Sahara

Die Erde kennt viele Wüsten: kalte und steinige Einöden aus Geröll und nacktem Boden, aus Salz entstandene Ebenen, endlos scheinende lehmige Flächen, doch keine ist so magieumwoben, keine verkörpert in unserer Vorstellung so selbstverständlich das Wort „Wüste” wie diese: die Sahara.
Erfüllt von der beständigen Stärke der Pyramiden, dem würzigen Duft marokkanischen Tees und algerischen Kaffees, den knisternden Feuerstätten stolzer Nomadenstämme lebt sie von ihren Legenden und ist weltweit längst zum Inbegriff einer geologischen Erscheinung geworden, von der sie in Wirklichkeit nur einen sehr kleinen Teil darstellt.

Archäologen haben sie erforscht, Paläontologen haben sie entschlüsselt, Naturwissenschaftler haben sie analysiert, Schriftsteller haben sie erträumt, Fotografen haben sie verstummen lassen.
Nackt und bloß scheint sie nun zu sein, aber ihre Geheimnisse bleiben ihr selbst vorbehalten. Unzählige Mitglieder einer facettenreichen Fauna aus Insekten, Reptilien, Skorpionen und Füchsen sind ihre diskreten, aber effizienten Wächter.
Ihrer Schönheit ist es gelungen, zu obsiegen, und alle Gefahren, Schrecken und Ängste vergessen zu lassen. Von allen Wüsten scheint sie die gezähmteste – wenn auch der Schein trügt.

Sie versteht es, sich zu verstellen, gibt sich warm, einladend und freundlich. Aber es kostet sie viel Kraft, diese Fassade zu wahren. Nach der demütigenden Zurschaustellung am Tag sucht sie in der kalten Härte der Nacht verbittert nach neuem Mut, nach Trost und Reinheit, bevor das erste Sonnenlicht sie überredet, einmal mehr souverän und kokett, warmherzig und unnahbar zu erstrahlen. Ihre Stille ist laut. Sie schreit unter der erbarmungslosen Hitze die immerwährenden Schmerzen ihres unaufhörlichen Wandels heraus.

Doch was macht sie so besonders, so anziehend und so vertraut?
Vielleicht sind es ihre sanften goldschimmernden Kurven, die sie zu der bekanntesten, weiblichsten, verheißungsvollsten und verführerischsten aller Wüsten machen. Vielleicht ist es der Klang ihres Namens, der uns in eine Welt der Zauber einlädt. Vielleicht ist es die Perfektion ihrer puristischen Linien, deren Perpetuum Mobile uns erfolgreich glauben lässt, dass sie für alle Zeiten unberührt und ursprünglich zu bleiben vermag. Vielleicht ist es die unnachahmliche Art, mit der sie ihre monumentale Größe umspielt und für einen einzigen Blick zugänglich erscheint.

Dass diese Frage nicht zu beantworten ist, macht geradezu ihre Faszination aus. Die Diva aus Sand verrät uns immer nur so wenig wie nötig, um unsere Neugier zu entfachen, unsere Phantasie zu beflügeln, uns Respekt und Bewunderung abzuringen, und uns ihre uralte, einen Hauch herablassende Jugend spüren zu lassen.

Dies ist der ganze Sinn ihres Namens – Sahara, die Wüste.

TEXTDATEN:
Beispiel eines klischeebasierten Textes zur Verwendung als Einleitungstext zu einer Fernsehdokumentation oder einem Bildband.
Themenbereiche: Tourismus, Dokumentationen, TV, Verlage, Zeitschriften, Bildkommentar
Textart: Ortsporträt, Bildtext
Textfarben: braun, beige, gold