Einen Füllfederhalter richtig testen – Teil III

Der Test auf unterschiedlichen Papieren – die Feder

Die Qualität der Feder lässt sich am besten mit dem Versuch beurteilen, auf unterschiedlichen Papieren zu schreiben. Grundsätzlich ist zwar nicht zu erwarten, dass ein Füller auf allen Papieren gleichermaßen gut schreibt – und Naturpapiere sollten aus naheliegenden Gründen ausgenommen werden -, allerdings kommt eine hochwertige und gut gewählte Feder mit einer relativ großen Bandbreite von Materialien zurecht, während eine eher minderwertige oder nicht passende Feder die Auswahl stark einschränken wird. Natürlich muss ein wenig differenziert werden, denn härtere Federn stellen andere Anforderungen an den Schreibuntergrund als elastischere – im Allgemeinen harmonieren härtere Federn z.B. schlechter mit sehr glatten Papieren wie Clairefontaine – und auch die Federbreite spielt eine Rolle, aber auch unabhängig davon lassen sich große Abweichungen im Toleranzverhalten feststellen.
Wer bereits Erfahrungen mit ersten Füllern gesammelt hat, wird sicher ein Papier kennen, auf dem alle Federn bisher ein gutes und durchgängiges Schriftbild erzielt haben. Zu den Papieren, die zuverlässige erste Werte liefern, gehören u.a. Oxford, Moleskine, Conqueror oder Precioso – wobei diese Liste bei weitem nicht erschöpfend ist. Schreibt der Füller schon auf diesen Papieren schlecht, erübrigen sich weitere Tests.
Danach können die Ergebnisse anhand anderer Papiere verfeinert werden, wobei möglichst viele Sorten und Preisklassen berücksichtigt werden sollten – Briefpapier, Terminkalender, Collegeblöcke sind hier hilfreich.

Verläuft der Test auf jedem Papier gleichermaßen unerfreulich, kann dies drei Gründe haben: Die Feder ist von schlechter Qualität, die Federeigenschaften sind für die jeweilige Handschrift nicht geeignet, die Federstärke ist falsch gewählt.
Im ersten Fall ist kaum etwas zu machen, in den beiden anderen lassen sich zumindest Lehren für die Zukunft ziehen.

Jeder Mensch hält sein Schreibgerät in einem einzigartigen Winkel und belastet die Feder an bestimmten Punkten mehr als andere. Deshalb sollte ein eingeschriebener Füller nicht verliehen oder von mehreren Personen benutzt werden. Einige halten den Füller ein wenig nach links geneigt, andere nach rechts, einige sehr flach, andere sehr steil. Manche wiederum wechseln ständig den Schreibwinkel, so dass die Feder an allen Seiten und Kanten schreibbereit sein muss. Nicht jede Feder zeigt sich hier verständnisvoll und arbeitet auch dann mit, wenn der tatsächliche Winkel nicht der theoretisch idealen Neigung zum Papier entspricht. Wer also nicht ständig (oder gar nicht) eine perfekte schulmäßige Schreibgeräthaltung pflegt, sollte darauf achten, eine Feder auszusuchen, die sich tolerant und anpassungsfähig zeigt.
Dabei darf allerdings nicht vergessen werden – dies gilt insbesondere für Füllerneulinge -, dass die Hand eine gewisse Zeit braucht, um sich an ein neues Schreibgerät zu gewöhnen. Damit ist nicht nur der Wechsel zwischen Kugelschreiber, Bleistift, Filzstift und Füllfederhalter gemeint: Länge, Gewicht, Durchmesser, Form, Oberfläche müssen von der Hand erst verinnerlicht werden. Ein Urteil sollte also auf keinen Fall vorschnell erfolgen.
Probleme können auch von der falschen Federstärke verursacht werden. Oft wählen Menschen mit kleinerer Handschrift ganz automatisch die F-Feder, was zwar logisch erscheint, aber durchaus kontraproduktiv sein kann, wenn zum Beispiel Ober- und Unterlängen unverhältnismäßig ausladend ausfallen oder immer sehr schnell geschrieben wird.

Manche Schwierigkeiten mit Strichzuverlässigkeit und Schriftbild rühren aber nicht von der Feder allein, sondern von der Zusammenarbeit zwischen Tintenleiter und Feder. Dies kann im nächsten Schritt geklärt werden.