03/29/16

Mailing im TextLoft

Zur Zeit wird im TextLoft die nächste Marketing-Aktion gestartet. Ziel des Mailings ist es dieses Mal, Gestalter anzusprechen und ihnen eine Zusammenarbeit vorzuschlagen.

Bei dem Begriff „Mailing“ denken die meisten an unpersönliche, lieblos formatierte und marktschreierische Anschreiben, wie sie Haushalte immer wieder im Briefkasten vorfinden. Dementsprechend haben sie einen schlechten Ruf – zumal ihre Aussicht auf Erfolg verschwindend gering sein soll. Mich ärgert diese Pauschalisierung sehr: TextLoft hat bei solchen Werbemaßnahmen regelmäßig eine Konversionsquote von über 10%, je nach Branche sogar von 50%, und sie erzeugen zuverlässig, auch wenn sich keine Zusammenarbeit ergibt, positive Aufmerksamkeit und Rückmeldungen. Manchmal entstehen sogar dadurch private Kontakte, die nicht berufsmotiviert sind.

Die Diskrepanz zwischen meinen eigenen Erfahrungen und der gängigen Meinung liegt in der Durchführung einer solchen Aktion begründet. Im TextLoft bedeutet ein Mailing nicht nur das Versenden von Werbematerial im quantitativ großen Stil. Vielmehr handelt es sich um eine gezielte Detailarbeit, bei der nichts dem Zufall überlassen wird.

In den kommenden Tagen werde ich in einer kleinen Artikelreihe darstellen, wie ein Mailing im TextLoft entworfen und erstellt wird, welche spannende Arbeit hinter den Kulissen stattfindet, bevor der erste Brief überhaupt den Weg zu seinem Empfänger findet, und dass das unsympathische Wort durchaus eine schöne Geschichte und eine hochwertige Kundenansprache implizieren kann.

03/21/16

Was künstlerische Textarbeit dem Unternehmen bieten kann

Für Start-ups und Kleinunternehmen ist es selbstverständlich, Logo, Visitenkarten, Briefpapier, Internet-Layouts, Firmenschilder, Büroeinrichtung und dergleichen mit der größten Sorgfalt auszusuchen.

Dies ist nachvollziehbar: Das grafische Erscheinungsbild ist ein wichtiger Ausdruck des Selbstverständnisses und soll zu einer systematischen Wiedererkennbarkeit, einer eindeutigen Vermittlung der Unternehmensphilosophie, einer subtilen Zielgruppenbestimmung und -eingrenzung, und einer starken und einzigartigen Positionierung beitragen. Dementsprechend wird der Zusammenarbeit mit Designern eine hohe Aufmerksamkeit und Wertstellung zuteil.
Doch die Identität eines Unternehmens lebt nicht von optischen Botschaften allein.
Vielmehr sind diese ohne eine gleichwertige textliche Gestaltung nur ein leerer Raum. Texte erst verleihen dem grafischen Auftritt eine Struktur, eine Stimme, eine Persönlichkeit.
Die textliche Unternehmensidentität sollte daher mit derselben Sorgfalt, Leidenschaft und Kompromisslosigkeit durchdacht, ausgesucht und erarbeitet werden, die auch den optischen Merkmalen gewidmet wird.

Ob unkonventionell, zeitlos, charakterstark, kompromisslos originell, klassisch, anspruchsvoll, individualistisch, stimmungsvoll, sachlich, ausdrucksstark, emotional, puristisch, künstlerisch, überschwänglich …
Die Texte, die das Unternehmen nach außen darstellen, sollten in ihrer Tonart und Farbgebung genau wiedergeben und vermitteln, wie es wahrgenommen werden möchte. Sie müssen der prägnante, stimmige und schlüssige Ausdruck des Images sein, das es anstrebt. Nur so entsteht die Art von Glaubwürdigkeit und Wiedererkennbarkeit, die als Authentizität bezeichnet wird.

Es ist das, was ich tue: Mit den Werkzeugen der künstlerischen Textarbeit richte ich Ihren ganz persönlichen Text-Raum individuell ein – durch die Ausarbeitung  einer konsequenten, differenzierten und wiedererkennbaren sprachlichen Klang- und Farbgebung, die Definition einer eindeutigen und einzigartigen Positionierung über individuelle und originelle Texte, die Vermittlung einer nachvollziehbaren und überzeugenden USP.

So stellt sich eine persönliche emotionale Ansprache ein. Ideale Orte und Welten der Markenbildung und Kundenbindung entstehen. Produkte, Leistungen, Projekte werden zu faszinierenden und lebendigen Geschichten, die inspirieren, Träume anregen und Begierde wecken und dem textlichen und virtuellen Verkaufsraum originelle Ideen eröffnen.

Ihr Unternehmen wird unverwechselbar, Ihre Kommunikation wird unvergesslich.

03/2/16

Meine Fanpage und ich

Überlegungen und Abwägungen bestimmen im TextLoft zur Zeit den Alltag. Meine Fanpage steht hierbei im Mittelpunkt, und es ist keine Detailfrage. Vielmehr geht es um mein berufliches Selbstbild und um die schwierige Balance zwischen Selbsttreue und Zielen.

Einige Monate, nachdem ich mich hatte überreden lassen, mein privates Facebook-Profil zu aktivieren, habe ich es diese Woche wieder abgeschaltet. Dies war mein zweiter privater Versuch auf Facebook – und auch mein endgültig letzter.
Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, mich in die private Seite von Facebook einzufühlen und einzuarbeiten, aber ich sehe den Sinn dieses Mediums nicht.
Unterhalten kann ich mich mit Bekannten und Freunden per Post und eMail, ganz gleich auf welchem Kontinent sie leben. Wenn ich ihnen Fotos zeigen will, kann sie ihnen direkt und einzeln ebenfalls per eMail oder per Post zukommen lassen. Was ich zu sagen habe, richte ich lieber individuell an eine einzige Person, nicht an eine Gruppe von Menschen, zu denen ich Beziehungen von ganz unterschiedlicher Qualität pflege und die einander nicht einmal kennen. Mein Alltag birgt nichts Spannendes, das unbedingt in die Runde mitgeteilt werden müsste: Was meine Arbeit betrifft, wird schon viel hier im Blog erzählt, und mehr gibt es nicht zu sagen. Meine Freizeit ist knapp bemessen – eine euphemistische Formulierung dafür, dass ich keine habe und sie von Marketingerfordernissen und Haushalts- und Mieter-Pflichten vollends aufgezehrt wird. Und auch wenn ich weiß, dass es Sinn der Sache ist, verspüre ich keinen Drang, Dinge durch Teilen oder Liken weiterzuempfehlen: Wer mich gut genug kennt, weiß, was ich mag und was mich interessiert, ich muss es nicht auch noch halb öffentlich plakativ beweisen. Wenn ich etwas Wissenswertes entdecke, von dem ich weiß, dass jemand aus meinem Bekanntenkreis Freude daran hätte, schreibe ich eine eMail – nicht an alle, die ich kenne, sondern gezielt an diese eine Person und in Verbindung mit ein paar privaten und nur für sie bestimmten Worten.

Beruflich muss ich auf Facebook teilen, liken und zeigen. Es gehört dazu, wenn man die nötige Aufmerksamkeit und quantitative Online-Präsenz erhalten will, heißt es.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass ich meine Fanpage nicht ebenso kritisch betrachte und nicht immer öfter überlege, ob ich sie noch unterhalten will.
Wende ich die Theorie einer Unternehmensseite auf meine eigene Situation an, sind Zweifel erlaubt.

