Autor: Martine

Winterabend

Im tiefen Blau der sternlosen Nacht sind Himmel und Menschen verschwunden. Die Dunkelheit hallt schwer auf Hecken und Zäunen. Unter der kalten Luft bleibt der leere Bürgersteig pudrig-grau, trocken und…
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Schwebende Watte

Der Herbst hat sich vergessen. Nur wenige Kraniche zogen am Himmel fort, das Laub blieb still, stumpf, feucht, kalt, schwer und schwarz. Anachronistische Leere prägt am Abend die matten Straßen.…
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September

Warmherziges Licht umhüllt die schmalen Gassen. Der Schatten ist tiefer geworden, zarter Luftzug bewegt fast unmerklich die Seiten eines beschriebenen Heftes. Die Sonne neigt sich der Stadt entgegen, die im…
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Spätsommer

Die Hitze wird altersmilde. Die Sonne hat ihre Schärfe verloren. Im lauen weichen Wind, der selbst am Nachmittag nun grüner anmutet, gibt sie sich goldenträge. Diesiges Licht schwebt melancholisch unentschlossen…
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Sommermorgen

Die Sonne scheint bereits. Der frische Duft von Seife zieht an den Kacheln vorbei und verlässt heimlich das Badezimmer. Der Himmel strahlt mit vertrauter Heiterkeit in einem tiefen Blau. Ein…
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Vorboten

Auf einmal ist die Luft, die tot und bleiern in der Sonne gelegen und sich widerspruchslos der Hitze gefügt hatte, wieder lebendig. Die einst trägen großen Zweige rascheln nun grün…
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Am Ende eines heißen Tages

Das helle grobe Leinen des Sessels, das andernorts, in der Kälte des Winters, rauh schiene, verwöhnt die gebräunten Beine. Sein herber Duft lädt das staubvergilbte Papier des alten Buches ein,…
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Abenddämmerung

Der Tag war gleißend heiß und windig. Nach dem sonnigen Überschwang bringt klare Abendluft eine fast vergessen kühle, überraschende Berührung. Weicher Stoff umhüllt ungezwungen die noch duftenden Schultern, der Rücken…
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Leinen

An Orten des Sommers ist das ecrufarbene Tuch ein Signal. Zeitgemäß stylische Sonnenschirme, edle Poolkabanen, luxuriöse Liegen, flatternde Markisen, knatternde Segel erzählen von Reichtum und Hochmut – als seien das…
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Leere Hütten

Zwischen Bergen und Feldern, zwischen Hügeln und Landstraßen sind es in den Landschaften des Sommers nicht die Häuser, Kirchen und Schlösser, die den Süden erzählen. Es sind Gebäude, in denen…
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Fahrt nach Süden

Die Straße hat vergessen, grau zu sein. Unter der Sonne zieht sich der lange Streifen kalksteinhell zwischen dem bläulichen Felsen und dem dunklen Laub, das von einem schmalen goldenen Saum…
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Morgengrauen

In den letzten Augenblicken, bevor der Tag wirklich erwacht, wenn die Sonne ihre Strahlen erst andeutet, ist das Meer noch nicht Meer. Leicht wie ein sanfter Schal aus feiner blaugrauer…
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Staub

Während Staub im Norden verlassene und einsame Orte, ungenutzte und ungeliebte Gegenstände heimsucht, sich im Inneren kalter Bauten versteckt, demonstrativ Nachlässigkeit bloßstellt oder Vergangenheit adelt, ist er an Orten des…
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„Cafe“ by Matt White

Die Fahrt hatte sich viel zu lange schon hingezogen. Mit jeder Minute schien sich die unerbittlich gerade Straße, die in der kaum noch erträglichen Hitze flimmerte, etwas mehr auszudehnen, sich…
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Weihnachtsmorgen

Die kleinen Quadrate der Fensterscheiben zeigen etwas Rauhreif. Der weiße Holzrahmen wirkt grau, alt und warm. Die Luft ruht kalt und entspannt über dem unberührten blauen Schnee. Nicht einmal ein…
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Sommerbrot

Ein trockener, harter Geruch drängt sich in den frühen Morgen. Er ist für diese noch kühlen Stunden zu warm und zu schwer, und stört die schüchterne Brise, die behutsam in…
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„Two Cushions“ by Sophie Ploeg

Die frühen Stunden waren kühl gewesen. Ein leichter Wind vom fernen Meer war über das geblümte Gras erwachender Wiesen gestreift und drang durch die weit offene Terrassentür hell ins Haus.…
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Regenwochen am Fenster

Leichte milchige Säure erfüllt kreidegrau den dumpfen Raum, der in der Blässe des kahlen, stumpfen Tages immer unentrinnbarer erstickt. In der Enge der klammen Wände wächst starr die Leere. Hinterlistige…
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An einem Sonntag im Dezember

Sinnloser Schnee fiel über Nacht. Bereits am frühen Morgen hatten leichte Besen mit müheloser Überheblichkeit in die perfekte Schicht ihre graphischen Muster gezogen, doch bald mutete sogar ihr Tun lächerlich…
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Feld im Winter

