Das Buch der Blogger – zurück zur Schrift

bloggerbuch Ein überaus reizvolles und intelligentes Projekt beschäftigt zur Zeit die Bloggerwelt. Es geht um die Rückkehr zur Schrift in ihrer ursprünglichsten Form.

Das Prinzip ist einfach. Von Berlin aus soll ein Moleskine-Buch an freiwillige und ausgesuchte Teilnehmer verschickt werden, in dem Blogger sich jeweils auf einer Seite mit Gedanken, Kritzeleien, Collagen, und was ihnen sonst einfällt oder wichtig ist, verewigen dürfen. Das Buch wird dann einer gesteuerten Liste folgend von Blogger zu Blogger weiter verschickt werden, idealerweise bis es vollgeschrieben oder -gezeichnet an den Initiator zurückgesendet wird, um dann für einen guten Zweck versteigert zu werden. Bloggen offline und gemeinschaftlich.

Was so unter dem Namen BUCH DER BLOGGER präsentiert wird, ist nicht nur ein faszinierendes Experiment – erinnert es doch in gewisser Hinsicht an die von Klaus Hömberg im Frankfurter Museum für Kommunikation 2001 präsentierte Sammlung „DIN ART 4 – 560 Künstler und ein Formular“ –, sondern auch Grund zu Optimismus. Auch in virtuellen Zeiten ist das Handgeschriebene also nicht ganz vergessen. Ganz im Gegenteil findet die Idee in den relevanten Foren, die bekanntlich eher von den jüngeren Generationen besucht werden, großen Zuspruch: Die Anzahl der Bewerber und Interessenten steigt täglich, der Erfolg scheint zum Greifen nah.

Auch das gewählte Medium ist nicht gerade für die im Allgemeinen hier angesprochene Altersgruppe typisch: Die Entscheidung fiel ausgerechnet zugunsten des legendären und zeitlosen Moleskine-Hefts, das somit, nachdem es in den letzten Jahren allzu häufig zum demonstrativen Ausdruck modebewussten Snobismus‘ wurde, hier zu seiner eigentlichen Bestimmung zurückfinden kann. Hemingway würde es uns danken.

Als positiv zu verzeichnen ist ebenfalls, dass die Kommentare und Bewerbungen, die auf der Homepage eingehen, mitunter von einer im Web 2.0 ansonsten verloren gegangenen stilistischen Qualität und einem ungewohnten Sprachwitz zeugen.

Dem Projekt sind rege Beteiligung und ein glücklicher Abschluss zu wünschen. PAPIER-TINTE-SCHRIFT wird weiterhin darüber berichten.

Bild: Marcus O. Mielke – mit freundlicher Genehmigung