Reichtümer

„Du kannst doch so gut schreiben, du kannst doch bestimmt viel Geld damit verdienen.“ Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört! Ich könnte es nicht sagen, aber wenn ich jedes Mal den sprichwörtlichen Cent dafür bekommen hätte, könnte ich mich sicher langsam zur Ruhe setzen.

Berühmte Namen von Bestseller-Autoren vornehmlich aus dem englisch-sprachigen Raum, märchenhafte Geschichten von Filmrechten und Tantiemen in fünfstelliger Höhe haben bei den meisten das ehemals verbreitete Klischee des armen Dichters vergessen und ein diametral entgegengesetzes, nicht minder extremes Bild enstehen lassen. In dieser Welt lebt der Schreibende entweder auf dem Land in einem großräumigen Haus, blickt von seinem Arbeitszimmer aus auf einen malerischen Garten voller duftender Blumen, oder er hat ein Penthouse in der Großstadt, das er in seinem eigenen Stil mit Designermöbeln oder Kunstgegenständen ausstattet und in dem er Lesungen und Partys veranstaltet.
Dass die Wahrheit nicht einmal dazwischen liegt und die Feuilletons immer wieder hervorheben, wie wenige im deutschsprachigen Raum von dem Schreibberuf leben können, tut dem Image und der idealisierten Vorstellung eines perfekten Künstlerlebens keinen Abbruch.

Möglicherweise ist es gut so. Ein Besuch in einem Vier-Sterne-Restaurant sollte Genuss sein, und was in der Küche passiert, sollte dem Gast verborgen bleiben. Wenn die Träume vom Schreiberleben einen Teil der Magie ausmachen, die mit dem Schreibenden und seinen Texten assoziiert wird, dann sollten wir uns wünschen, dass sie lange bestehen.