Die Hauptziele einer Unternehmenspräsenz auf Facebook sind Kommunikation und Netzwerken, also Beziehungsaufbau und -pflege. Dies soll durch den direkten Kontakt, durch die Veröffentlichung informativer Inhalte, die geteilt werden sollen, und durch Liken, Kommentieren und Teilnahme an Gruppen erfolgen. Betrachte ich diese Punkte der Reihe nach, ergibt sich ein ernüchterndes Bild.
Keiner meiner Kunden ist auf Facebook vertreten. Dass sie also meine Fanpage als Gästebuch nutzen, um dort meine Leistung zu loben oder sich zu bedanken, und dadurch ihre eigenen Follower auf mich aufmerksam werden, ist ausgeschlossen.
Für die Gewinnung von Neukunden ist mir Facebook offenbar auch keine große Hilfe. Ich führe und aktualisiere regelmäßig offline eine Liste von Wunschkunden: Es sind Unternehmen, die ich zufällig online entdecke und die ich gerne ansprechen würde, was mir dank der deutschen Gesetzesvorgaben nicht erlaubt ist. Facebook wäre ein idealer Ort, um über wiederholtes Kommentieren und Teilen eine Beziehung aufzubauen, die mir ermöglichen würde, eines Tages einen direkten Kontakt herzustellen, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen. Bedauerlicherweise ist bislang keines dieser für mich reizvollen Unternehmen auf Facebook (und auch nicht auf Google+). Twitter ist hier sinnvoller.
Die Strategie, sich mit seinesgleichen zu verbinden, geht ebenfalls nicht auf – das ist der Nachteil, wenn man einen Ansatz wählt, den es in dieser Form auf dem Markt nicht gibt. Entsprechende Bemühungen auf Xing hatten seinerzeit ebenso enttäuschend geendet.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass das TextLoft ein Ort des Textes ist. Aufmerksamkeit bei der breiten Masse erreichen auf Facebook aber vor allem Bildchen und Videos. Ein paar harmlose Aufnahmen von Briefumschlägen, die zu Mailingzwecken verschickt werden sollen, interessieren niemanden.
Berufliche Vernetzung über den privaten Bekanntenkreis bei Facebook ist ebenfalls eine Vorstellung, die auf meine Situation nicht zutrifft: Gerade mal vier Personen in meinem privaten Bekannten- und Freundeskreis sind auf Facebook vertreten, zwei davon leben im Ausland und haben schon deshalb mit deutschsprachigen Unternehmen keine Berührungspunkte. Die Wahrheit, die die Anhänger des Social Media-Marketings bar jeder Logik gern zu erwähnen vergessen, ist, dass niemand, der im echten Leben keine Beziehungen hat, aus heiterem Himmel welche auf Facebook knüpfen wird – es sei denn, er ist nicht sehr wählerisch, und es ist ihm egal, mit wem er sich dort verbindet.
Eine weitere Seite einer erfolgreichen Facebook-Strategie ist die Teilnahme an sogenannten „Gruppen“, heißt es – eine Art Foren, in denen sich Menschen zu einem bestimmten Themengebiet unterhalten. Dort soll es möglich sein, Verbindungen zu seinen Zielgruppen herzustellen. Dieses Experiment habe ich in den letzten Tagen gemacht. Ich habe zu allen Stichworten, die meinem Themenportfolio entsprechen, nach Gruppen gesucht, denen ich beitreten könnte. Für viele meiner Arbeitsfelder gab es überhaupt keine Gruppen. Die Zielgruppe „Grafikdesign“, die mir sehr wichtig ist, unterhält sich in allen Gruppen ausschließlich in englischer Sprache, was nicht hilfreich ist, um deutschsprachige Texte zu bewerben. Die deutschsprachigen Gruppen, die ich zu passenden Themen fand, waren wiederum von so erschütternder Niveaulosigkeit, dass ich schockiert und mit buchstäblich offenem Mund vor dem Bildschirm saß. Das ist kein Umgang, den ich pflegen würde.

Die Bilanz aus der privaten und beruflichen Erfahrung zeigt mir eindeutig, dass Facebook mir schlichtweg nichts bringt. Dies führt zu der Frage, die mich schon seit geraumer Zeit beschäftigt, ob ich meine Fanpage überhaupt weiterhin behalten soll oder nicht.

Sie frustriert mich nicht nur in ihrer Ergebnislosigkeit: Ich pflege sie lediglich, weil „man“ heute als Künstler/Einzelkämpfer/Kleinstunternehmer so etwas haben „muss“, um sich nicht selbst vorwerfen oder vorwerfen lassen zu müssen, man tue nicht alles, was möglich ist, um Aufträge zu generieren. Weil ich mit TextLoft schon in vielen Dingen einen sehr eigenen, unkonventionellen und unbequemen Weg gehe und mich nicht noch mehr zum zeitgeistfremden Sonderling stilisieren will, als der ich schon gelte. Weil mir alle einreden, dass es unumgänglich ist, mit den Wölfen zu heulen, wenn sich Erfolg einstellen soll, und dass Selbsttreue nur verantwortungslos, pubertär und kaufmännisch dumm ist.
Und doch bin ich selbst von diesen Argumenten nicht überzeugt, und sie widersprechen auch einer anderen, sehr wohl zeitgemäßen Marketingaussage: Wenn Authentizität – also das wahrhaftige Leben und Vorleben von Leidenschaften und Überzeugungen, ein konsequentes, stimmiges Image, das die verfolgten Ziele und Prinzipien aufrichtig widerspiegelt – heute wirklich irgendeinen Wert hat und Teil der USP sein darf und soll, dann könnte ich ruhigen Gewissens und mit Erleichterung diese Fanpage schließen, die nichts als eine lästige und nutzlose Visitenkarte ist. Ob ich es will oder nicht, ob es mir gefällt oder nicht, ob ich es mir selbst vorwerfe oder nicht, ob ich dagegen ankämpfe oder nicht, ob ich versuche, mich zu bessern, oder nicht: Ich habe eben doch in vielen Dingen die Mentalität eines Künstlers, und auch wenn man es mir nicht unbedingt ansieht und ich es ungern zugebe, gehören Eigensinn, eine gewisse Form von Exzentrizität und von Snobismus durchaus dazu.

Mich von Facebook gänzlich zu verabschieden, würde ein Gewinn an Zeit, Effizienz und Konsequenz bedeuten. Es würde sich befreiend und ehrlich anfühlen. Noch tue ich es nicht. Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich mich trauen soll. Die Frage schwebt im Raum. Gerne höre ich Meinungen dazu.

02/14/16

Zeit-Räume

Im TextLoft ist oft von Raum die Rede: von Text-Räumen, also reellen und virtuellen Räumen, in denen Text entsteht, vom leeren Raum einer Seite, der durch Strukturen und Worte zu einem Text eingerichtet wird … Die Analogie von Text und Raum ist auf der Website allgegenwärtig.

Räume sind auch ein wesentlicher Bestandteil nicht nur meiner Textauffassung, sondern meiner Arbeitsweise.
Wenn ich für das Projekt eines Auftraggebers intensiv in seine Themenwelt eintauche und selbstvergessen über Tage und Wochen hinweg nur noch in seinem Universum mit all seinen Farben, Bildern und Stimmungen lebe, schließe ich mich im Grunde in seinen Räumen ein. Außenwelt, Kalender, der Alltag und seine Erfordernisse, Gesundheit und Wohlbefinden treten zurück, und das Leben findet nur noch in diesem entrückten Auftragsraum statt. Es ist keineswegs die ruhige Zurückgezogenheit einer klösterlichen Klausur, sondern viel mehr eine erforschende Besessenheit. „Zum Raum wird hier die Zeit“ heißt es in der vermutlich schönsten Zeile von Wagners Parzifal. Tatsächlich entsteht durch die Suche nach dem Text, nach seinem Duft, seinem Licht und seinem Wesen, ein kleiner hermetischer Bereich, der ein wenig an die stereotypische Vorstellung der mythischen Schriftstellerhütte erinnert.

Still und entspannt dagegen sind die Zeit-Räume, in denen ich für dieses Blog oder die Musterbücher – und natürlich vor allem auf Kunst:Text schreibe. Wie ein Urlaub sind sie eine winzige, fast private und genüssliche Enklave aus Wahrhaftigkeit. Wohltuende Unwesentlichkeiten und perfekte Selbstbestimmtheit erfinden Stunden und Ziele neu.

Die Gesprächszeiten, die auf der Website angegeben sind, begrenzen ihrerseits einen weiteren Zeit-Raum. Er ist ein Patio, ein kleiner und einladender, etwas öffentlicherer Platz voller Begegnung und sommerlicher Leichtigkeit.

In all diesen verschiedenen Facetten gefällt mir der Gedanke, dass meine Arbeitswelt in gewisser Hinsicht einem englischen Garten gleicht, in dem sich die Vielfalt und der Reiz aus der Strukturierung eines riesigen Raums in viele kleine, subtil definierte und völlig unterschiedliche thematische Bereiche mit eigener Nutzung und eigenem Charakter ergeben. Und wer hat schon das Glück, einen Garten zu leben?

01/18/16

Schnapp­schuss an einem Wintertag

Es ist ein Montag wie viele im TextLoft: Spam-Mails werden blockweise gelöscht, Auftragsportale der Reihe nach abgearbeitet, Bewerbungsprospekte für die anlaufende Marketingaktion in Briefumschläge gesteckt. Ein neues Projekt für und von TextLoft ist in der Planungsphase und schürt Selbstzweifel.

