Einen Füllfederhalter richtig testen – Teil I

Startbedingungen und Grundregeln

Auch wenn es meistens nicht möglich ist, einen Füller vor dem Kauf so ausführlich zu testen, wie es wünschenswert und eigentlich notwendig wäre, so ist es doch ratsam, das neue Schreibgerät zumindest zu Hause gründlich zu prüfen und auszuprobieren. Auf diese Weise lässt sich nicht nur ermitteln, mit welchen Tinten und Papieren es am besten harmoniert, sondern zum Beispiel auch, ob Tintenleiter und Feder unter Umständen nachbearbeitet werden müssen. Für Füllerneulinge ist es außerdem eine sinnvolle Übung, um die eigenen Vorlieben und Erwartungen zu entdecken, was beim nächsten Kauf hilfreich sein kann.

Diese erste ernstzunehmende Begegnung sollte in Ruhe und unverkrampft in einer ausgedehnten Mußestunde stattfinden. Sie sollte mit Vorfreude assoziiert, als Moment des Genusses und Chance betrachtet werden – nicht als zu erledigende Aufgabe. Geborgenheit, Entspannung und Privatsphäre gehören dazu. Der Schreibplatz sollte bequem und vertraut sein, und es ist nicht ganz unwichtig, dabei ungestört und unbeobachtet zu sein.

Anfänger machen oft den Fehler, das Schreibgerät auf einem Blatt Papier auszuprobieren, das direkt auf dem Tisch liegt. Es ist nicht zu empfehlen. Ein etwas dickerer Papierstapel, ein Schreibblock oder ein Heft sind besser geeignet, um die tatsächlichen Eigenschaften der Feder wie Biegsamkeit, Schrägung, Glätte zu beurteilen. Auf jeden Fall sollte der Füller auf Papieren getestet werden, mit denen er später verwendet werden soll.

Desweiteren genügt es nicht, um ein Schreibgerät kennenzulernen, lediglich immer wieder den eigenen Namen oder denselben kurzen Satz zu schreiben. Ein etwas längerer Text ist notwendig, um sich ein wirkliches Urteil bilden zu können. Es ist natürlich möglich, eine Seite aus einem Buch abzuschreiben, wobei anzumerken ist, dass der Vorgang des Abschreibens den Schreibrhythmus beeinflussen kann und das Testergebnis dadurch manchmal leicht verfälscht wird. Besser ist es, sich eine kleine Geschichte einfallen zu lassen, darüber zu schreiben, wie der neue Füller ausprobiert wird, einen Brief an einen fiktiven Freund zu verfassen, oder sich in Nonsens zu üben. Wichtig ist nur, dass der Text durchgehend und flüssig geschrieben wird.

Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass der Test eines Schreibgeräts viele Phasen und Stufen einschließt und nicht nach einem einzigen Tag als abgeschlossen betrachtet werden kann.