Preisgestaltung im TextLoft

Was ein Text kostet und warum, ist für potenzielle Auftraggeber nur schwer zu durchschauen, was zu einer verständlichen Verunsicherung bis hin zu Zweifeln und Misstrauen führen kann. Viele Schreibende veröffentlichen deshalb auf ihrer Webseite entweder einen konkreten Stundensatz oder feste Pauschalpreise. Einige versuchen, am Beispiel früherer Arbeiten zu veranschaulichen, welche Honorare für typische Leistungen in Rechnung gestellt werden. Andere wiederum geben Mindest- oder Höchstpreise an.

Auf TextLoft wird die Preisthematik überhaupt nicht angesprochen. Dies ist wohlüberlegt und das Ergebnis langer Abwägungen.
Zum einen bin ich nicht der Überzeugung, dass feste Stunden- oder Tagessätze als Information wirklich hilfreich sind: Ohne Vorgespräch kann der Kunde nicht wissen, welchen Zeitaufwand sein Projekt darstellt.
Zum anderen ist jeder Textauftrag einzigartig.
Schließlich sind sogenannte „Ab-“ und „Bis-Preise“ geschickte Marketinginstrumente, die eine grundsätzliche Erschwinglichkeit suggerieren sollen, aber sie sind auch in ihrer vollkommenen Unverbindlichkeit völlig aussagefrei und somit nur eingeschränkt seriös.

Um etwas Entspannung in die Honorarfrage zu bringen, greife ich mit TextLoft auf eine dreiteilige Strategie zurück:

1. Zwei Preismodelle
Interessenten, die sich zum ersten Mal an mich wenden, bitte ich immer, mir zu sagen, welches Budget sie sich für das Projekt vorgestellt haben oder vorstellen können. So kann ich schnell einschätzen, wie durchdacht die Anfrage und wie realistisch eine Zusammenarbeit ist, und dem Kunden sofort erklären, was er für das Geld, das er auszugeben bereit ist, bekommen kann. Der Kunde fühlt sich nicht genötigt, einen Preis zu akzeptieren, der ihm insgeheim vielleicht zu hoch ist und dem er nur widerwillig zustimmt. Es entsteht eine hohe Transparenz und eine Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe. Dies ist der Idealfall.
Hat der Kunde keine konkrete Budgetgrenze oder möchte er sich ganz allgemein informieren, rede ich niemals von Zeitaufwand und Stundensätzen. Ich biete für einen detailliert aufgestellten Leistungsumfang einen Komplettpreis an. Der Auftraggeber hat die Wahl, dieses Paket zu akzeptieren oder abzulehnen. Die Angebotserstellung ist in diesem Fall etwas aufwändiger, da für die rechtliche Absicherung die Grenzen des Pakets sehr präzise abgesteckt werden müssen.

2. Das Prinzip der künstlerischen Textarbeit
Hier im Blog und in meinem Ratgeber zum Textauftrag habe ich mehrmals und in unterschiedlichen Formen erklärt, dass ich nur für Kunden arbeite, die von der Qualität meiner Arbeit bereits überzeugt sind. Ich möchte, dass Auftraggeber zu mir kommen, wie sie zu einem Architekten oder Inneneinrichter gehen würden: Weil ich genau das biete, wonach sie schon immer gesucht haben, und das mögen, was ich tue. Mit anderen Worten: Wer mich will, muss mich wollen.
Dies bedeutet nicht, dass ich nicht bereit bin, eine Textprobe zu liefern. So gelingt es mir allerdings, Kunden fernzuhalten, für die ausschließlich das Preiskriterium relevant ist, weil sie nicht in der Lage sind, qualitative Unterschiede zu erkennen, und sich deshalb von vornherein dem Argument verschließen, dass Honorar und Ergebnis in einem angemessenen Zusammenhang stehen müssen.

3. Kaufmännische Professionalität
Es kommt durchaus vor, dass ich einem Auftraggeber preislich entgegenkomme. Der besondere Reiz eines bestimmten Projekts oder persönliche Sympathie können dabei eine Rolle spielen. Im Lauf der Jahre aber habe ich – geschult durch Erfahrungen der nicht immer positiven Art – gelernt, Mitgefühl einen geringeren Platz einzuräumen und mir eine gewisse Herzenshärte anzueignen. Es ist immer sehr schade, wenn ein Auftrag nicht zustandekommt, weil trotz aufrichtiger beidseitiger Bemühungen keine Einigung über den Preis stattfinden kann, und ich habe für jeden Menschen Verständnis, der seine Wünsche und seine finanziellen Möglichkeiten nicht in Einklang bringen kann. Aber kaufmännische Professionalität bedeutet auch das, was ich als gesunde Arroganz bezeichnen möchte. TextLoft ist bei aller Kundenfreundlichkeit kein Basar, in dem nach Herzenslust gefeilscht werden kann, kein Discount-Paradies und kein Kreditinstitut. Ist die Preisvorstellung des Kunden bei aller Liebe und Kompromissbereitschaft vollkommen abwegig, lehne ich den Auftrag ab. Fällt es mir – aus welchen Gründen auch immer – besonders schwer, bemühe ich hier gedanklich den Vergleich mit der Hotellerie-Branche: Wer in einem Hotel übernachten will, in dem ein Zimmer 200 € kostet, aber nur 50 € bezahlen will oder kann, wird nicht hereingelassen – und wenn es dem Empfangschef aus persönlicher Sicht noch so leid tun mag.

Was ein Text kostet, kann bei seriöser Arbeitsweise nicht allgemeingültig und abstrakt gesagt werden. Richtpreise mögen als Anreiz und Lockmittel einen Sinn haben, sie bestehen allerdings nur, bis die tatsächliche Vorbesprechung beginnt. Der Preis eines Textes ist das Ergebnis einer sehr komplexen und sehr individuellen Kalkulation, die Erfahrung, präzise Kenntnis der Textarbeit und ein sehr detailliertes Bild der Wünsche und Bedürfnisse des Auftraggebers erfordert.
Einzigartige Leistungen gibt es schlichtweg nicht zu Pauschalpreisen.

Interessant zu diesem Thema ist auch: https://www.youtube.com/watch?v=JI3Df7-KFtw. Auch wenn hier von Grafikdesign die Rede ist, lässt sich die Situation durchaus auf den Bereich Text übertragen.