Dass die Stimmung zu wünschen übrig lässt, hat nichts mit dem Wochenbeginn zu tun: In Münster ist es eisig, und die Heizung ist nur bedingt eine Hilfe, die Auftragslage tröpfelt nach einem ermutigenden Jahr 2015 unbefriedigend dahin, ärgerlicher Papierkram liegt auf dem Magen … Für Euphorie gibt es wenig Gründe, die Seele friert genauso wie die Finger, die sich fleißig und verbissen an der Tastatur festhalten.
Der elektronische Briefkasten meldet den Eingang einer Nachricht. Der Erhalt eines Auftrags, den ich gerade geliefert habe, wird bestätigt. Die Aufgabe hatte mir Spaß gemacht, und es mir ohnehin immer eine Freude, für diesen Kunden zu arbeiten, wie ich es in meinem kurzen Dankessatz erwähnt habe.

Und dann diese Worte:
„Sie sind phantastisch, vielen lieben Dank! Die Freude ist ganz auf meiner Seite, denn Sie sind genau so kompetent und unkompliziert, wie man es sich nur wünschen kann.“

Es ist wie ein heißer Kakao an diesem Wintertag. Es tut mehr als nur gut. Es tröstet und beflügelt. Und auf einmal kommt im TextLoft mit einem Lichtstrahl der Gedanke an den Frühling auf.

01/4/16

Analoges Intermezzo

Ob die Zeit zwischen den Feiertagen im TextLoft arbeitsreich oder erholsam ist, hat gemeinhin wenig mit eigenen Entscheidungen zu tun. Die Urlaubsplanung der Stammkunden bestimmt, ob die letzte Woche des Jahres zur Erledigung letzter, dringend benötigter Aufträge genutzt werden muss oder still und gemütlich dahinplätschert.

Wie sich herausstellte, hatten dieses Mal alle Unternehmen Sehnsucht nach einer ausgedehnten Pause und hatten sich sogar ausgesprochen früh „abgemeldet“. Nach dem routinemäßigen Buchhaltungsabschluss standen die Zeichen also auf Entspannung. Aus den zweieinhalb freien Tagen, die über Weihnachten fest eingeplant waren, wurden mehr. Zwar wurde der elektronische Posteingang zur Sicherheit morgens und abends pflichtbewusst geprüft – obgleich die Wahrscheinlichkeit, dass gerade zwischen dem 28. und dem 31. Dezember neue Kunden den Weg ins TextLoft finden, erfahrungsgemäß extrem gering ist –, stand aber in keiner Weise im Mittelpunkt des Lebens. Der Computer selbst fristete ein unbeachtetes und überflüssiges Dasein auf dem verwaisten Schreibtisch.
Nach den wiederholten und umfangreichen Marketingaktionen der vergangenen Monate, für die jede theoretisch freie Minute erbarmungslos genutzt worden war, war es eine regelrecht fremd anmutende Situation und eine zugegebenermaßen willkommene Gelegenheit, Schlaf nachzuholen und sich ausgiebig dem Lesen zu widmen, aber auch gedanklich zur Ruhe zu kommen.

So wurde mir bewusst, wie unzufrieden ich mit der Vorstellung von TextLoft auf der Homepage und den Einleitungstexten der Blogs geworden war. Meine Website war aus Sicht eines zielstrebigen Marketings perfekt …, hatte aber nichts mehr mit mir selbst zu tun. „Klappern gehört zum Handwerk”, heißt es im Volksmund so treffend, nur passt dieses laute Herumstolzieren, zu dem ich mich aus Vernunft gezwungen hatte, nicht zu mir. Mittlerweile hat sich die Seite einer Entschlackungskur unterzogen.

Was diese kleine Woche aber so erholsam und wertvoll machte wie einen ganzen Urlaub, war weniger die Abwesenheit von Arbeit im eigentlichen Sinn als vielmehr die Tatsache, dass ich mir den Luxus eines analogen Lebens offline gönnen konnte. Ich ignorierte mutwillig Facebook, Twitter & Co., las keine Blogs, keine Nachrichten und lebte neun Tage internetfrei, die mir – falls dies nötig gewesen sein sollte – bestätigten, dass ich Computer, Internet und eMail nicht nur nicht vermisse, sondern auch ohne sie viel glücklicher bin.

Dieses analoge Intermezzo war ein Geschenk, das mich darin bestärkt hat, die Grenzen zwischen beruflich unumgänglicher Präsenz und selbstverständlicher Kundenfreundlichkeit und Verfügbarkeit einerseits und meinen eigenen Prioritäten und Bedürfnissen andererseits schärfer zu zeichnen – nicht zuletzt, weil Zufriedenheit und Wohlbefinden zur Erhaltung der Arbeitsqualität beitragen.

12/9/15

Weihnachtskarten – Lust oder Frust?

Ob als Karte, eCard oder eMail – Weihnachten ist die Gelegenheit, Verwandten, Freunden, Kollegen, Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder Kunden einige Zeilen zukommen zu lassen. Die ursprünglich religiöse Bedeutung des Festes spielt dabei ebenso wie die tatsächliche Welt- und Glaubensanschauung des Adressaten eine eher untergeordnete Rolle. Der Akt des Schreibens wird hier bestenfalls unreflektiert als Konvention, schlimmstenfalls als notwendiges Übel hingenommen. Doch was genau ist eine Weihnachtskarte? Und was könnte sie sein?

Privat geht es oft vor allem darum, Verbindungen, die während des Jahres in der allgemeinen Hektik des Alltags vernachlässigt oder zumindest wenig intensiv gepflegt werden, zu erneuern und aufrechtzuerhalten, Menschen zu sagen und zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen, dass wir an sie denken und ihnen Gutes wünschen. Die Motivationen können hierbei allerdings rechts unterschiedlich sein: Gewohnheit, aufrichtiges Interesse, Herzlichkeit, schlechtes Gewissen, Pflichtgefühl, Mitleid, Berechnung, Selbstdarstellung, Zuneigung … Die Liste ließe sich fortführen.
Im beruflichen Bereich ist das Ende des Jahres nicht nur rechnerisch die Zeit der Bestandsaufnahmen und Bilanzen. Partnerschaften werden bewertet und neu gewichtet, die Qualität der Zusammenarbeit beurteilt. Ob den Kunden gegenüber geäußerte Dankbarkeit und die manchmal unverhohlene Hoffnung auf weitere Aufträge tatsächlich empfunden werden oder längst zur automatischen Floskel verkommen sind, ist nicht nur von dem Wert der geschäftlichen Beziehung abhängig, sondern spiegelt auch das Selbstverständnis und Selbstbild eines Unternehmens wider.

In den meisten Fällen zeigen sich Menschen angesichts der alljährlichen Übung „Weihnachtskarte“ hilflos. Sie greifen auf althergebrachte Formulierungen zurück, die ihnen die Sicherheit geben, nichts Falsches zu tun, der Etikette zu genügen, nicht unangenehm aufzufallen, und die ihnen ermöglichen, die Aufgabe schnell und möglichst mühefrei hinter sich zu bringen.
Es ist schade, denn die Weihnachtskarte wird so zur verpassten Chance.
Der Text wird genauso rasch überflogen, wie er geschrieben wurde, kaum wahrgenommen, und berührt in seiner förmlichen Steifheit und unpersönlichen Phantasielosigkeit nicht wirklich. Er wird als das rezipiert, was er ist: das Produkt einer sinnleeren Konvention, ein gedankenlos hingeworfener Gruß ohne tiefere Bedeutung.

Dabei kann eine Weihnachtskarte zu einem unvergesslichen Erlebnis und einem unersetzlichen Schatz werden, und im beruflichen Bereich eine weit höhere Wirkung erzielen als jede teure Werbung.
Richtig eingesetzt können Worte kostbar wie Brokat, tröstlich wie heiße Schokolade, strahlend wie Gold, weich wie Federn, zart wie ein Windhauch, frisch wie Wasser, süß wie Honig, duftend wie Blumen sein. Das „Geheimnis“ einer gelungenen, sinnvollen und beachteten Weihnachtskarte besteht in Individualität und Originalität, also darin, die Worte so zu wählen, als seien sie ein Geschenk: Sie sollten wohlüberlegt sein und zu der Person passen, der sie gelten, sie in ihrer Denkart und Gefühlswelt ansprechen und für sie einzigartig sein. Sachlich oder überschwänglich, still oder laut, leicht oder kraftvoll … eine „gute“ Weihnachtskarte sagt nichts über denjenigen aus, der sie schreibt, jedoch alles über denjenigen, der sie liest. Sorgsam ausgesuchte Adjektive und eine differenzierte Tonart sind hier die wichtigsten Instrumente. Inspiration ist weniger relevant als Einfühlungsvermögen – wie immer, wenn es ums Schreiben geht.

