„Cafe“ by Matt White

Die Fahrt hatte sich viel zu lange schon hingezogen. Mit jeder Minute schien sich die unerbittlich gerade Straße, die in der kaum noch erträglichen Hitze flimmerte, etwas mehr auszudehnen, sich in eine endlose, kafkaeske Zeitlupe zu strecken, als weigerte sie sich, dem Ziel näher zu kommen. Die Luft, die durch die offenen Fenster hineinströmte, brachte keine Erleichterung, nur Trägheit und Gereiztheit. Die kleine Ortschaft und der erste Baum, der Schatten zu spenden schien, wirkten nach dem langen Warten auf einmal wie eine Fata Morgana, wie ein Sprung in eine andere Dimension. Aus einer unscheinbaren, einsamen Bar dröhnten laute Stimmen hinaus und vermischten sich mit dem Geruch von billigem Wein und saurem Kaffee. Vor dem Eingang unterhielten sich zwei ältere Männer mit jener einsilbigen Vertrautheit, die Einheimischen in kleinen Provinzstädten eigen ist. Dass sie unter der brütendheißen Sonne Blousonjacken trugen, ließ die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit unsicher dahinschmelzen. Für Fremde war hier jedenfalls kein Platz.

 

 

Es gibt einige Aquarellisten, die ich bewundere. Unter ihnen aber hat Matt White einen ganz besonderen Platz – nicht nur wegen seiner unvergleichlichen Behandlung von Licht, Schatten und Stimmung, der ehrfurchtgebietenden Meisterschaft seines Könnens und seiner unverwechselbaren, immer erkennbaren Handschrift, sondern auch weil seine Bilder es verstehen, mit nur wenigen Mitteln Geschichten von atemberaubender Dichte zu erzählen.
Ganz herzlichen Dank an Matt White für seine Erlaubnis, sein faszinierendes Bild „Cafe“ in meinem Material, dem Text, umsetzen zu dürfen. Es ist mir eine große Ehre.

Andere Werke des Künstlers sind auf seiner WEBSITE zu sehen.