Hagelgewitter

Es hatte sich nichts angedeutet.
Der Tag war warm und leicht gewesen, die Abendluft weich und grün, von Gerüchen unbeschwert.
Rotkehlchen und junge Amseln teilten sich ohne Hektik einen ausgedehnten Feierabend.
Die Natur war der Sonne nicht müde, ganz unauffällig war das strahlende Blau verblaßt.
Holz, Stein und Moos ruhten wieder kühl in sich selbst. Erwartung hing nicht zwischen den Bäumen.
Selbst Maus und Meisen ahnten nichts.
Entspannte Sicherheit trotzte spöttisch der Vorhersage, zerstreute fast überheblich Warnungen.
Im kaum merklichen, streichelnden Windhauch verschwamm sommervergessen die Wirklichkeit.

Es war schon tiefe Nacht, als der Himmel hereinbrach.
Ein violetter Pinselstrich auf noch feuchtem, gelbem Aquarell brandmarkte die Stadt.
Bald wichen Paukenschläge harmlos und beschämt vor der zerstörerischen Harmonie auf das Geländer hämmernder Orgelklänge zurück.
Die Flut drang durch die Wand, durch den Boden, durch die Decke, durch den Morgen.
Sinnlose Aufräumarbeiten im durchnäßten Keller färbten über den Tag die Sonne grau, die Hitze weiß und die Stunden bleiern.
Fetzen von Grün im leidenden Garten reichten ihre helfende Hand – zurück ins Heute.