Wer keine Zeit oder Lust hat, sich in die Adressaten seiner Weihnachtskarten oder -mails hineinzudenken, und dennoch unvergessliche Post verschicken möchte, muss nicht gleich verzweifeln: Es gibt ja TextLoft!

12/8/15

Weihnachtliche Gedanken

Zu Weihnachten hatte ich schon immer ein stark gestörtes Verhältnis.
Bereits als kleines Kind habe ich diese Feiertage gehasst, und kein noch so schönes Geschenk hätte mich dazu bestechen können, ihnen auch nur das Geringste abzugewinnen. Soweit ich zurückdenken kann, war es eine Zeit, die ich irgendwie durch- und zu überstehen versuchte, und ich war jedes Jahr froh und erleichtert, wenn sie vorbei war. In meinen frühesten kindlichen Erinnerungen ist von erwartungsfroher Aufregung, von Lichtern und wundersamen Märchen keine Spur zu finden – viel mehr verbinde ich Weihnachten mit spannungsgeladenen Heucheleien, Ängsten, luftabschnürenden Zwängen, Verboten.

Auch wenn es mir in meinem Erwachsenenleben gelang, selbstbestimmt den biederen Traditionen und anstrengenden Gesellschaften zu entfliehen, und wenn mich das „Fest der Liebe” nicht so oft mit kleineren und größeren Katastrophen bestrafte, wie ich es vielleicht rein subjektiv empfinde, so bleibt doch eine gewisse skeptische Zurückhaltung zurück.

Diese Abneigung ist nicht nur in der Vergangenheit begründet, sondern auch sehr objektiver Natur. Der verordnete Rückzug, die erzwungene Einkehr und die zwanghafte Glorifizierung dreier Werte, die ich für unverständlich und sinnfrei halte – Religion, Liebe und Familie –, die Stille und einengende Handlungspause nehme ich dieser Zeit übel.

Tatsächlich gibt es nur einen Ort, an dem ich in der zweiten Dezemberhälfte sein möchte: New York, der vielleicht einzigen Stadt auf Erden, die nicht unter dem Diktat eines Feiertags zu leben aufhört, in der der Lärm nicht verebbt und der Alltag nicht stirbt. In der Stadt, die niemals schläft, schreien die grellen Weihnachtslichter nach Konsum und Spiellust. Die Geschäftigkeit aber geht an ihnen vorbei und folgt den eigenen Wegen. Keine verlogene Besinnlichkeit, keine stickige Gemütlichkeit, keine selbstverliebte Inszenierung pflichtbewusst gedämpfter Stimmung – New York lässt sich nichts sagen, lässt sich nicht in die Knie zwingen. Bunt, schrill und lebhaft feiert es nur sich selbst und die Normalität eines atemlos rasenden Lebens, allem 25. Dezember zum Trotz. New York verdient auch an diesem Tag Geld und überlässt es jedem, zu tun und zu lassen, was er will. Diese Stadt zeigt eine erfrischende und ehrliche Selbstbezogenheit jenseits kalendarischer Gebote. Dort ist Ruhe keine Tugend – in vollen Zügen zu leben, schon.

Zu Weihnachten wäre es einfach … THE place to be.

12/7/15

Texte als Geschenk

Dass Texte ein unvergleichlich wertvolles Geschenk sein können, weiß jeder, der als Kind ein Buch bekommen hat, in das er sich verliebt hat und das er heute noch wie einen Schatz hütet. Auch die Entdeckung eines bestimmten Werks der großen Literatur ist oft eine unvergessliche, lebensbegleitende Bereicherung. Doch Texte können auch auf andere Weise zum Geschenk werden.

Dies lernte ich, als ich 12 Jahre alt war.
C., die Tochter einer Freundin meiner Mutter, wurde 18, und da ich in unserer Familie von Kindesbeinen an für die private Korrespondenz aller Art zuständig war, schrieb ich die Glückwunschkarte, die sie von uns bekommen sollte. Ich mochte das Mädchen sehr, sah in ihr wohl ein wenig die große Schwester, die ich nie hatte, und so fiel es mir leicht, mich in sie hineinzudenken und eine kleine Botschaft zu schreiben, die zu ihr passte, mit Wünschen, die ich von Herzen meinte.
Als sich eine Woche nach der großen Party unsere Mütter wieder trafen, hieß es, meine Karte habe auf C. einen unvergesslichen Eindruck gemacht, und sie sei von meinem Text absolut sprachlos und überwältigt gewesen.
Ich war zugegebenermaßen darüber sehr verlegen und auch reichlich verwundert, denn ich wusste überhaupt nicht, was an meinem Text so besonders gewesen sein sollte – hatte ich doch lediglich meine Gedanken an sie zu Papier gebracht. Ich vergaß die Angelegenheit und das aus meiner Sicht übertrieben überschwängliche Lob schnell wieder. Wenige Tage später kam C. selbst vorbei. Es war ihr deutlich anzumerken, wie tief gerührt sie noch immer war, und dass ihr meine Worte wichtig waren und bleiben würden. An jenem Tag begriff ich zum ersten Mal, dass nicht nur ein Buch ein Geschenk sein kann und dass es manchmal nur weniger Zeilen bedarf, um jemandem eine wirkliche und kostbare Freude zu machen.
Zwei Jahre später, als die Freundin meiner Mutter einer Verwandten zum 80. Geburtstag gratulieren wollte, bat sie mich, die Karte für sie zu schreiben. Sie gab mir Fotos von der alten Dame, erzählte mir von ihrer Lebensgeschichte und von dem Verhältnis, das die beiden verband. Es war wunderbar spannend und aufregend, auf diese Weise einen Menschen kennenzulernen, dem ich niemals begegnen würde, dem ich aber einen Nachmittag lang so nah sein durfte, dass ich die Zuneigung, die sich hinter der Bitte unserer Bekannten offenbarte, regelrecht spüren konnte. Es hieß, dieser kleine Text habe der Dame von allen Geschenken am meisten bedeutet. Ich bekam zum Dank eine große Schachtel handgemachter Pralinen vom besten Konditor der Stadt – rückblickend war dies also wohl mein erster bezahlter Auftrag.
Erst als ich schon erwachsen war, durfte ich selbst erleben, wie es sich anfühlt, einen Brief zu bekommen, den man niemals wieder vergisst und der einen noch nach Jahrzehnten zu Tränen rührt, ganz gleich, wie oft man ihn schon gelesen hat und wie auswendig man ihn kennt.

Ich finde es schade, dass Menschen tatsächlich so selten daran denken, Texte zu verschenken.
Dabei gibt es dazu so viele Gelegenheiten: Geburtstage, Hochzeiten, Geburten, Weihnachten, Einladungen, oder auch Todesfälle können zum Beispiel Anlass sein, aber Karten und Reden sind nur ein winziger Aspekt dessen, was der Text als Geschenk sein kann.
Eine schöne Idee ist es, jemandem eine eigens für ihn geschriebene Geschichte zu schenken. Es müssen nicht gleich ein Roman oder Memoiren sein. Schon eine halbe Seite kann genügen, um einen geliebten Menschen zum Lächeln zu bringen und ihm das Gefühl zu geben, dass er in unserem Leben einen unvergleichlichen Platz innehat. Die nacherzählte Geschichte einer geteilten Kindheitserinnerung kann sowohl für ein Kind an einem wichtigen Geburtstag, als auch für die Eltern an Weihnachten oder am Hochzeitstag einen unermesslichen Wert annehmen. Ein Heftchen mit dem Bericht einer gemeinsamen Reise mit der besten Freundin ist mehr als nur eine kleine Aufmerksamkeit, es macht einen schönen Urlaub zu einem unauslöschlichen kleinen Kunstwerk, das für immer verbindet. Es ist auch möglich, die beschenkte Person in eine fiktionale Handlung einzubinden, die widerspiegelt, wie andere sie sehen und schätzen. Texte können sogar als Vermächtnis über Jahre hinweg gesammelt werden, um etwa bei einer Hochzeit, oder an dem Tag, an dem der Nachwuchs zum ersten Mal in eine eigene Wohnung zieht, überreicht zu werden. Und sie können ein materielles Geschenk ideal ergänzen.

Texte sind lebendig und präsent, und als solche die originellsten und persönlichsten Geschenke, die man sich vorstellen kann. Sie überraschen und berühren, sie sind unvergänglich und einzigartig. Sie können uns in der Brieftasche über Jahre hinweg begleiten, in einer Schublade zu unserem geheimsten Juwel werden, an der Wand der ständigen Aufmunterung dienen. Und immer, immer zeigen sie uns, was wir anderen bedeuten.

