Aus dem Fernseher auf den Tisch

Jeder, der schon einmal etwa eine amerikanische Krimiserie im Fernsehen gesehen hat, kennt sie. Sie sind groß, sie sind gelb, und die Schauspieler halten sie so ostentativ auf Knien auf einer Parkbank, hoch in der Luft winkend in Fluren und Gängen, brav geordnet auf ihrem Schreibtisch, dass es unmöglich ist, sie nicht zu bemerken: die Legal Pads. Doch mehr als ein geschickt in Szene gesetztes filmisches Ausstattungsmerkmal sind sie in erster Linie ein Stück amerikanischer Alltag, und die Faszination, die sie auf europäische Anwender ausüben, ist zunächst gerade darin begründet.

Ihre Geschichte geht auf Thomas Holley zurück, der in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in Zusammenarbeit mit der American Pad and Paper Company nach einer Möglichkeit suchte, Randstücke, wie sie nach dem Zuschnitt von festen Formaten entstehen, sinnvoll zu verwerten.
Aus den kleinen Notizblöcken, die dabei entstanden, entwickelten sich nach und nach größere Schreibblöcke, deren Hauptmerkmal darin bestand, dass sie liniert waren und einen 1,26 Zoll breiten Rand aufwiesen. Insbesondere Juristen fanden in diesen Pads, die zudem aufgrund ihrer Größe und Farbe selbst in umfangreichen Mandantenakten optisch besonders schnell wieder zu finden waren, die Antwort auf ihren aufgrund ihrer Arbeitsstrukturen erhöhten Papierbedarf und fungierten später als Namensgeber für die auch in anderen Berufsgruppen und in der breiten Bevölkerung immer beliebteren Notizblöcke.

Mit der Zeit kamen – nicht zuletzt in Folge der internationalen Normierung von Papiergrößen – immer mehr Formate und Farben hinzu, wenn auch der Begriff weiterhin mit der Farbe gelb assoziiert wird. So gelten Blöcke in rosa, hellblau und weiß, die ebenso zu beziehen sind, heute noch als nicht ganz stilecht. Zudem sind Juristen längst nicht mehr die einzige Klientel.

Über den tatsächlichen Ursprung der traditionellen Farbe gelb streiten wiederum die Experten. Die American Pad and Paper Company weist darauf hin, dass die Farbe wahrscheinlich so gewählt wurde, weil gelb eine anregende Wirkung auf das kreative Denken haben soll. Andere Ansätze, wie die Vorteile des Kontrastes zur schwarzen Schrift insbesondere des Bleistifts, die vermutete augenschonende Wirkung, technische Erklärungen, nach denen die Farbe gelb am besten zu verdecken vermochte, dass es sich bei dem Produkt um Recyclingmaterial gehandelt hatte, oder auch das pragmatische Bestreben, ein Papier zu schaffen, das auch bei langem Verbleib in Akten und Archiven nicht vergilbt und unansehnlich wird, finden sich zuhauf in der Literatur.
Während gerade dieses Gelb in Europa zum Mythos „Legal Pad“ gehört, verabschieden sich amerikanische Anwaltskanzleien immer mehr von dem herkömmlichen Farbton und bestellen nunmehr weiße Pads, da gelbes Papier von den Recyclingunternehmen immer häufiger als nichtwiederverwertbar nicht angenommen wird. So setzen die Hersteller als Absatzmarkt für die gelben Pads immer stärker auf den europäischen Markt.