Empirische Methodologie zur Prüfung einer Tinte – Teil I

Teil I: Grundlagen

Mit Tinten-Samplern und –Farbkarten ist es nicht so einfach. Naturgemäß werden sie unter optimalen Bedingungen anhand optimaler Materialien hergestellt. Genau wie beim Aussuchen eines Füllfederhalters im Fachgeschäft das Probeschreiben nur begrenzt aussagekräftig ist und lediglich zur groben Grundorientierung dient, sind Tintenmuster aller Art mit Vorsicht zu genießen. Kaum jemand schreibt in der Echtsituation auf einem idealen Papier mit völlig identischer chemischer Zusammensetzung und perfekt übereinstimmendem Säuregehalt – von dem Einfluss von Federeigenschaften und Tintenleiter ganz zu schweigen.
Um böse Überraschungen bei der Auswahl einer Tintenfarbe zu vermeiden, ist es also ratsam, zu prüfen, wie sich die Tinte auf unterschiedlichen Untergründen und in unterschiedlicher Konzentration verhält.
Steht von Anfang an fest, zu welchem Zweck die Tinte verwendet werden soll – etwa für Korrespondenz auf einem bestimmten Briefpapier –, sollte zunächst auf diesem Medium getestet werden. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass sich der erzielte Eindruck mit der nächsten Post-, Geburtstags- oder Weihnachtskarte farblich grundlegend ändern kann. Ist der Gebrauch unterschiedlicher Schreibgründe geplant, empfiehlt sich, neben einem Grundmuster auf dem gebräuchlichsten Papier einen Textabsatz von mindestens 10 Zeilen auf jedem einzelnen Medium zu testen.
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Hier wird deutlich, wie unterschiedlich sich das Papier auf die Tintenfarbe auswirkt.

Noodler’s Walnut auf Moleskine, Gohrsmühle und Clairefontaine. cimg9847-01