Zu Weihnachten einen kleinen, schönen, emotionalen, poetischen, lustigen Text überreichen oder versenden? Ich helfe gern.

10/31/15

Formen des Auftragsbloggens

Auftragsbloggen gehört zu den Facetten meiner Arbeit, die oft für Verwirrung sorgen. Auch Interessenten begreifen nicht immer, was sich dahinter verbirgt, und diese Leistung bleibt aufklärungsbedürftig.

Schwer verständlich ist für viele zunächst der Unterschied zwischen gewerblichem Bloggen und dem freiberuflichen Verfassen von Blogtexten.
Während im ersten Fall ein Unternehmen sich an Blogger wendet, die auf ihrem eigenen Blog in erster Linie Rezensionen, Kritiken und Werbung für seine Produkte oder Dienstleistungen veröffentlichen sollen und im Gegenzug durch die Überlassung der Ware und ggfs. einen zusätzlichen Obolus oder pro Seitenbesuch be- bzw. entlohnt werden, bezeichnet der Begriff Auftragsbloggen – auch Ghostbloggen genannt – die regelmäßige Produktion von Text für das Blog eines Unternehmens. Die Bezahlung erfolgt nicht in Naturalien oder nach Klicks, sondern wie für jeden anderen Textauftrag auf Rechnung. Die Artikel beschränken sich hier nicht auf Vorstellungen, Tests oder Vergleiche, sondern umfassen die ganze Bandbreite journalistischen und marketingbezogenen Schreibens – von der Kolumne über Storytelling, Interviews, Kontroversen bis hin zum Call-to-Action.
Ich mag diese Arbeit sehr, denn sie ist vielseitig und bietet mir die Möglichkeit, über längere Zeit an einem Konzept mitzuwirken.

Auftragsbloggen kann drei Hauptformen annehmen, die allerdings jeweils endlose Schattierungen aufweisen können.
Einige Kunden haben für ihr Blog bereits ein konkretes und detailliertes Programm mit einem festgelegen Artikelplan. Meine Aufgabe besteht in diesem Fall lediglich darin, entweder zu bestimmten Terminen oder in bestimmten monatlichen Mengen dieses Gerüst mit Texten zu füllen, wobei je nach Anforderung entsprechendes Material zur Verfügung gestellt wird oder selbständig recherchiert werden muss. Die Grundlage solcher Artikel kann ein Titel, eine Reihe von Stichworten, eine Themenvorgabe oder eine genaue Gliederung, ein Raster sein.
Andere Blogtextaufträge sind von einem regelmäßigen und eher zwanglosen Dialog gekennzeichnet. Zu Beginn stellt der Auftraggeber einige Grundregeln auf, die mehr oder weniger eng gefasst sein können. Er beschreibt die grobe Ausrichtung des Blogs und übermittelt einen nicht bindenden Themenplan, der als Denkanstoß dienen soll. Hiernach erstelle ich einen Artikelplan, der vom Unternehmen genehmigt wird. Artikellänge und -reihenfolge werden entweder abgesprochen und auf Anregung beider Seiten gemeinsam entschieden, oder sie bleiben frei.
Hat der Auftraggeber weder Zeit noch Lust, sich mit der Sache „Blog“ zu befassen, oder fehlen ihm dazu die notwendigen Kenntnisse, übernehme ich die Gesamtheit des Blogprojekts. Diese Option ist unter anderem besonders sinnvoll, wenn ein Blog erstmals gestartet, konsequent betrieben und erfolgreich und nutzbringend eingesetzt werden soll. Ich erarbeite für das Unternehmen Blogziele, analysiere die Möglichkeiten und Wege, diese individuell zu erreichen, gestalte ein stimmiges langfristiges Konzept entsprechend den gegebenen Budgetgrenzen. Auf dieser Grundlage entstehen dann eine Ideenliste, ein Themen-, Artikel- und Veröffentlichungsplan, die auf die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Zielgruppe abgestimmt sind und zugleich das angestrebte Image zum Ausdruck bringen. Mit jedem Blogpost wird die Unternehmensidentität auf- und ausgebaut, verdeutlicht und verfeinert. Stil und Duktus tragen dazu bei, Einzigartigkeit und USP zu festigen. So wird das Blog zu einem wichtigen Instrument des Brandings. Das Unternehmen bekommt durch sein Blog eine aktive, präsente und unverwechselbare Stimme, eine wiedererkennbare Handschrift.
Unabhängig von dem Modell, für das sich der Auftraggeber entscheidet, biete ich auf Wunsch und gegen einen sehr geringen Aufpreis zu jedem Artikel einen Anrisstext, der sich zur Veröffentlichung auf Facebook oder Google+ eignet, sowie zwischen zwei und acht Twitter-Einträge.

Auftragsbloggen hat mit dem bekannteren kommerziellen Bloggen wenig gemein. Vielmehr ist es als Schnittstelle zwischen Marketingdienstleistung und Ghostwriting zu sehen. Zwischen den hier dargestellten Formen kann es eine unendliche Anzahl an Abstufungen der Eigenständigkeit annehmen und ist nicht zuletzt deshalb ein faszinierender und spannender Aspekt der Textarbeit.

10/29/15

Zwischen Kunst und Chamäleon

„Kunst kommt von Können“, betont immer wieder der Volksmund und erhebt somit einen etymologischen Gemeinplatz zu einer tollpatschigen Definition, die in ihrem entsetzlich einschränkenden Ansatz von einer beängstigenden Hilflosigkeit zeugt. Dieser Satz gehört für mich deshalb zu den ewigen Ärgernissen, auf die ich besonders ungehalten reagiere.

Kunst hat vor allen Dingen mit (Er)Kennen zu tun. Wiedererkennbarkeit ist hier von entscheidender Bedeutung. Die Unverwechselbarkeit der Handschrift eines Künstlers – sei er Maler, Komponist, Bildhauer – begründet seinen Namen, seine Reputation und seine Beliebtheit, schließlich und infolgedessen sein Einkommen.
Wer eine Oper von Mozart hört, kann sie sofort als solche identifizieren. Wer einen Monet sieht, kann ihn sofort zuordnen. Der Grund dafür liegt in der Natur der Kunst selbst: Kunst ist der Wille, wiederzugeben und festzuhalten, und auf der Suche nach der perfekten Technik, dem perfekten Ausdruck, dem perfekten Weg, Dinge und Menschen zu erfassen, entwickelt jeder Künstler Mechanismen, Gewohnheiten und Mittel, die er immer wieder verwendet, erprobt, vertieft und verfeinert, weil sie für den angestrebten Zweck schlichtweg am geeignetesten erscheinen. Die einmal gefundenen Werkzeuge werden im unaufhörlichen Prozess des Erforschens, des Versuchens, immer wieder aufs Neue traktiert und variiert, bis sie sich zu einer eigenen Ausdrucksweise entwickeln, die selbst Laien bald als die charakteristische „Sprache“ des jeweiligen Künstlers erkennen.
Diese Wiedererkennbarkeit ist für Künstler identitäts- und marktwertstiftend.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet hat also die Kunst das erfunden, was gemeinhin als „Corporate Identity“ bezeichnet wird. Gerade deshalb und in doppelter Hinsicht bringt künstlerische Textarbeit für Unternehmen Sinn: Nur wer künstlerische Denk- und Arbeitsmuster genau kennt und lebt, weiß wirklich, was Wiedererkennbarkeit bedeutet, wie sie entsteht und wie sie zu erreichen ist.
Darin unterscheidet sich künstlerische Textarbeit von der Arbeit eines Werbetexters. Letzterer muss in erster Linie zu einer unaufhörlichen und bedingungslosen Wandelbarkeit fähig sein. Wie ein Chamäleon muss er sich überall und blitzschnell anpassen und mit seiner Umgebung verschmelzen. Dies erfordert bemerkenswerte Eigenschaften, und diese Fertigkeit ist im Textbereich nicht weniger beachtlich und bewundernswert als in der Natur. Wenn ein Tier allerdings in der Lage ist, die Farbe eines Baumes anzunehmen, so bedeutet dies noch lange nicht, dass ihm die Aufgabe zuteilwerden sollte, einen Baum zu pflanzen. Es müsste das richtige Gewächs für Klimazone und Bodenqualität auswählen, den besten Pflanzort suchen, es regelmäßig düngen, pflegen, schützen, schneiden, seine Entwicklung verfolgen und es in Form bringen und halten, damit es lange gedeiht. Ein Chamäleon ist ein zauberhaftes und faszinierendes Geschöpf, aber all dies kann es nicht. Genauso wenig kann ein Werbetexter eine textliche Unternehmensidentität erfolgreich begründen.

