Die eigene Handschrift fördern – Teil III
Bei Übungen zur Pflege oder Wiederentdeckung der eigenen Handschrift ist es wichtig, eine geeignete Schreibgeschwindigkeit einzuhalten.
Schon aus diesem Grunde ist das Abschreiben von Texten hier besonders sinnvoll. Während beim Schreiben von Briefen und Tagebucheinträgen die Hand dazu neigt, dem Fluss der sich aufdrängenden Gedanken nacheifern zu wollen, und ihr somit ein unnatürlicher, dem Wunsch nach einem sicheren und zügigen Festhalten flüchtiger Sätze nachkommender Rhythmus aufgedrängt wird, entsteht beim Abschreiben ganz von selbst ein gesundes Verhältnis zwischen Zeit und Schrift, durch das jeder herausbekommen kann, was er als seine persönliche Geschwindigkeit empfindet. Außerdem wird das Schreiben so zu einem Selbstzweck und ermöglicht eine konzentrierte und ablenkungsfreie Reflexion über den Vorgang und das Wesen des Schreibens an sich.
Grundsätzlich gilt: Die natürliche Schreibgeschwindigkeit des Einzelnen ist dann gegeben, wenn zum einen weder die Perfektion in Sinne von Schönschrift oder Kalligraphie angestrebt wird, zum anderen aber genau so wenig die Bewegung als hastig wahrgenommen wird. Wird der Augenblick des Schreibens als sinnlich und entspannend empfunden, ist die Geschwindigkeit meistens angemessen.
Zu stark verkürzte oder verkümmerte Über- und Unterlängen können ein Zeichen für zu schnelles Schreiben, übermäßig perfekte Buchstaben, ausgesprochen vorbildlich ausgeformte Sonderzeichen wie Umlaute, Satzzeichen usw. mitunter ein Indiz für übertrieben langsames Schreiben sein.
Durch das Herausfinden und Erreichen der schreibeigenen Geschwindigkeit wird gewährleistet, dass Buchstaben, Wortabstände und Zeilenverlauf einen Mittelpunkt, ein Gleichgewicht erhalten, um das jeder die persönliche Schreibtechnik verfeinern und weiterentwickeln kann.