Unschlüssig düstere Bäume wachen über brache Furchen, in denen der Schlamm ewig heimisch scheint. Krümelige Pfützen zeugen noch vom Leben, das sich hinter den Lichtungsrand zurückgezogen hat. Die Luft schaudert…
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Warten auf den Sturm

Schmutzige Watte ruht in ordentlichen Lagen über der Stadt. Ab und zu werden ihre dicken rund-glatten Falten vom Tanz kleiner vorwitzig und schadenfroh grinsender Rußfahnen aus nahen Schornsteinen durchsetzt, deren…
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Novembermorgen am See

Noch ist der erste Schnee nicht gefallen, doch knirscht die Luft eisig im knallenden Schrei der Krähen. Der See glänzt weiß unter dem grauen Dampf der nebligen Bäume. Wehende Gräser…
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Der Stuhl

Die Gasse ist so schmal, dass sich nicht einmal Platz für einen Bürgersteig findet. Kaum jemand verirrt sich hierher, Fahrzeuge kommen nicht vor. Zwischen den verwitterten alten Mauern, die in…
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Der Tag der alten Herren

Die Sonne scheint wie immer, der Himmel ist gewohnt strahlendblau. Doch heute ist etwas anders. Die frühen Morgenstunden ließen jene grüne Kühle vermissen, die die Luft scharf und klar färbt.…
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Landweg im August

Der Staub vor den hohen verbrannten Gräsern am Straßenrand macht träge. Selbst der Rollsplitt knirscht nur noch dumpf und leise. Die Stille wirkt schwer, müde und krank. In den zu…
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Süße Hitze

In der ewigen Gleichförmigkeit der Sonne ist das Leben nicht mehr individuelle Frage, sondern allgemeine Gewissheit. Es zu quantifizieren, in Kategorien einzuteilen, wird überflüssig. An Orten des Sommers haben Werte…
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Schneeabend

Mit leisem, beinahe lautlosem Groll hatte sich der Schnee die stumpfe Geschäftigkeit eines Wochentags zunutze gemacht. Es schien, als habe in einem unbeobachteten Augenblick eine dezidiert fleißige List alles Schwarz…
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Wintertag

Frost und Schnee haben sich die Nacht geteilt. Die Luft steht still, aufgeregt und klar. Unerbittliche Schärfe zeichnet in zu perfekten Linien elektrisierende Bilder des Innehaltens. Die Zeit entzieht sich,…
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Mittag

Tageszeiten haben überall ihre eigenen Farben, Gerüche und Klänge, ihre Funktion und Vorzüge. An Orten des Sommers ist die Mittagszeit von allen die sinnloseste. Sie ist ein Warteraum voller Frust,…
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Regentage

Sonne schafft Ewigkeit … Sie hebt die Zeit auf und verwandelt sie in einen beruhigend gleichmäßigen Fluss. Sie verbannt Eile und Hektik, weil sie Angst und Zweifel jeder Stimme beraubt.…
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Saisonbeginn

Die Saison beginnt mit einem Geräusch. Ein leichtes, halb polterndes, halb kratzendes Schleifen ist zu hören. Erst schüchtern, unsicher, zögernd schleicht es sich aus einem alten Haus, das Monate lang…
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Sahniger Morgen

Bis spät in den Vormittag hinein beherrscht ein gebrochenes Weiß die Stadt. Es ist nicht sichtbar, aber man kann es hören, schmecken und riechen. Wenn der Himmel noch nicht blau,…
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Wind

Wenn im nördlichen Wald Wind aufkommt, entbrennt im Nu ein aufmerksamer Dialog. Im Klangkörper der Laubbäume entladen sich selbst harmlose Böen viel zu früh zu einem beängstigenden Wasserfall. Es ist…
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Süden

Es gibt Orte, an denen der Sommer nie zu Ende geht. Selbst wenn die Sonnenstrahlen längst nicht mehr heiß sind, wenn die Farben fahl, der Wind kraftvoll und bissig wird,…
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Herbstmorgen

Dass es Max hieß, war dem Eichhörnchen nicht bewusst. Was es sich allerdings sehr gut merken konnte, war, dass es auf dieser Terrasse auch schon im frühen Herbst Hasel- und…
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Das erste rote Blatt

In südlicheren Ländern löst der Herbst nur ganz unmerklich den Sommer ab. Er bewahrt dessen fröhliche Unbeschwertheit bis in die kalten Tage hinein, trägt sie fort, als würde er ewig…
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Hagelgewitter

Es hatte sich nichts angedeutet. Der Tag war warm und leicht gewesen, die Abendluft weich und grün, von Gerüchen unbeschwert. Rotkehlchen und junge Amseln teilten sich ohne Hektik einen ausgedehnten…
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Am Zaun

Es war ein seltsamer Morgen. Die frische, klare Luft, die durch die weit geöffneten Fenster ungehindert hereinströmte, hatte auf einmal jenen Duft, der einen heißen Tag verspricht, wenn der Wind…
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