Einen Füllfederhalter richtig testen – Teil IV

Der Geschwindigkeitstest – Zusammenarbeit zwischen Tintenleiter und Feder

In einem Füllfederhalter übernimmt der Tintenleiter die Rolle, die in einem Restaurant der Kellner innehat: Er ist dafür zuständig, dass die Feder in einem angemessenen Rhythmus mit einer angemessenen Menge Tinte versorgt wird. Arbeiten beide nicht gut zusammen, können zwei Situationen eintreten: Der Kellner bringt zu viel Essen an den Tisch, das die Gäste unmöglich so schnell essen können, oder aber er bringt die Gerichte in normalen durchschnittlichen Abständen an den Tisch, aber die Gäste essen so ungewöhnlich langsam, dass das Essen kalt wird und die Teller sich unberührt anhäufen – der Füller kleckst, weil die übermäßig zugeführte Tinte nicht verwendet wird und austritt. Es kann auch sein, dass der Kellner zu langsam ist und die Gäste sehr lange zwischen zwei Gängen warten und hungrig bleiben: Es tritt keine Tinte aus der Feder aus, der Strich wird nicht ausgeführt.
Um zu prüfen, ob die Zusammenarbeit zwischen Tintenleiter und Feder bzw. die Breite des Tintenleiters optimal sind, sollte über eine längere Zeit ohne Pausen und mit wechselnder Geschwindigkeit geschrieben werden. Dies beantwortet nicht zuletzt die Frage nach der Alltagstauglichkeit des Schreibgeräts.
Schreibgeräte – und insbesondere ihre Tintenleiter – werden dafür entwickelt, mit einer bestimmten Tinte mit Standardeigenschaften in Fließ- und Trocknungsverhalten zu harmonieren. Die Hersteller verkaufen nicht zuletzt deshalb sowohl in Patronenform als auch in Gläschen eine eigene Tinte, deren Verwendung sie ausdrücklich empfehlen. Wird aber eine andere Tinte eingesetzt – zum Beispiel, weil eine besondere Farbe gewünscht wird, die im Sortiment der jeweiligen Marke nicht angeboten wird -, kann ein ungünstiges Verhältnis zwischen Tintenleiter und Feder unschöne Folgen haben. Ist der Tintenleiter zu eng, ist die Verwendung einer Tinte mit hoher Pigmentdichte problematisch,. Ebenso macht ein zu kleiner Tintenleiter Schnellschreibern Probleme: Der Tintenfluß ist zu langsam, um mit der Schreibgeschwindigkeit mitzuhalten. Wird die Schrift auf einer Seite von Zeile zu Zeile heller, stimmt etwas mit dem Tintenleiter nicht oder er harmoniert nicht mit der Feder. Es ist zwar meistens kein Reklamationsgrund, aber es kann sich lohnen, um eine Nacharbeitung oder einen Austausch zu bitten. Es besteht ansonsten die Gefahr, dass Tintenleiter und Federwurzel ungewöhnlich schnell verschmutzen und verstopfen und deutlich häufiger gereinigt werden müssen. In extremen Fällen kann dann eine gründliche Reinigung sogar schon nach jeder halben Konverter-Füllung notwendig werden. Die Regelmäßigkeit der Farbabgabe ist nicht nur die Bedingung für einen hohen Schreibkomfort unabhängig von Handschrift und Tintenart, sondern auch für die „innere Gesundheit“ des Füllers.
Interessant ist es auch – insbesondere bei Kolbenfüllern -, zu testen, wie leicht oder umständlich sich die Reinigung ggfs. gestaltet. Hiervon hängt ab, ob dem Füller lieber grundsätzlich eine bestimmte Tintenqualität und -farbe zugewiesen werden sollte oder ob er flexibel verwendet werden kann.