Textliche Corporate Identity ist keine Werbung. Es geht hier nicht darum, einer Zielgruppe zu erzählen, was sie hören will oder muss, damit sie etwas kauft, das sie möglicherweise nicht einmal braucht. Textliche Corporate Identity drückt aus, was das Unternehmen sein will, aus welchen Träumen es entstand, welche Welt, welche Vision, welche ideale Vorstellung es erschaffen will.
Werbung redet und überzeugt – wie das Chamäleon, das uns glauben lässt, es sei ein Stein oder ein Blatt. Werbetexter sind begabte und sehr unterhaltsame Zauberer und Gaukler, die Gehirn und Vernunft gekonnt überlisten und Illusionen aus dem Nichts entstehen lassen.
Textliche Corporate Identity hingegen erklärt, verdeutlicht, positioniert, vertieft. Sie offenbart Werte, verleiht ein Gesicht, entlarvt wie der Blick eines Malers, verstärkt wie der Bleistift eines Karikaturisten, betont, was das Auge übersehen könnte, enthüllt die Facetten einer komplexen Persönlichkeit, indem sie sie deutet, ansprechend aufbereitet und dadurch präziser definiert.

Wenn ich für Unternehmen künstlerische Textarbeit leiste, bedeutet dies, dass ich ihnen helfe, zu erklären und zu zeigen, wer sie sind und sein wollen.
Dies setzt voraus, dass ich mich bis zu einem gewissen Grad damit identifizieren kann. Man sollte etwas von Bäumen verstehen, wenn man welche pflanzen und hegen will. Ein grüner Daumen, ein wenig Intuition und Einfühlungsvermögen, Interesse an der Materie und so etwas wie Liebe sind notwendig. Deshalb arbeite ich nur in bestimmten Themenbereichen. Für alles und alle zu schreiben, impliziert neben der inhaltlichen auch unvermeidlich und unweigerlich eine qualitative Beliebigkeit. Vor lauter Wandelbarkeit verlernt und verliert der Texter seine eigene Handschrift, seine Arbeiten ihre Wiedererkennbarkeit, das Unternehmen, das ihn beauftragt, seine Unverwechselbarkeit und seinen Marktwert.

Der Begriff der künstlerischen Textarbeit mag hochtrabend und elitär klingen. Tatsächlich definiert er das Konzept, das Unternehmen brauchen, um eine effiziente USP festzulegen und zu sichern. Deshalb ist mein Ansatz der Kunst näher als dem Chamäleon – auch wenn sein Können außer Frage steht.

09/19/15

Künstlerische Spielarten der Textarbeit

Wenn ich auf meiner Webseite oder hier im Blog immer wieder erkläre, dass Schreiben für mich die Fortsetzung der Malerei, der Bildhauerei und der Fotografie mit anderen Mitteln ist, meine ich das deutlich wörtlicher, als die meisten sich vorstellen. Tatsächlich unterscheidet sich meine Art, zu arbeiten, nur in der Wahl des Werkzeugs.

1. Das Skizzenbuch
Ideen, Augenblicke, Bilder, Eindrücke sind flüchtig. Dinge zu notieren, die später zu einem Text führen könnten oder sollen, ist eine unerlässliche Angewohnheit. Was in der Malerei Skizzen und Skizzenbuch sind, sind für mich Notizen und Notizbücher – ganz gleich, ob es sich um etwas Schönes, Skurriles, Bemerkenswertes, Inspirierendes handelt, ob in Form einer kurzen Zeile, eines allgemeinen Themas, eines Titels, die später als Grundlage dienen werden, oder eines vollständig ausformulierten Absatzes, der sich im unerwartetsten Moment aufdrängt und sich in ein Projekt einfügt oder für sich allein stehen kann.

2. Alles ist Material
Bildende Kunst entsteht – vom politischen Auftragsporträt und der Historienmalerei abgesehen – selbst in ihren abstrakten Formen meistens aus dem Wunsch heraus, bewahrend aufzuzeichnen, Schönheit zu zeigen, zu definieren, zu deuten, wiederzugeben und manchmal zu teilen. Gegenstand eines Werkes sind deshalb gerade oft eher kleine Alltäglichkeiten, bescheidene Schnappschüsse gewöhnlicher Orte oder Tätigkeiten. Ausgangspunkt kann alles werden, was der Künstler als schön oder interessant empfindet, was ihn fasziniert oder anrührt.
Wenn ich Texte in den MUSTERBÜCHERN oder auf KUNST:TEXT veröffentliche, ist der Ansatz ähnlich. Sie sind oft zunächst eine Fingerübung, der Versuch, möglichst getreu abzubilden, was mir gefällt. Die Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit wird auch hier erst nach abgeschlossener Arbeit und mit einiger zeitlicher Verzögerung überschritten und aufgehoben. Ein Unkraut, eine leere Kaffeetasse, eine Landschaft, ein Duft, ein auf der Straße aufgeschnappter Satz … es gibt kaum etwas, worüber ich nicht schreiben würde.

3. Die Mappe
In einem Punkt unterscheidet sich die bildende Kunst ein wenig vom Schreiben, doch eher in Nuancen, nicht in der Sache selbst. Während bildende Künstler erst für sich zeichnen, entwerfen, fotografieren und daraus ihre Präsentationsmappen zusammenstellen, mit denen sie Galeristen, Mäzene und Unternehmen zu überzeugen hoffen, bin ich in der unangenehmen Lage, eigens „für die Mappe“, wie ich es nenne, Texte produzieren zu müssen. In beiden Fällen ist die Notwendigkeit der Mappe unbestritten, wenn man Auftraggeber oder Käufer finden muss. Im Bereich Text genügt es allerdings nicht, zu zeigen, was man gerne schreibt, oder dass man schreiben kann. Die Kunden suchen sich keine Texte in bereits fertigen Sammlungen aus, sie wollen Beweise dafür, dass man fähig ist, eine individuelle Arbeit zu leisten, die ihnen entspricht. Meine Mappe muss also zwar einerseits für meinen Schreibstil repräsentativ sein, andererseits die Wünsche von Unternehmen antizipieren, die ich noch nicht kenne. Ist sie zu umfangreich, wird sie möglicherweise nicht gelesen. Ist sie zu stringent, kann sie als nicht aussagekräftig empfunden werden. Ist sie qualitativ zu hochwertig, besteht die Gefahr, dass sie als versnobt wahrgenommen wird oder gar abschreckt. Enthält sie Texte in unterschiedlichen Tonlagen, die eine gewisse Bandbreite demonstrieren sollen, kann dies verunsichern und verwirren. Und hier schließt sich der Kreis mit der bildenden Kunst: Es sind nicht notwendigerweise die Arbeiten, die der Künstler als seine besten betrachtet, die die breiteste Zustimmung des unkundigen Publikums finden.
„Für die Mappe“ zu schreiben ist immer die Suche nach der Quadratur des Kreises, solange man nicht weiß, an wen sich die Mappe konkret wenden wird.
Besonders verhasst ist mir – und auch in diesem Punkt stehe ich den meisten bildenden Künstlern sehr nahe – vor allem die Tatsache, dass hier Selbstdarstellungskünste gefragt sind, die gründlich mit meiner Persönlichkeit kollidieren. Marketingarbeit für andere zu leisten ist eine spielend leichte Sache, sich selbst verkaufen zu müssen dagegen eine deprimierende, anstrengende und ekelerregende Angelegenheit.

4. Auftragsarbeit
Im Auftrag zu schreiben kann sehr aufregend und nicht nur im materiellen Sinne belohnend sein. Das Gefühl, in eigenem Stil etwas Sinnvolles und Schlüssiges aufzubauen, etwas Neues und Konstruktives zu gestalten, im Dialog etwas Schönes zu erschaffen, ist unvergleichlich. Auftragsarbeit ist nicht zuletzt eine Bestätigung, die für das Selbstwertgefühl eine wichtige Rolle spielt, vor allem aber bedeutet sie die Chance, sich in zwei Welten hineinzuversetzen und zwischen ihnen einen Raum zu kreieren, in dem sie sich begegnen und ihre Gemeinsamkeiten entdecken können. So ist der Künstler die Brücke zwischen Auftraggeber und Betrachter, der Texter zwischen Unternehmen und Kunden. Im Bereich der Kunst und des Textes ist diese Art des Schaffens auch unabhängig vom finanziellen Aspekt auch wesentlich, weil es zu einem gesunden Perspektivenwechsel, zu mehr Distanz und zu einer permanenten Neuentdeckung der eigenen Fertigkeiten zwingt.

