wirklich ist, spielt dabei keine Rolle – es sei denn, man verbringt seine Zeit damit, eben das immer und immer wieder zu wiederholen, nämlich dass man sich eigentlich gar nicht zeigen will. Und je häufiger man dies tut, desto unglaubwürdiger klingt es vermutlich, desto mehr kann dies als Pose missverstanden werden, gerade weil und obwohl es das einzige Aufrichtige ist, das man von sich gibt.
In meinem Fall führt es dazu, dass dieses Blog teilweise über Monate oder Jahre verwaist bleibt, auch wenn dies geschäftlich kontraproduktiv ist. Und so genieße ich es, in meiner kleinen Oase etwas anders verfahren zu dürfen und nur dann zu veröffentlichen, wenn und was ich wirklich will.