Es sind also nicht nur die Betrachtungsweise, der ideelle Ansatz und die ästhetischen Werte, die Malerei, Bildhauerei und Fotografie einerseits und künstlerische Textarbeit andererseits miteinander verbinden. Die Arbeitssituationen sind sich in vielen Punkten sehr ähnlich, ihre Spielarten sind sogar identisch.

09/13/15

Schreiben lernen?

Es beginnt mit einem schwärmerischen Kompliment und endet mit einer Frage: „Ich wünschte, ich könnte auch so schreiben wie du. Kann man das lernen?“ Diese Satzfolge ist mir so vertraut, dass hier ein Klischee angebracht ist: Würde ich jedes Mal, wenn ich diese Bemerkung höre, einen Euro bekommen, würde mein Bankkonto … Nun ja.

Der Wunsch, „gut“ – was dies auch immer heißen mag – schreiben zu können, ist weit verbreitet, auch wenn ich wohl nie ganz begreifen werde, wieso. Für mich ist das Schreiben etwas Normales, Alltägliches, eine Tätigkeit wie jede andere auch, nichts Besonderes eben, und vielleicht entgeht mir deshalb der Grund für diese Sehnsucht. Die Antwort auf die Frage jedenfalls ist widersprüchlich und eines klaren Jeins würdig.

Tatsächlich ist Schreiben in erster Linie ein Handwerk, und als solches erlernbar. Es gibt in dieser Sache keinen nennenswerten Unterschied zwischen einem Tischler, einem Goldschmied, einem Mechaniker oder einem Schreibenden.
Wie in den meisten Bereichen auch, gründet Können auf dem Wechselspiel von Lernen und Üben, und wie bei fast allen erlernbaren Fertigkeiten auch, ist ein früher Beginn bereits in sehr, sehr jungen Jahren für das Erreichen eines hohen Niveaus unerlässlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der erst mit vierzig zum Sport findet, eine Goldmedaille bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gewinnt, ist eher gering, und dies trifft auch auf das Schreiben zu.
„Lernen“ bedeutet hier weniger die Aneignung konkreter Techniken – diese ergibt sich eher aus dem Üben –, als vielmehr Lesen. Liest ein Kind früh sehr viel und sehr hochwertige Literatur, wobei Qualität und Quantität in diesem Fall gleichermaßen entscheidend sind, bekommt es ganz automatisch das nötige Rüstzeug.
Selbstverständlich ist es in jedem Alter möglich, sich an Neuem zu versuchen, oder vernachlässigte Fähigkeiten weiterzuentwickeln oder zu verbessern. Es sollte demjenigen allerdings immer bewusst bleiben, dass „besser“ nicht notwendigerweise mit „herausragend“ gleichzusetzen ist. Ob beim Musizieren, Malen oder Schreiben: Nur jahrelanges Üben und ein sehr großer täglicher Arbeitsaufwand ermöglichen es, zu einer gewissen Virtuosität zu gelangen, und deshalb lässt sich Zeit nur bedingt nachholen, auch wenn der Versuch auf jeden Fall löblich und zu unterstützen ist.

Handwerkliche Tätigkeiten und Sport haben jedoch eine weitere Gemeinsamkeit, und an diesem Punkt offenbart sich der tückische Charakter der anfänglichen Frage: Interesse, Begeisterung und Einsatzbereitschaft genügen nicht, wenn nicht eine grundsätzliche naturgegebene Basis vorhanden ist. Wer zwei linke Füße hat, wird es sicher niemals zu einem Tennisspieler von Weltrang bringen, wer zwei linke Hände hat, wird unwahrscheinlich zu einem neuen Monet erwachsen – und wenn er noch so verbissen übt.
Doch woraus besteht Schreibtalent überhaupt? Welche Eigenschaften muss man „mitbringen“, um gut schreiben zu können? Es gibt vermutlich Millionen von Definitionen, und ich kann nur versuchen, meine eigene hinzuzufügen.

Im Gegensatz zu dem, was viele anführen, wird der berühmte „besondere Sinn für das Wort“ durch reichliche frühkindliche Lektüre vermittelt und zählt aus meiner Sicht daher zum Erlernten und nicht zum Angeborenen. Sprachgefühl ist die Fähigkeit zu wissen, wann man mit welchem Wort welche Wirkung erzielt – ähnlich wie ein Maler weiß, welche Farbe in seinem Gemälde welche Stimmung wiedergibt. Es geht lediglich um die richtige Verwendung des richtigen Werkzeugs am richtigen Platz im richtigen Augenblick. Dieses Wissen wird zum Teil bewusst, zum Teil intuitiv erworben. Der Maler studiert hierzu die Werke anderer, der (künftige) Schreibende liest.
Zu den Faktoren, auf die Lernen und Üben keinen Einfluss haben, die also das eigentliche Talent darstellen, gehören vor allem eine übersteigerte Sinneswahrnehmung und ein abnormales Gespür für Dinge und Stimmungen. Beide haben durchaus eine psychologische Komponente. Diese Fähigkeiten gehen weit über eine sehr hohe Beobachtungsgabe hinaus und können als rezipierende Überempfindlichkeit und Scharfsichtigkeit bezeichnet werden. Sie betreffen das gesamte Spektrum natürlicher und menschlicher Erscheinungen: Licht, Farben, Düfte, Formen, Strukturen, Wetter, Geräusche, Bildkompositionen, Ästhetik, Situation, Zusammenhänge, Details, Ungesagtes, Verschwiegenes, Angedeutetes, Unbewusstes.
Diese übersteigerte, überspitzte, empathisch-seismographische Blickschärfe, diese andere Art, die Dinge zu sehen, ist meiner Meinung nach das, was als „Talent“ bezeichnet werden kann, denn sie ist allgegenwärtig, ungewollt und unkontrollierbar.

Auch wenn man Talent nicht steuern kann, kann jeder bis zu einem gewissen Grad alles erlernen – ob Schwimmen, Schreinern oder Schreiben. Seinen Schreibstil zu verbessern und einen neuen Zugang zum Text zu finden, ist immer eine belohnende und bereichernde Erfahrung. Fortschritte und Erfolg sind eine relative Angelegenheit, und der einzige Maßstab sollten die eigenen Ziele sein, nicht die Texte anderer.

09/11/15

Preisgestaltung im TextLoft

Was ein Text kostet und warum, ist für potenzielle Auftraggeber nur schwer zu durchschauen, was zu einer verständlichen Verunsicherung bis hin zu Zweifeln und Misstrauen führen kann. Viele Texter veröffentlichen deshalb auf ihrer Webseite entweder einen konkreten Stundensatz oder feste Pauschalpreise. Einige versuchen, am Beispiel früherer Arbeiten zu veranschaulichen, welche Honorare für typische Leistungen in Rechnung gestellt werden. Andere wiederum geben Mindest- oder Höchstpreise an.

Auf TextLoft wird die Preisthematik überhaupt nicht angesprochen. Dies ist wohlüberlegt und das Ergebnis langer Abwägungen.
Zum einen bin ich nicht der Überzeugung, dass feste Stunden- oder Tagessätze als Information wirklich hilfreich sind: Ohne Vorgespräch kann der Kunde nicht wissen, welchen Zeitaufwand sein Projekt darstellt.
Zum anderen ist jeder Textauftrag einzigartig.
Schließlich sind sogenannte „Ab-“ und „Bis-Preise“ geschickte Marketinginstrumente, die eine grundsätzliche Erschwinglichkeit suggerieren sollen, aber sie sind auch in ihrer vollkommenen Unverbindlichkeit völlig aussagefrei und somit nur eingeschränkt seriös.

Um etwas Entspannung in die Honorarfrage zu bringen, greife ich mit TextLoft auf eine dreiteilige Strategie zurück:

1. Zwei Preismodelle
Interessenten, die sich zum ersten Mal an mich wenden, bitte ich immer, mir zu sagen, welches Budget sie sich für das Projekt vorgestellt haben oder vorstellen können. So kann ich schnell einschätzen, wie durchdacht die Anfrage und wie realistisch eine Zusammenarbeit ist, und dem Kunden sofort erklären, was er für das Geld, das er auszugeben bereit ist, bekommen kann. Der Kunde fühlt sich nicht genötigt, einen Preis zu akzeptieren, der ihm insgeheim vielleicht zu hoch ist und dem er nur widerwillig zustimmt. Es entsteht eine hohe Transparenz und eine Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe. Dies ist der Idealfall.
Hat der Kunde keine konkrete Budgetgrenze oder möchte er sich ganz allgemein informieren, rede ich niemals von Zeitaufwand und Stundensätzen. Ich biete für einen detailliert aufgestellten Leistungsumfang einen Komplettpreis an. Der Auftraggeber hat die Wahl, dieses Paket zu akzeptieren oder abzulehnen. Die Angebotserstellung ist in diesem Fall etwas aufwändiger, da für die rechtliche Absicherung die Grenzen des Pakets sehr präzise abgesteckt werden müssen.

2. Das Prinzip der künstlerischen Textarbeit
Hier im Blog und in meinem Ratgeber zum Textauftrag habe ich mehrmals und in unterschiedlichen Formen erklärt, dass ich nur für Kunden arbeite, die von der Qualität meiner Arbeit bereits überzeugt sind. Ich möchte, dass Auftraggeber zu mir kommen, wie sie zu einem Architekten oder Inneneinrichter gehen würden: Weil ich genau das biete, wonach sie schon immer gesucht haben, und das mögen, was ich tue. Mit anderen Worten: Wer mich will, muss mich wollen.
Dies bedeutet nicht, dass ich nicht bereit bin, eine Textprobe zu liefern. So gelingt es mir allerdings, Kunden fernzuhalten, für die ausschließlich das Preiskriterium relevant ist, weil sie nicht in der Lage sind, qualitative Unterschiede zu erkennen, und sich deshalb von vornherein dem Argument verschließen, dass Honorar und Ergebnis in einem angemessenen Zusammenhang stehen müssen.

3. Kaufmännische Professionalität
Es kommt durchaus vor, dass ich einem Auftraggeber preislich entgegenkomme. Der besondere Reiz eines bestimmten Projekts oder persönliche Sympathie können dabei eine Rolle spielen. Im Lauf der Jahre aber habe ich – geschult durch Erfahrungen der nicht immer positiven Art – gelernt, Mitgefühl einen geringeren Platz einzuräumen und mir eine gewisse Herzenshärte anzueignen. Es ist immer sehr schade, wenn ein Auftrag nicht zustandekommt, weil trotz aufrichtiger beidseitiger Bemühungen keine Einigung über den Preis stattfinden kann, und ich habe für jeden Menschen Verständnis, der seine Wünsche und seine finanziellen Möglichkeiten nicht in Einklang bringen kann. Aber kaufmännische Professionalität bedeutet auch das, was ich als gesunde Arroganz bezeichnen möchte. TextLoft ist bei aller Kundenfreundlichkeit kein Basar, in dem nach Herzenslust gefeilscht werden kann, kein Discount-Paradies und kein Kreditinstitut. Ist die Preisvorstellung des Kunden bei aller Liebe und Kompromissbereitschaft vollkommen abwegig, lehne ich den Auftrag ab. Fällt es mir – aus welchen Gründen auch immer – besonders schwer, bemühe ich hier gedanklich den Vergleich mit der Hotellerie-Branche: Wer in einem Hotel übernachten will, in dem ein Zimmer 200 € kostet, aber nur 50 € bezahlen will oder kann, wird nicht hereingelassen – und wenn es dem Empfangschef aus persönlicher Sicht noch so leid tun mag.

Was ein Text kostet, kann bei seriöser Arbeitsweise nicht allgemeingültig und abstrakt gesagt werden. Richtpreise mögen als Anreiz und Lockmittel einen Sinn haben, sie bestehen allerdings nur, bis die tatsächliche Vorbesprechung beginnt. Der Preis eines Textes ist das Ergebnis einer sehr komplexen und sehr individuellen Kalkulation, die Erfahrung, präzise Kenntnis der Textarbeit und ein sehr detailliertes Bild der Wünsche und Bedürfnisse des Auftraggebers erfordert.
Einzigartige Leistungen gibt es schlichtweg nicht zu Pauschalpreisen.

Interessant zu diesem Thema ist auch: https://www.youtube.com/watch?v=JI3Df7-KFtw. Auch wenn hier von Grafikdesign die Rede ist, lässt sich die Situation durchaus auf den Bereich Text übertragen.

09/9/15

Wie Textpreise entstehen

Das Thema „Texte und Preise“ ist nicht nur in Texter- und Freelancer-Foren ein vieldiskutiertes, es gehört auch zu den häufigsten Fragen, die mir gestellt werden – von potenziellen Auftraggebern natürlich, aber auch im privaten Umfeld.

Es ist nachvollziehbar.
Bei industriellen oder handwerklichen Produkten wird der Preis einer Ware aus sehr bekannten Daten und Faktoren ermittelt: den Material- und Personalkosten sowie steuerlichen Belastungen und der Marge, die Hersteller und Händler für sich einbehalten möchten, und aus dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, d.h. der Gestaltung der Zielgruppe. In einigen Fällen, z.B. bei Produkten bestimmter Marken oder Kunstwerken kommt noch ein ideeller emotionaler Wert hinzu, der sich aus Prestige, Begehren und Seltenheit zusammensetzt.
Bei Dienstleistungen hingegen sind die Mechanismen auf den ersten Blick nicht so transparent. Preise entstehen aus Zeitaufwand und Qualifikation, je nach Bereich auch aus der Nutzung, die sich daraus ergeben kann. Dies verleiht der Preisgestaltung einen unangenehm abstrakten Beigeschmack.

Hier ist es gleichzeitig einfach und schwierig, Licht ins Dunkel zu bringen, erst recht wenn die sogenannte Dienstleistung eine kreative ist.

Pauschal ausgedrückt bedeutet dies nichts anderes, als dass der Texter seine Honorare für verschiedene Arbeiten erst kalkulieren muss. Dabei muss er seine Festkosten, eine gewisse Absicherung für Notfälle, idealerweise seine Altersvorsorge sowie die Anzahl an Stunden, die er tatsächlich für seine Aufträge aufwenden kann, berücksichtigen. Abhängig von seiner Genügsamkeit, seinen Ansprüchen und seinem Selbstbild kann er diesen Stundensatz anpassen.
Doch damit ist die Frage nach dem Preis eines Textes noch lange nicht beantwortet.
Hat der Freie – Texter, Webdesigner, Grafiker – für sich festgelegt, wie viel er in der Stunde verdienen muss, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, muss er auch in der Lage sein, realistisch einzuschätzen, welchen Zeit- und Arbeitsaufwand für eine bestimmte Aufgabe auf ihn zukommt … und vor allem dies erfolgreich zu vermitteln.

Ob es ihm gelingt, das ideale Honorar durchzusetzen, hängt von verschiedenen Dingen ab: den tatsächlichen finanziellen Mitteln des Auftraggebers, der Unumgänglichkeit der Qualität seiner Arbeit (also der Frage, ob der Kunde sich leisten kann, auf ihn zu verzichten) und vor allem seiner Fähigkeit, den Zusammenhang zwischen Preis und Leistung in Form von Aufwand und Ergebnis aufzuzeigen.

Aus meiner Sicht ist dieser letzte Punkt gerade im Bereich Text im Grunde kaum zu erfüllen.
Es ist für einen Laien tatsächlich nicht nachvollziehbar, wie viel Zeit, Arbeit und Mühe ein Text wirklich kostet und wie viele Schritte und Stunden zwischen Auftrag und Abgabe nötig sind. Den Versuch, es wortreich zu erklären, halte ich für in mehrfacher Hinsicht kontraproduktiv. Unternehmen haben weder die Muße noch das Interesse dazu, sich damit auseinanderzusetzen. Sie sind nicht am Weg interessiert, sondern am Ziel, und das ist der Preis. Zudem könnten die detaillierten Ausführungen, die eine bessere Einsicht in die kreativen Entstehungsprozesse bringen könnten, schnell als Rechtfertigung empfunden werden, was wiederum erst recht das Vertrauen eines grundsätzlich misstrauischen oder verunsicherten Kunden erschüttern kann. Macht man deutlich, dass Texten nicht einfach „Herunterschreiben“ bedeutet, kann es die Glaubwürdigkeit der Leistung und der Qualifikation in Frage stellen: Der potenzielle Kunde unterstellt bald, dass ein Texter, der seinen Job wirklich beherrscht, für eine ganze Seite nicht mehr als wenige Minuten brauchen könne und dürfe, und dass der beschriebene Zeitbedarf schlicht auf ungenügende Erfahrung, Selbstüberschätzung und Unfähigkeit zurückzuführen sei. Während Klempner- oder Malerarbeiten etwa durchaus „beaufsichtigt“ werden können, so dass der Auftraggeber unmittelbar erleben kann, wofür er bezahlt, sehen sich Kreative der undankbaren Aufgabe gegenübergestellt, nachzuweisen, was nicht nachzuweisen ist.

Aus diesem Grund habe ich mich mit TextLoft von solchen Wegen gelöst und beleuchte für Interessenten die leidige Preisfrage aus einer ganz anderen Perspektive. Mehr dazu in meinem nächsten Blogbeitrag „Preisgestaltung im TextLoft“.